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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mit
feistem Gesicht — rauchte wieder Zigarre und formte
blaue Rauchringe mit dem Mund. Ein gespannter Ausdruck lag auf dem flachen
Gesicht. Der Mann hieß Dieter Brestler.
    „War besser“, meinte er, „daß
die alte Unken mich nicht gesehen hat, vorhin. Daß ich dich ihr empfohlen habe,
Irene, ist eine Sache. Daß ich hier rumhänge, eine andere. Naja, sie wird früh
genug merken, was läuft. Im Moment ist das nicht unsere Sorge. Trotzdem gibt’s
ein Problem.“
    Wolmhus nickte. „Dieter hat
recht.“
    „Habe ich immer“, sagte
Brestler.
    Irene Lobitz löste endlich den
Blick von Oma Unkens Schmuck. „Fast eine halbe Million ist er wert. Aber das
reicht noch lange nicht für unseren Neu-Anfang in Südamerika. Wir brauchen das
Zehnfache, bevor wir abhauen. Verkaufen können wir alles nur zum halben Preis,
bestenfalls. Und wieviel brauchen wir für ein angenehmes Leben, wenn wir uns in
Rio zur Ruhe setzen? Drei, vier Millionen — das brauchen wir mindestens. Also
schafft mir Kunden ran, die ihren Schmuck in Kommission geben. Wertvollen
Schmuck! Und Kunden, die warten können, bis wir für uns genügend haben.“
    „Jaja“, sagte Wolmhus, der mit
Vornamen Charles hieß. „Es ist nicht einfach.“
    „Die Unken war ein Glücksfall“,
nickte Brestler. „Hat sich auf dein Inserat jemand gemeldet?“
    Irene Lobitz hob die Achseln.
„Drei alte Tanten, die aber nur Kleinkram haben. Lohnt sich nicht. Dicke Klötze
müssen her! Ich sag’s nochmal: Pfundweise Schmuck müssen wir in der Tasche
haben, wenn wir türmen.“
    „Zunächst mal“, knurrte
Brestler, „brauchen wir Bargeld. Damit wir über die Woche kommen. Ich bin fast
pleite.“
    „Ich auch“, sagte Wolmhus.
    „Pleite bin ich längst“, meinte
Irene, „und die Miete für diesen verdammten Laden ist fällig. Ebenso für die
Wohnung. Jungs, schafft Geld ran. Sonst scheitert unser großer Coup an solcher
Läpperei.“
    „Weib!“ stöhnte Charles.
„Siehst du nicht, wie wir uns die Beine ausreißen? Ist ja Wahnsinn, was wir
alles einfädeln. Gleich“, er sah auf die Uhr, „kommt das Drogen-Ding mit dem
Apotheker dran. Bringt uns, wenn es klappt, eine Menge Kohle. Außerdem...“
    „Es muß klappen“, fuhr Brestler
dazwischen. „Weshalb denn so kleinmütig?“
    „Mann, Dieter!“ Das
Pferdegesicht schien sich zu straffen. „Du selbst hast doch eben von Sorgen
geredet. Weil immer was schiefgehen kann. Wie mit den Kids.“
    „Welche Kids?“ fragte Irene.
    „Wir waren draußen in der
Lindenhof-Allee“, berichtete Wolmhus. „Vorsichtshalber. Vielleicht kommt der
erste Brief schon heute. Wir wollten den Postboten beobachten. Haben wir auch.
Zum Glück blieben wir weit entfernt von dem Fiedler-Haus. Sonst hätten die Kids
uns erkannt.“
    „Welche Kids?“ fragte Irene zum
zweitenmal.
    „Vier“, Wolmhus rieb wieder
sein Pferdegesicht. „Mit Fahrrädern. Drei Jungs, ein Mädchen. Sie haben den
neuen Briefkasten bemerkt und sich offenbar Gedanken gemacht. Was aber das
Schlimmste ist: Zwei der Jungs kennen mich. Sie waren hier. Vorhin. Die Enkel
der alten Unken.
    Irene ließ den Mund offen. „Der
kleine Dicke und der große Lockenkopf?“
    „Ja, die. Oder waren sonst
irgendwelche Kids hier?“ meinte Wolmhus patzig.
    „Hör auf, an deinem Gesicht
rumzureiben! Schöner wird’s nicht. Du weißt, ich kann’s nicht leiden. Man faßt
sich nicht ins Gesicht — schon gar nicht in Gegenwart einer Dame.“
    Brestler griff ein,
beschwichtigend. „Hört auf! Ihr streitet euch wie ein altes Ehepaar — und seid
noch nicht mal verehelicht. Aufhören! sage ich. Kann man denn überhaupt
arbeiten mit euch? Also: Die Kids haben sich über den Briefkasten gewundert.
Aber sie haben nichts unternommen. Trotzdem müssen wir vorsichtig sein.“
    „Woher weißt du, daß sie nichts
unternommen haben?“ fragte Irene. „Vielleicht sind jetzt die Bullen bei der
Adresse — und überlegen, wer das ist: Hever GmbH — Dr. Galmberg und Co.“
    „Eben nicht.“ Brestler
schwenkte seine Zigarre. „Wir haben die vier beobachtet. Sind ihnen ein Stück
gefolgt, als sie stadteinwärts fuhren. Bemerkt haben sie uns nicht. Der Abstand
war riesig. Die Kids sind in Richtung Altstadt — nicht zu den Bullen.“
    „Ob da ein Zusammenhang
besteht?“ überlegte sie. „Die Enkel der Alten kommen hierher, sind dann
ausgerechnet dort — oder wohnt die Alte in der Lindenhof-Allee? Nein, tut sie
nicht. Ganz woanders. Hm, kann ja Zufall sein.“
    Brestler gähnte. „Wir

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