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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und Forken in den Händen auf die Herberge zu, und sein Grinsen wurde noch breiter. »Herzog Maximilian scheint hier nicht sonderlich beliebt zu sein.«
    »Was hat das zu bedeuten?« Lea deutete auf den Knecht, der auf die Herberge zugerannt kam und lauthals brüllte, er habe den Zug des Herzogs kommen gesehen.
    »Komm weg von hier!«, gab Orlando statt einer Erklärung zurück. Als Lea nicht gleich reagierte, packte er sie und zog sie mit sich. Jochanan, der nicht das Geringste verstand, beschloss, Lea nicht aus den Augen zu lassen, aber erst einzugreifen, wenn Fischkopf ihr so nahe kam, dass ihr Geheimnis in Gefahr geriet.
    Orlando führte Lea in das Hauptgebäude der Herberge, einen lang gestreckten Bau, der über dem gemauerten Erdgeschoss zwei weitere, aus Fachwerk errichtete Stockwerke besaß, an welchen mehrere Holzbalkone entlangliefen. Während Lea auf sein Geheiß die schwere Kiepe abstreifte und in eine Ecke stellte, öffnete Orlando ungeniert einen der bereits verriegelten Zugänge zu dem Balkon im obersten Geschoss, trat hinaus und zog sie mit sich.
    »Dort kommt der Herzog!« Orlando drehte Lea wie eine Puppe Richtung Norden und deutete auf die Straße, wo eben eine kleine Reiterkavalkade unter wehenden Bannern um die Ecke bog. Die polierten Harnische der Männer glänzten im Licht der sich schon nach Westen neigenden Sonne wie Silber, und die Farbenpracht ihrer federgeschmückten Helme übertraf alles, was Lea bis jetzt gesehen hatte. Den Reitern folgte ein von sechs Grauschimmeln gezogener Reisewagen von enormer Größe. Deichsel, Naben und das tonnenförmige Dach waren mit vergoldeten Verzierungen bedeckt, und die Wände trugen die Wappen von Burgund, Habsburg und dem Reich. Dem Wagen folgte eine Gruppe Berittener in buntscheckiger Kleidung, und hinter diesen tauchten nach und nach mehrere Trosswagen auf, denen sich eine kleine Schar Ritter in schimmernder Wehr als Nachhut anschloss. Alles in allem waren es mit Knechten und Bediensteten mehr als einhundert Mann, die sich der Herberge näherten.
    Lea fragte sich, was die fünfzig oder sechzig nur mit Arbeitsgerät bewaffneten Bauern, die sich hier versteckt hielten, gegen all diese Leute ausrichten konnten, kam aber nicht dazu, Orlando zu fragen, denn in diesem Augenblick erreichte die Vorhut des herzoglichen Reisezugs das weit offen stehende Tor. Die Männer trabten auf den Hof und auf den Wink eines Herbergsknechts weiter durch den linken der beiden Durchgänge. Der dichtauf folgende Reisewagen des Herzogs wurde zum rechten Durchgang geschickt, und als er ihn passiert hatte, eilten mehrere Wirtsknechte zum Tor der Herberge, schlugen die beiden mächtigen Flügel zu und versperrten sie mit drei großen Balken. Es ging so schnell, dass nur ein halbes Dutzend Reiter in den Hof gelangt waren. Noch während diese sich verblüfft umsahen, schlossen die Knechte die beiden Durchgänge und trennten den Herzog und seine Vorreiter von seinen Trabanten, die sich zum größten Teil noch vor dem Haupttor befanden.
    »He! Was soll das?«, rief der Hauptmann der herzoglichen Leibwache zornig.
    »Das kann ich dir sagen!«, brüllte ein Mann, der nach Orlandos Worten der Wirt war, zum obersten Fenster der Herberge hinaus. »Der hohe Herr ist mir bereits zweimal die Zeche schuldig geblieben. Ein drittes Mal lasse ich mir das nicht mehr gefallen. Entweder zahlt er auf der Stelle seine Schulden, oder meine Knechte werden ihn aus seinem Wagen holen und in den Schweinestall sperren.«
    Der Hauptmann zog das Schwert. »Versuche es, und wir zünden dir deine Hütte über dem Kopf an!«
    Der Wirt lachte höhnisch auf. »Das würde der Gesundheit des Herzogs aber nicht gut bekommen. Schließlich hat er mit dem Kutscher nur vier Bedienstete an seiner Seite, mit denen wir leicht fertig werden!«
    »Verdammter Hund! Mögest du in der untersten Hölle braten!« Der Hauptmann stieß noch einen gotteslästerlichen Fluch aus, wagte es aber nicht, den Befehl zum Angriff zu geben, um das Leben seines Herrn nicht zu gefährden.
    Der Wirt sah sich in der stärkeren Position und wagte es jetzt, sich aus dem Fenster zu lehnen. »Wenn der Herr bezahlt, erhält er Obdach und ihr ebenfalls. An seiner Stelle würde ich es mir schnell überlegen, denn es zieht ein böses Wetter auf. Der Herzog mag es in seinem Wagen trocken überstehen. Doch Ihr, Hauptmann, und der Rest Eures Trupps werdet hinterher aussehen wie ertränkte Katzen.«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte wurde der Himmel rasch

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