Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
dunkler, und in nicht allzu großer Entfernung zuckten die ersten Blitze auf.
    Herzog Maximilian war aus seinem Wagen gestiegen und stand nun auf dem Bock neben dem Kutscher. »Verdammt, Wirt, du bekommst dein Geld schon noch. Aber dafür muss ich zuerst nach Brügge zurück. Jetzt habe ich nicht so viel bei mir.«
    Der Wirt lachte höhnisch. »Vielleicht können Eure Leute zusammenlegen, Euer Durchlaucht, und für Euch geradestehen. Sorgt aber dafür, dass genug Geld zusammenkommt. Umsonst gibt es für Euch nicht einmal mehr eine Strohschütte im Pferdestall. Ich bin es leid, jedes Mal vertröstet zu werden, wenn ich meine Forderungen stelle.«
    Orlando lachte Lea ins Ohr. »Ich glaube kaum, dass Herzog Maximilian und seine Leute trotz ihrer prunkvollen Erscheinung zusammen mehr als zwanzig Gulden im Beutel tragen. Die italienischen Bankiers nennen ihn nicht umsonst Massimiliano senza denaro.«
    »Was heißt das?« Lea kannte zwar etliche italienische Begriffe aus ihren Notizbüchern und der Geschäftskorrespondenz, aber sie hatte sie noch nie als gesprochene Worte vernommen.
    »Maximilian ohne Geld«, belehrte Orlando sie lächelnd. Er schien nachzudenken, denn er rieb sich mit dem rechten Zeigefinger über die Nase und sah Lea dann fragend an, »Wie viel gemünztes Gold hast du bei dir?«
    »Vielleicht dreihundert Gulden«, antwortete sie verblüfft und ärgerte sich im selben Moment, weil sie es ihm so unbedacht verraten hatte.
    »Ich habe auch noch ein paar Gulden im Beutel. Zusammen könnte es reichen. He Wirt!« Orlando winkte dem Besitzer der Herberge heftig zu.
    »Was willst du, Kerl?« Der Wirt war über die Störung sichtlich verärgert.
    Orlando ließ sich jedoch nicht einschüchtern. »Mit wie viel steht der Herzog bei Euch in der Kreide?«
    »Mit fast fünfhundert Gulden, deren größter Teil mit Verlaub gesagt noch von der Brautfahrt des hohen Herrn stammt, und die liegt fast fünfzehn Jahre zurück.« Der Wirt schnaubte zornig und befahl seinen Knechten, ja Acht zu geben, dass ihnen der Herzog nicht entkam.
    »Für fünfhundert Gulden behandelt ihr den edelsten Herrn der Christenheit wie einen Strauchdieb?« Orlandos Stimme triefte vor Abscheu.
    Der Wirt winkte verächtlich ab, aber seine Stimme klang erheblich höflicher. »Für Euch mag es wenig sein, aber für mich ist es der halbe Wert meiner Herberge, und der Steuereintreiber meines Herrn ist weniger langmütig, als ich es dem Herzog gegenüber war.«
    Orlando nickte verständnisvoll. »Das kann ich mir vorstellen. Trotzdem darfst du nicht so edle und vornehme Männer bei diesem Wetter im Freien stehen lassen. Es tröpfelt bereits.«
    Der Wirt schnaubte wie ein Zugochse. »Ohne Geld gibt es kein Dach über den Kopf!«
    »Wer sagt, dass Ihr kein Geld bekommt? Mein ephraimitischer Freund und ich werden die Schuld des Herzogs begleichen, damit er hier so aufgenommen wird, wie es einem noblen Herrn zukommt.«
    Lea schnappte bei Orlandos Worten nach Luft. »Wie käme ich dazu?«
    Orlando legte ihr die Rechte auf den Mund und befahl ihr, still zu sein. »Ich weiß schon, was ich tue! Es wird unser beider Schaden nicht sein.«
    Dem Hauptmann der Trabanten juckte es sichtlich in den Fingern, dem renitenten Wirt eine Abreibung zu verpassen. Einer der Edelleute, die mit im Hof eingesperrt waren, befahl ihm jedoch zu schweigen. Er lenkte sein Pferd zu dem Balkon, auf dem Lea und Orlando standen, und zog seinen grauen, mit roten und blauen Federn geschmückten Hut, sah den Juden aber nicht an.
    »Ich danke Euch im Namen meines Herrn. Es ist wirklich an der Zeit, diese Farce zu beenden.«
    Während Orlando die Verbeugung formvollendet erwiderte, schniefte Lea empört. Orlando fasste sie am Nacken und beugte ihren Kopf. »Weißt du nicht, wie man sich vor einem hohen Herrn verbeugt?«, fragte er leise.
    Leas Wut bekam dadurch noch mehr Nahrung. Sie hatte ihren Rücken so oft vor dem Hartenburger Markgrafen, dessen Sekretär und einigen seiner Hofschranzen krümmen müssen, dass sie all die hohen Herrschaften hasste, die die Ehrerbietung der einfachen Leute als ihr natürliches Recht auffassten. Der Wirt schlug mit der Faust auf das Fensterbrett. »Erst will ich Geld sehen!«
    »Das wird sogleich geschehen!«, rief Orlando zu ihm hoch und blickte Lea fordernd an. »Wo hast du deine Gulden?«
    Da sie nur störrisch das Kinn vorreckte, drehte er sich um, trat in den Flur, in dem er ihr die Kiepe abgenommen hatte, und durchsuchte sie unter Jochanans heftigem

Weitere Kostenlose Bücher