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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Delegationsmitglieder lauschte, entnahm ihnen, dass der Name Roland Fischkopf oder Orlando Terasa kein einziges Mal gefallen war, und lächelte in sich hinein. Hätten die Spanier mit offenen Karten gespielt und den Namen des Gesuchten genannt, wüssten sie längst, dass er die »Zwaluw« nicht betreten hatte. So aber verfingen sie sich im Netz ihrer eigenen Geheimniskrämerei und suchten nach einem Gespenst.

9.
    Gefolgt von einem seiner engsten Vertrauten schritt der Herzog von Montoya den langen, nur von wenigen Talglampen erhellten Korridor entlang, der zu seinen Gemächern führte, und zog dabei ein Gesicht, als hätte man ihn mit einem Schlag aller Preziosen beraubt. Dabei war er auch an diesem Tag so prächtig gekleidet, als ginge er zu einem Empfang bei Hof. Diego de Arandela hingegen wirkte in seiner dunkelgrauen Tracht wie eine Krähe neben einem Goldfasan. Doch auch sein Gesicht zeigte deutlich, dass der Misserfolg ihn wurmte.
    »Wie konnte es nur passieren, dass uns dieser schleimige Fisch entschlüpft ist, Euer Gnaden? Ich kann mir nicht erklären, wie er das Schiff verlassen konnte, bevor es La Coruna erreichte. Es ist doch jedes Fischerboot im weiten Umkreis kontrolliert worden.«
    »Orlando Terasa ist ein Dämon, ein Sohn des Satans, und kennt tausend Schliche. Ich fürchte, die ehrwürdigen Brüder der heiligen Inquisition haben ihn unterschätzt.« Montoya blieb stehen, ballte die Fäuste und starrte Arandela dabei so zornig an, als mache er seinen Gefolgsmann für den Fehlschlag verantwortlich. Gleich aber entspannte sein Gesicht sich wieder und der Anflug eines spöttischen Lächelns huschte über seine Lippen.
    »Ganz gleich, welchen Weg Orlando Terasa nimmt, er wird uns in die Hände fallen. Ich hatte die Hoffnung gehegt, ihn unter den Burgundern ausfindig machen und ihn ohne große Mühe gefangen nehmen zu können, doch Satan muss ihn gewarnt haben. Aber er wird seiner gerechten Strafe nicht entrinnen, denn unsere Gebete und die der frommen Brüder des Heiligen Offiziums werden die Zaubermacht dieses Teufels brechen.«
    Arandela stimmte seinem Herrn beflissen zu, seine Miene drückte jedoch Zweifel aus. »Orlando Terasa wird mit Sicherheit in Eure Falle tappen, Euer Gnaden. Aber ich fürchte, Baramosta und seine Leute könnten den Aufruhr nützen, den die Gefangennahme Terasas hervorrufen wird, und uns entkommen. Sollten wir sie nicht vorher wegschaffen lassen?«
    Montoya musterte seinen Gefolgsmann mit einem beinahe mitleidigen Blick. »Nehmt Ihr den Speck aus der Falle, bevor die Maus hineingegangen ist?«
    »Gewiss nicht, Euer Gnaden«, würgte Diego de Arandela hervor und verwünschte seine Unvorsichtigkeit, dieses Thema überhaupt angesprochen zu haben.
    »Ihr solltet die Stellung berücksichtigen, die der Abt von San Juan de Bereja immer noch einnimmt. José Albañez mag zwar nicht mehr so viel Einfluss besitzen wie noch vor zwanzig Jahren, doch er steht immer noch hoch in der Gunst der Königin, und sie würde einen Übergriff auf sein Kloster missbilligen.«
    Arandela schüttelte ungläubig den Kopf. »Auch dann noch, wenn wir den Abt als Helfer von Ketzern und Juden entlarven?«
    »Albañez wird behaupten, er habe Baramosta und seine Begleiter durch sein Gebet von allen Anfechtungen der Ketzerei reinigen wollen, und Königin Isabella reicht ihm die Hand zum Kuss.« Montoya winkte verärgert ab, öffnete die Tür zu seinen Gemächern und trat ein. Arandela zögerte, ihm zu folgen, doch eine ungeduldige Geste seines Herrn zeigte ihm, dass er noch nicht entlassen war.
    Ein Diener erschien, um nach den Wünschen des Herzogs zu fragen. Montoya wies ihn an, Wein zu servieren, und führte Arandela in eine kleine Kammer, in der ein von Papieren überquellender Tisch und mehrere bequeme Stühle standen. Ein mit Büchern gefülltes und von einem jetzt offen stehenden Vorhang verdecktes Regal nahm die gesamte Längswand ein, und an der Stirnseite des Raumes gab es ein schmales, von Kniehöhe bis zur Decke reichendes Fenster aus bemaltem Glas. Es zeigte den Apostel Jakobus als gewappneten Ritter, der den Emir von Sevilla in den Staub warf.
    »Ich werde Sanlúcar morgen verlassen und an den Hof zurückkehren«, erklärte Montoya ansatzlos. »Der Feldzug gegen Granada steht unmittelbar bevor, und es ist meine heilige Pflicht, die Maden, die sich am Fleisch des christlichen Spaniens mästen, in ihre Schranken zu weisen.«
    »Dafür werdet Ihr andere Waffen benötigen als Worte, Euer Gnaden, denn die

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