Die Goldhaendlerin
den Kopf gesetzt und würde ihm keine andere Braut suchen. So schloss er die Tür hinter sich und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Höre mir gut zu, Lea. Ich habe ein Mittel gefunden, wie ich dir den Dämon austreiben kann. Es wird dir vielleicht ein wenig wehtun, doch morgen früh wirst du mir für meine Hilfe danken.«
Lea begriff nicht, was er wollte. »Wie oft soll ich euch noch erklären, dass ich nicht besessen bin? Verschwinde und lass mich in Ruhe!«
Er stieß ein beinahe kindhaftes Kichern aus und drehte sich in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war. »Oh nein, das werde ich nicht tun. Heute Nacht, meine Liebe, werde ich dich zu meinem Weib machen.«
Lea sprang auf, als hätte man ihr einen Peitschenhieb übergezogen. Jiftachs Stimme klang angetrunken, und in dem Zustand waren Männer am gefährlichsten, denn sie waren noch im Vollbesitz ihrer Kräfte, hatten aber schon ihre Hemmungen verloren. Lea glaubte nicht, dass es Sinn hatte, um Hilfe zu rufen, denn sie war sich sicher, dass Jiftach mit dem Wissen seines Vaters zu ihr gekommen war. Wie es aussah, wollte Ruben ben Makkabi sich die Macht über ihre Familie mit einer Vergewaltigung sichern.
Heißer Zorn wallte in ihr auf. Sie hatte jahrelang unter Männern gelebt und war nie in Gefahr zu geraten, ihre Jungfernschaft zu verlieren, und jetzt kam da so ein Tölpel wie Jiftach daher und wollte ihr Gewalt antun. Vorhin war sie zu schockiert gewesen, um die Verteidigungstricks, die Orlando sie gelehrt hatte, wirkungsvoll anzuwenden. Jetzt war es, als flösse das Wissen um die eigene Stärke wie rote Glut durch ihre Adern. Sie atmete tief durch, hörte Jiftach näher kommen und machte sich bereit, ihn abzuwehren.
Im Vollgefühl seiner männlichen Überlegenheit streckte der junge Mann die Hände aus, um nach Lea zu greifen, streifte etwas Warmes, Weiches und wurde dann schmerzlich überrascht. Zwei Schläge trieben seine Arme hoch und ein weiterer traf mit beträchtlicher Wucht jene Stelle zwischen seinen Beinen, an der es einem Mann besonders wehtut. Stöhnend brach er in die Knie und schnappte nach Luft. Sein ganzes Empfinden bestand nur noch aus Schmerz, aber er bekam nicht genug Luft, um zu schreien. Sein Gesicht streifte etwas, das sich wie ein Frauenkörper anfühlte, dann schien sein Schädel unter einem weiteren Hieb zu platzen, und er fiel in ein tiefes, schwarzes Loch.
Als Jiftachs Jammern verstummte und er wie ein prall gefüllter Sack auf den Boden aufschlug, schüttelte Lea sich vor Schreck und Erleichterung, auch wenn ihre Hände sich anfühlten, als hätte sie auf einen Baumstamm eingedroschen. Für einen Augenblick blieb sie regungslos stehen und horchte, ob sich im Haus etwas rührte. Da alles still blieb, atmete sie erleichtert auf und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Wie es aussah, konnte es ihr jetzt gelingen, heimlich das Haus zu verlassen. Aber als sie die Klinke berührte, verriet ihr das Knarren der Treppenstufen, dass sich jemand der Dachkammer näherte. Sie drückte sich neben die Tür und ballte die Fäuste. Noch einmal würde sie sich nicht einfangen lassen, schwor sie sich. In dem Moment fiel Licht in die Kammer und blendete sie. Durch die tanzenden Flammen vor ihren Augen sah sie Sarah in der Öffnung stehen, in der einen Hand die Lampe und in der anderen einen Schürhaken. Erleichtert trat Lea ins Helle.
Sarah deutete auf den regungslosen Jiftach und zeigte grinsend ihre Zahnlücken. »Ich habe zufällig gehört, wie Jiftach davon sprach, dir Gewalt antun zu wollen, und bin gekommen, um dir beizustehen. Aber wie es aussieht, bist du auch so mit ihm fertig geworden.«
Ihre Stimme klang bewundernd, aber auch ein wenig unsicher, denn sie wusste nicht, was sie von einer jungen Frau halten sollte, die einen kräftigen Mann wie Jiftach mit blanken Händen niederschlagen konnte.
Lea ging nicht auf sie ein, sondern packte das Hemd, das man ihr hingelegt hatte, riss einen Teil davon ab und steckte es Jiftach als Knebel in den Mund. »Ich brauche Zeit zur Flucht. Hilf mir, den Kerl zu fesseln, damit er nicht das ganze Haus aufwecken kann, wenn er wieder zu sich kommt.«
Sarah schien die Wendung, die das Schicksal genommen hatte, nicht begreifen zu können, denn sie blieb wie erstarrt stehen und blickte ihre Herrin mit offenem Mund an. Lea kümmerte sich nicht um sie, sondern benutzte die restlichen Teile des Gewands, um Jiftach Hände und Füße zu fesseln und ihn an einen der Pfosten zu binden, die den
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