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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Königin vertraut diesen Leuten.«
    »Sie sind Nachkommen von Mauren und Juden, die sich nach außen eine christliche Haut übergestreift haben, und eine Beleidigung für die Edlen Kastiliens und Aragons, denn ihre Falschheit schreit zum Himmel! Trotz ihres scheinheiligen Gehabes sind sie Ketzer und Heiden geblieben, die heimlich ihren dämonischen Riten frönen.« Der Herzog schlug mit der geballten Faust auf den Tisch und erschreckte den Diener, der Don Diego eben den Wein einschenken wollte, so dass ein Teil der roten Flüssigkeit über Arandelas Ärmel floss.
    »Kannst du nicht aufpassen, du Tölpel?«, schrie Montoyas Vertrauter den Lakaien an und trat ihm gegen das Schienbein, so dass der Mann vor Schmerz aufstöhnte.
    Der Herzog schenkte dem Zwischenfall keine Beachtung, sondern starrte düster auf den von der Abendsonne erleuchteten Sankt Jakobus und wünschte sich, mit den Feinden Spaniens und der heiligen Kirche, wie er seine persönlichen Gegner bezeichnete, ebenso umspringen zu können wie der heilige Ritter mit den Mauren.
    »Orlando Terasa ist der Schlüssel zu der Ketzerei, die uns umgibt. Er kennt all die Heuchler und Götzenanbeter, die unser Land den höllischen Heerscharen ausliefern, und wird uns unter der Folter ihre Namen nennen. Dann, Don Diego, kommt unsere große Stunde.«
    Arandela hegte gewisse Zweifel an den Visionen seines Herrn und wechselte daher schnell das Thema. »Was soll mit den Burgundern geschehen, Euer Gnaden? Wollt Ihr sie in ihre Heimat zurückschicken?«
    Montoya überlegte kurz. »Nein, nein, sie werden erst einmal hier bleiben. Ich entscheide später, was mit ihnen geschehen soll. Ihr werdet Euch in der Zwischenzeit ihrer annehmen.«
    Arandelas Miene war anzusehen, wie wenig es ihm behagte, sich von seinem Herrn trennen zu müssen. So wie es verschiedene Gruppen gab, die am königlichen Hof miteinander um die Gunst des Königspaars wetteiferten, stritten auch die Gefolgsleute der Großen um Macht und Einfluss, und er befürchtete nicht ganz zu Unrecht, dass seine Konkurrenten um die Gunst des Herzogs versuchen würden, ihn in seiner Abwesenheit auszustechen. Doch der einzige Weg, sich das Wohlwollen seines Herrn zu erhalten, war, Montoyas Befehle strikt auszuführen und nicht zu versagen. Daher beugte er schicksalsergeben das Haupt und bat den Herzog um letzte Instruktionen.

10.
    Am nächsten Tag verließ Manuel Alonzo de Coronerà, Herzog von Montoya, das Kloster San Isidro bei Sanlúcar, um an den Hof zu reisen. Für Lea und ihre Begleiter änderte sich dadurch nichts, außer dass es keine quälenden Verhöre mehr gab und die Aufregung wieder einer lähmenden Langeweile Platz machte. Frans van Grovius und die anderen hohen Herren, die erwartet hatten, in Spanien wie hochgeehrte Gäste empfangen zu werden, fühlten sich in San Isidro eingekerkert wie unerwünschte Eindringlinge oder gar Spione.
    Stellte diese Behandlung schon eine kaum mehr zu entschuldigende Beleidigung dar, so drehte Diego de Arandela noch den Dolch in der Wunde herum, indem er über das zweite Ansinnen des Burgunderherzogs spottete und den Gesandten gegenüber keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass Herzog Maximilian keinen einzigen Spießträger erhalten würde. Die Kräfte von Kastilien und Aragon seien im Kampf gegen die Mauren gebunden, erklärte er van Grovius hochfahrend und wischte dessen Gegenargumente wie die Worte eines aufmüpfigen Dieners beiseite.
    Lea erfuhr von van Haalen, der als van Grovius’ Sekretär an den Verhandlungen teilnahm, was hinter den verschlossenen Türen vor sich ging, und machte sich ihre eigenen Gedanken. Während ihre Freunde außer sich vor Zorn waren, weil die Spanier ihnen gegenüber einen so überheblichen Stolz an den Tag legten, verstand sie die Haltung der kastilischen und aragonischen Edelleute. In einer Zeit, in der die Heere unter dem Halbmond das mehr als tausendjährige Byzantinische Reich niedergeworfen und den Balkan überrannt hatten und nun Ungarn und das Römische Reich der Deutschen bedrohten, waren die Spanier die Einzigen, die den Kriegern des Islam erfolgreich die Stirn boten und sich anschickten, das letzte Maurische Reich auf spanischem Boden zu vernichten. Die Soldaten, die die Gesandtschaft bewachten, sprachen über kaum etwas anderes als ihre Hoffnung, noch am Krieg teilnehmen zu können und zu erleben, wie die Mauern Granadas brachen und die Schätze der märchenhaften Stadt ihren Eroberern in die Hände fielen.
    »Was glaubst du, Léon,

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