Die Goldhaendlerin
eindringlich davor, ein zweites Mal zu versagen.«
Arandela verbeugte sich tief und beglückwünschte den Herzog zu seinem Plan. Gleichzeitig aber überlegte er, was er von Alvaro dafür fordern konnte, weil er den Zorn des Herzogs so meisterlich von ihm abgelenkt hatte.
11.
Bei der Abreise hatte es in Santa Fee nur so von Soldaten gewimmelt, aber als Leas Reisegruppe zurückkehrte, war das Feldlager bis auf eine einzige Kompanie Arkebusiere leer. Auch das Königspaar hatte die Stadt verlassen und war in Granada eingezogen. Es war bezeichnend für Colombo, dass er eine so wichtige Nachricht wie die Kapitulation des Emirs nicht erwähnt hatte. Außer Indien hatte im Kopf des Genuesen nichts anderes Platz.
Von einem Beamten, den das Königspaar in Santa Fee zurückgelassen hatte, erfuhren Lea und ihre Begleiter, dass auch die burgundische Gesandtschaft nach Granada umgezogen war. Daher machten sie sich nach einer kurzen Rast auf den Weg und erreichten die Stadt im Lauf des Nachmittags. Als Lea durch die Straßen ritt, konnte sie kaum fassen, dass sich eine so wehrhafte Stadt den Spaniern ohne größeren Widerstand ergeben hatte. Der Emir war inzwischen mit seiner Familie und den letzten Getreuen zur Küste gezogen, um nach Marokko überzusetzen, wo er hoffte, von dem dortigen Sultan aufgenommen zu werden. Auf der großen Moschee hatte das Kreuz den Halbmond ersetzt, und die Bewohner Granadas schienen erleichtert zu sein, dass der Krieg vorüber war.
Laurens van Haalen, der zurückbleiben hatte müssen, sonnte sich jetzt in dem Ruhm, bei der Übergabe der Stadt dabei gewesen zu sein, und berichtete seinen Freunden haarklein, wie alles vor sich gegangen war. In der Tat hatte das Königspaar Isabella und Fernando den Mauren annehmbare Bedingungen gewährt. Sie sollten den größten Teil ihres Besitzes und vor allem ihren Glauben behalten dürfen. Der Vertrag war durch Hernando de Talavera, dem zum ersten Erzbischof von Granada ernannten spanischen Unterhändler, ausgehandelt und von ihren Majestäten unterzeichnet worden. Lea konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass all diese Versprechen auf Dauer eingehalten werden würden, denn sie erinnerte sich an die Worte von José Albañez über die Macht der heiligen Inquisition. Für die Juden Kastiliens und Aragons zog schon jetzt nach dem Fall Granadas eine Katastrophe herauf, da das Königspaar den Eid geleistet hatten, sie im Falle eines Sieges über den Emir des Landes zu verweisen.
Lea beschäftigte sich in Gedanken immer noch mit dem Unglück, das ihre Glaubensgenossen nun heimsuchen würde, als sie das Quartier betrat, in dem sie untergebracht worden war. Wie das Zelt im Feldlager musste sie sich den Raum mit de Poleur und den anderen drei Freunden teilen. Die jungen Edelleute waren froh, wieder bei der Gesandtschaft zu sein, und machten sich sofort auf den Weg, Granada zu erkunden. Sie forderten auch ihren Freund Léon wortreich auf, sie zu begleiten, doch Lea schützte Müdigkeit vor und erklärte, sie wolle zu Bett gehen. Sie kam jedoch nicht dazu, sich hinzulegen, denn kaum waren ihre Begleiter verschwunden, klopfte es an der Tür. Lea schlüpfte rasch wieder in ihre Kleider und öffnete. Vor ihr stand ein Mann in der schlichten, wetterfesten Tracht eines Reitknechts und verneigte sich.
»Seid Ihr Santiago?«
Lea war es gewöhnt, ihren von Orlando erhaltenen Namen auf Spanisch zu hören und nickte.
Der Knecht verneigte sich erneut. »Eure Stute steht wie befohlen zum Ausritt bereit.«
»Ich habe nichts dergleichen befohlen!«
»Mein Herr wünscht es.«
Lea sah dem Knecht an, dass er nicht weichen würde, bis sie der Aufforderung Folge leistete. Es war zwar erst später Nachmittag und damit noch über eine Stunde hell, aber dennoch war es eine ungewöhnliche Zeit für eine solche Einladung. Verwirrt fragte sie sich, wer sie unbedingt sehen wollte. Höchstwahrscheinlich war es der Herzog von Medicaneli, der an ihrem Bericht interessiert war, aber es konnte auch Montoya sein, der bereits herausgefunden hatte, wer Baramosta die Flucht ermöglicht hatte, und nun versuchte, sie unauffällig aus dem Haus zu locken. Lea spürte, wie ihr Herz sich vor Furcht zusammenpresste, und wünschte sich nicht zum ersten Mal, sie hätte Spanien auf Ristellis Schiff verlassen. Aber jetzt war es zu spät für Selbstvorwürfe. Sie griff nach ihrem Mantel und dem Schwert und folgte dem Knecht ins Freie.
»Reitet zu dem Hügel, von dem aus Ihr Granada zum ersten Mal gesehen
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