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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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davon war Lea bisher überzeugt gewesen. Nun aber kamen ihr Zweifel. Sie starrte in die von rötlichem Flackern durchbrochene Schwärze und fragte sich bang, ob Ernst Ludwig von Hartenberg sich eines Tages genauso wie Alban von Rittlage das Vermögen seiner jüdischen Untertanen mit Gewalt aneignen würde.

3.
    Als das Flackern verlosch und klamme Kälte durch die Kleider biss, kauerten Lea, Gretchen und Rachel eng aneinander geschmiegt auf der Treppe, dem einzig sauberen Ort in dem feuchten Gewölbe, und kämpften mit der Angst, die durch die nun eingetretene Stille und die undurchdringliche Schwärze um sie herum verstärkt wurde. Als oben eine Männerstimme aufklang, sprang Gretchen mit einem Jubelruf auf und kletterte die Stiege hoch. Gleich darauf ertönte ein Scharren, als schiebe jemand den Gegenstand beiseite, mit dem Gretchens Schwiegermutter die Falltür blockiert hatte, dann ging die Luke auf, und jemand streckte eine Lampe herein.
    »Gretchen, bist du da unten?«
    Gretchen schoss die letzten Stufen hoch, fiel ihrem Ehemann um den Hals und küsste ihn unter Tränen. »Oh, Peter, bin ich froh, dass du wieder da bist! Ist dir auch nichts passiert? Stell dir vor, deine Mutter hat mich einfach die Treppe herabgestoßen.
    Ich hätte mir die Beine brechen können!«
    Wenn Gretchen gehofft hatte, ihr Mann würde sie trösten und ihr Recht geben, wurde sie bitter enttäuscht. Er packte ihre Arme so fest, dass sie vor Schmerz aufstöhnte, und schob sie mit verärgertem Gesichtsausdruck von sich weg.
    »Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Was hast du dir dabei gedacht, zwei Judenbälger ins Haus zu lassen? Wenn dich jemand beobachtet hätte, wären wir alle erschlagen oder mit dem blutsaugerischen Gesindel aus der Stadt geprügelt worden. Danke Gott, dem Allmächtigen, dass Mutter gescheit genug war, euch in den Keller zu sperren und alle Spuren zu beseitigen.«
    Inzwischen war Lea ebenfalls die Kellertreppe hochgestiegen und baute sich vor Peter Pfeiffer auf. Der Mann sah aus, als würde er sie am liebsten wieder hinunterwerfen oder gleich umbringen, aber Lea war schon jenseits aller Furcht. »Ich bin die Tochter des Hoffaktors Jakob ben Jehuda und die Nichte Esra ben Nachums. Könnt Ihr mir bitte sagen, Herr, was mit meinen Verwandten geschehen ist?«
    Peter Pfeiffer musterte sie wie eine fette Gartenschnecke in seinem Salat. »Woher soll ich das wissen? Das meiste von eurem Pack hat man zum Stadttor hinausgetrieben, nachdem man ihnen weggenommen hat, was sie uns jahrelang abgepresst haben.
    Wer sich gewehrt hat, musste halt ins Gras beißen. Aber ob einer lebt oder tot ist, hat mich nicht interessiert. Je weniger von euch diebischem, gotteslästerlichem Gelichter auf der Welt herumläuft, umso besser ist es.«
    Lea wäre dem Mann am liebsten mit den Fingernägeln ins Gesicht gefahren, um seine selbstzufriedene Miene zu zerkratzen, doch Gretchen schien ihre Gedanken zu ahnen und drängte sie von ihm weg. »Das ist Lea, deren Vater ich die Mitgift zu verdanken habe, von der wir alle so gut leben. Jetzt beleidigst du die Töchter unseres großzügigen Gönners und freust dich, weil es ihren Leuten schlecht ergangen ist. Ich schäme mich für dich!«
    Peter Pfeiffer zuckte unwillig mit den Schultern. »Ich habe ja nichts gegen den Hartenburger Juden und seine Kinder. Aber es ist halt sein Pech, dass er ausgerechnet heute in Sarningen auftauchen musste.«
    Lea stieß die Luft aus, die sie in ihrer Wut angehalten hatte.
    »Mein Vater konnte ja nicht wissen, dass der hiesige Vogt die Gesetze Kaiser Friedrichs missachtet und seine Leute an die Spitze einer Mörderbande stellt.«
    Abrupt drehte sich Peter Pfeiffer zu Gretchen um und hob die Hand, als wolle er sie schlagen. »Musstest du das ausplaudern, du dummes Stück? Wenn bekannt wird, was du hier herumtratschst, trifft mich Herrn Albans Zorn, und ich verliere nicht nur meinen Posten, sondern wandere ins Turmverlies, wo man mich bei lebendigem Leib verrotten lässt. Verdammt, Weib, du weißt, was es mich gekostet hat, in kaiserliche Dienste treten zu können. Warum setzt du das alles aufs Spiel?«
    Lea hob das Kinn und sah dem jungen Beamten ins Gesicht.
    »Wenn Ihr mir und meiner Schwester weiterhin Schutz gewährt, werden wir niemandem verraten, was hier vorgegangen ist, weder hier in der Stadt noch irgendwo anders.«
    Gretchens Mann begriff Leas versteckte Drohung. Wenn er sie und ihre Schwester aus dem Haus jagte

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