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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Geht es nun bald nach Indien?«
    Colombos Gesicht verdüsterte sich. »Nein, ich habe es noch nicht geschafft. Die Königin ist meinem Vorhaben gewogen, und edle Männer wie der Herzog von Medicaneli und Luis de Santangel, der Verwalter der Privatschatulle König Fernandos, haben mich nach Kräften unterstützt, aber wie ich gehört habe, werden die ehrwürdigen Herren der Universität von Salamanca mein Ansuchen ablehnen. Meine Berechnungen seien falsch, behaupten sie, denn die Erde wäre viel größer, als ich es angegeben habe, und der Weg nach Westen so lang, dass kein Schiff ihn je würde zurücklegen können. Dabei habe ich ihnen Toscanellis Briefe vorgelegt, in denen er meine Ausführungen in allen Punkten bestätigt, und ihnen die Karten gezeigt, auf denen die Insel Antillas eingezeichnet ist, die auf dem Weg nach Indien liegt. Die Karthager haben dieses sagenumwobene Eiland bereits vor mehr als anderthalbtausend Jahren erreicht, denn seit dieser Zeit wird seine Lage überliefert.«
    Colombo hatte sich angewöhnt, Lea im Abstand von ein paar Tagen sein Leid zu klagen, da sie die Einzige war, die ihm jederzeit geduldig zuhörte. Heute aber fiel er sogar ihr lästig, denn all ihre Gedanken waren auf den weiten Ritt gerichtet, der vor ihr lag. Zu allen anderen Problemen hatte sich noch ein weiteres gesellt, denn sie bekam ihre unreinen Tage. Bisher war es ihr immer gelungen, die Blutung geheim zu halten, aber sie fürchtete, dass das Werg, das sie als Ersatz für das gewohnte Moos in Binden gewickelt hatte, dem Druck des Sattels nachgeben und ihre Hose sich rot färben würde. Während sie noch überlegte, was sie tun konnte, um sich nicht auf diese Weise zu verraten, redete Colombo ununterbrochen weiter.
    »… gibt noch die Chance, dass Ihre Majestäten den Vorschlag Don Luis de Santangels annehmen. Er ist nämlich bereit, meine Reise aus seinem Privatvermögen zu bezahlen.«
    »Das würde mich freuen, Señor Colombo, denn ich bin überzeugt, dass Eurem Unternehmen Erfolg beschieden sein wird. Doch jetzt entschuldigt mich. Meine Gefährten warten bereits, und wir haben einen weiten Weg vor uns.«
    »Buen viaje, Saint Jacques. Ich hoffe, Ihr könnt mir dasselbe wünschen, wenn Ihr zurückkommt.« Colombo klopfte Lea auf die Schulter und verließ etwas fröhlicher das Zelt.
    »E buena suerte, Señor Colombo, viel Glück!«, rief sie ihm auf Spanisch und Deutsch nach, griff nach ihrem Gepäck und folgte ihm ins Freie.
    Im Pferch musste sie den Kuss einer feuchten Pferdeschnauze über sich ergehen lassen und Cereza erst einmal an einer kitzligen Stelle ihrer Mähne kraulen, bevor sie ihr den Sattel auflegen konnte. Als sie die Satteltaschen und ihre Gepäckrolle befestigt hatte, holte sie noch einmal tief Luft und stieg steifbeinig auf.
    »Dort kommt de Llorza«, rief de Poleur und deutete hinter Lea. Lea zog die Stute herum, damit sie dem Ankömmling entgegensehen konnte. Raul de Llorza war ein schlanker Mann Mitte zwanzig in engen schwarzen Hosen und einem dunkelgrauen Wams. Auf dem Kopf trug er einen hellgrauen Hut, dessen Krempe kaum breiter war als ein Finger und Lea an den Fez des Osmanen erinnerte, dessen Skizze sie vor kurzem bei einem der Maler aus dem burgundischen Stab gesehen hatte. Obwohl de Llorza kaum älter war als seine Gäste, bewegte er sich so bedächtig und geziert, dass Leas Begleiter neben ihm wie Lausbuben wirkten.
    »Buenos dias, Señores.« De Llorzas Gruß fehlte jede Herzlichkeit. Lea kam es so vor, als fasste er diesen Ausflug als lästige Pflicht auf, zu der ihn jemand genötigt hatte, und sie fragte sich, wer die Macht besaß, diesem arroganten jungen Mann seinen Willen aufzuzwingen und sie und ihre Freunde in die Nähe des Ortes zu bringen, der ihr Ziel war. Das konnte nur Medicanelis Werk sein.
    Während de Poleur ihren Gastgeber lärmend begrüßte, hielt Lea sich zurück. Der Blick, den der Spanier ihr zuwarf, zeigte nur allzu deutlich, dass er keinen Wert auf ihre Bekanntschaft legte, denn er zuckte verächtlich mit den Schultern und murmelte etwas wie »comerciante«, was ihres Wissens nach Händler bedeutete. Hier mochte es die Bedeutung von »Pfeffersack« haben, wie die Ritter auf ihren Burgen die Kaufherren in den Städten beschimpften, deren Reichtum ihnen ein Dorn im Auge war.
    De Llorzas Haltung kam Lea gerade recht, denn je weniger er sie beachtete, umso freier konnte sie sich bewegen. Sie ließ ihre Freunde voranreiten und sah lächelnd zu, wie sie den Spanier in ihrem

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