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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hatte Hörne vorher noch dafür gesorgt, dass sein Passagier das Schiff verlassen durfte, das war Orlando die hundert Maravedis wert. Während er nach seiner Geldbörse griff, zog der Zahlmeister ihn ein wenig beiseite. Dabei stießen sie gegen einen Mönch im schwarzen Habit des Dominikanerordens.
    »Pérdone usted, Padre«, entschuldigte Orlando sich. Im gleichen Moment wich der Zahlmeister zurück, und ein Dutzend Soldaten schienen um Orlando herum aus dem Boden zu wachsen und richteten ihre Speere auf ihn.
    »Buenos dias, Don Orlando Terasa de Quereda y Cunjol! Oder sollen wir besser Señor Cabeza de Pez sagen?« Der Dominikaner hatte sich hinter den Soldaten aufgestellt und betrachtete Orlando wie eine Katze die gefangene Maus.
    Orlando starrte auf die Speerspitzen und ließ die Schultern sinken. Sein Glück hatte ihn nun endgültig verlassen, und er musste an seinen Vater denken, der ihn wohl noch im Grabe verfluchen würde. Während vier der Bewaffneten ihn packten und seine Arme auf den Rücken bogen, warf er dem Zahlmeister, der neugierig hinter den Soldaten stehen geblieben war, einen bösen Blick zu. »Judas!«
    Dryer wurde blass und zog sich ein paar Schritte zurück, als fürchte er, verhext zu werden. Auch die Männer, die Orlando fesselten, warfen sich ängstliche Blicke zu, die ihre grimmigen Mienen Lügen straften, und der Dominikaner murmelte Gebete, mit denen böse Dämonen gebannt werden sollten.
    »Nehmt den Kerl in die Mitte. Wir werden ihn heute Nacht im Kerker unseres Klosters unterbringen«, befahl der Mönch, nachdem man Orlando so viele Stricke um den Leib gebunden hatte, dass er kaum noch Luft bekam. »Morgen holt ihr diesen Dämon heraus, steckt ihn in den eisernen Karren und bringt ihn nach Santa Pola. Seine Gnaden, der Herzog von Montoya, will ihn dort persönlich verhören.«
    Auf den fragenden Blick des Hauptmanns reagierte der Mönch mit einem Kreuzzeichen über dem Mann. »Sei unbesorgt. Ich werde Euch zusammen mit zwei meiner Brüder begleiten.«
    Der Hauptmann nickte zufrieden und gab seinen Männern den Befehl, Orlando Terasa zwischen sich zu nehmen und ihn mit den Speeren in Schach zu halten.
    Der Zahlmeister der »Seagull« wagte es nun, sich dem Mönch zu nähern. »Dispénseme, Padre, doch habt Ihr nicht etwas vergessen?«
    Als der Mönch ihn fragend ansah, machte Dryer das Zeichen des Geldzählens.
    »Ach so, du willst deine Belohnung, Ingles. Keine Sorge, sowie mein Bericht, den ich heute noch aufsetze, das Heilige Offizium erreicht hat, wirst du dein Geld erhalten. Am besten machst du dich sofort auf den Weg nach Valladolid, um deine Reales dort abzuholen.« Er sprach einen kurzen Segen über den Zahlmeister, drängte sich durch die Menge, die bei Orlandos Verhaftung zusammengelaufen war und den Zwischenfall nun heiß diskutierte, und eilte hinter den Soldaten her.
    Dryer wusste nicht, ob er sich auf die Belohnung freuen oder über diese kurze Abfertigung ärgern sollte. Bis Valladolid war es ein weiter Weg, und er würde seinen guten Posten an Bord der »Seagull« aufgeben müssen, um dorthin zu reisen. Dabei stand zu befürchten, dass die Herren der Inquisition ähnlich langsam reagierten wie die königlichen Behörden und er ein halbes Jahr oder länger warten musste, bis man sich gnädigerweise herabließ, ihm sein Geld auszuzahlen.
    Eine innere Stimme sagte ihm, dass er das Gold wohl nie erhalten werde und der Verlust seiner Stellung die Strafe für seinen Verrat sei, und für einen kurzen Moment wünschte er sich selbst zum Teufel. Dann aber sah er die dreitausend goldenen Reales vor sich und beschloss, sie sich zu holen, und wenn er Tag und Nacht vor der Tür des Großinquisitors ausharren musste, um sie zu bekommen. Es ging schließlich nicht nur um dreißig lächerliche Silberlinge, für die Jesus Christus verraten worden war.

4.
    Als Lea sich am Morgen für den Ritt nach Alicante fertig machte, erhielt sie Besuch von Cristoforo Colombo. Leas Freunde nahmen sich kaum Zeit für einen kurzen Gruß, sondern verschwanden unter fadenscheinigen Vorwänden aus dem Zelt, denn ihnen graute, wie sie ihr mehrfach versichert hatten, vor den endlos langen Vorträgen des Genuesen. Colombo gönnte ihnen nicht einmal einen Blick, sondern kam auf Lea zu und ergriff ihre Hand.
    »Ich habe gehört, dass Ihr das Feldlager verlasst, Saint Jacques, und will mich von Euch verabschieden, für den Fall, dass wir uns nicht Wiedersehen.«
    Lea sah ihn neugierig an. »Habt Ihr es geschafft?

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