Die Goldhaendlerin
weiches Fleisch hätte sein sollen, und ihr Busen war nicht größer als der Gomers, die immer noch so zierlich wirkte wie ein Kind. Ein wenig bedauerte er Jiftach, der den Bund mit einem so wenig anziehenden Wesen eingehen sollte, doch wenn er sein eigener Herr werden wollte, musste er dafür sorgen, dass Lea Jiftachs Weib wurde und in einer weit entfernten Stadt lebte.
»Du kannst Lea ebenso wenig mit Rachel vergleichen wie eine Pflaume mit einem Pfirsich. Auf ihre Weise schmecken diese Früchte jedoch beide gut. Wenn Lea einmal unter dir liegt und sich ihr Schoß einladend öffnet, werden deine Zweifel verfliegen.« Elieser spürte, wie der Gedanke an das eheliche Beilager seines Schwagers sein Verlangen nach Hannah schürte, und machte eine unauffällige Geste, die ihr sagte, dass er heute noch nach ihr verlangen würde. Im Schein der untergehenden Sonne konnte er sehen, wie ihr Gesicht dunkler wurde und ihre Augen in Vorfreude aufleuchteten.
Jiftach schüttelte bedrückt den Kopf. »Ich fürchte, deine Schwester wird eine arg saure Pflaume sein.«
Elieser lächelte wie ein Mann im Bewusstsein reicher Erfahrung.
»Da irrst du dich gewaltig. Schließlich ist sie nur eine Frau, und Gott hat ihr Geschlecht mit dem Verlangen nach einem Mann erfüllt. Zeig ihr, wer der Herr ist, und vernachlässige niemals deine ehelichen Pflichten, dann hast du ein friedliches, gehorsames Weib.«
»Ich hoffe, du behältst Recht.« Jiftach versuchte, sich selbst Mut einzuflößen, und schenkte sich zu dem Zweck noch einen Becher mit Eliesers Wein voll. Doch als er wieder beginnen wollte, seine Befürchtungen bei Elieser abzuladen, kam eine der Mägde herein und bat sie zu Tisch. Ruben ben Makkabi hatte sich das Essen in seine Kammer bringen lassen, um sein Studium der Gebete nicht unterbrechen zu müssen, und so speisten Jiftach, Elieser und Hannah allein. Die beiden Männer hielten sich an die Regel, die zweideutige oder gar schmutzige Bemerkungen während der Mahlzeit verbot, und so verflachte das Gespräch.
Elieser hoffte, nach dem Essen mit Hannah alleine bleiben zu können, doch sein Schwager folgte ihm wie ein Hund und leerte den letzten Rest des Weins in seinen Becher. Während Elieser noch überlegte, wie er ihn wegschicken konnte, ohne ihn zu beleidigen, legte ihm Jiftach plötzlich die Hand auf den Arm und zog ihn zu sich heran. »Bist du dir sicher, dass Lea nur so hart ist, weil der Geist eines Mannes in ihren Körper gefahren ist? Meinst du wirklich, sie wird sich ändern, wenn der Dämon vertrieben ist?«
»Ja, ganz sicher! Das hat dein Vater doch schon gesagt«, beteuerte Elieser eindringlich.
»Dann weiß ich ein gutes Mittel, ihr zu helfen. Ein Gast meines Vaters hat von einer jungen Frau berichtet, die ebenfalls vom Geist eines Mannes besessen war. Sie war mit einem vortrefflichen jungen Mann verlobt, von dem sie jedoch nichts wissen wollte. Kam er in das Haus ihres Vaters, beschimpfte sie ihn und warf ihm sogar Teller an den Kopf. Alles Zureden half nichts, und die Gebete der Rabbis blieben ohne Wirkung. Da hat ein Fremder dem jungen Mann geraten, sich des Nachts zu seiner Braut zu schleichen und den Geschlechtsverkehr mit ihr zu vollziehen, auch wenn sie sich noch so sehr dagegen sträuben sollte. Der männliche Geist könne es nicht ertragen, hat der Mann gesagt, wenn ein anderer Mann den Körper in Besitz nimmt, in den er gefahren ist, und würde entfliehen, um der Sünde der Sodomie zu entgehen. Der Bräutigam befolgte den Rat, überwältigte das Mädchen und machte es zur Frau. Am nächsten Morgen war sein Gesicht zwar ein wenig zerkratzt, dafür aber hatte er das gehorsamste Weib gewonnen, das man sich denken kann.«
Für Jiftach war das eine ungewöhnlich lange Rede. Elieser sah ihm an, dass er lange darüber nachgedacht haben musste, wie er sie vortragen sollte. Sein nächster Blick galt Hannah, die bedrückt, aber auch ein wenig ratlos wirkte. Ihr behagte offensichtlich nicht, dass eine Frau zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden war. Andererseits ging es um ihren Bruder, der schon so lange auf die eheliche Vereinigung mit Lea hatte warten müssen. Auch jetzt konnte es noch Wochen und sogar Monate dauern, bis die Gebete ihres Vaters den Trotz des Mädchens gebrochen und den Geist aus ihr vertrieben haben würden.
Sie blickte auf und sah den fragenden Blick ihres Mannes auf sich ruhen. »Was meinst du dazu, Elieser? Wäre das tatsächlich ein Weg, deine Schwester aus der Gewalt des Dämons zu
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