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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sie betrogen haben könnte. Seine Niedergeschlagenheit schien jedoch echt zu sein. »Ist dein Handelspartner wirklich vertrauenswürdig, Simeon?«
    Simeon ben Asser zuckte unschlüssig mit den Achseln und breitete die Hände aus. »Ich nehme es an. Schließlich habe ich schon mit seinem Vater zusammengearbeitet und nur die besten Erfahrungen gemacht.«
    Lea schüttelte unwillig den Kopf. »Ist er ein Mann aus unserem Volk oder ein Christ?«
    »Er ist keiner der Söhne Judas«, gab Simeon ben Asser zu.
    »Dann war sein Vater wohl ein ehrenwerter Mann, während der Sohn glaubt, einen Juden ungestraft betrügen zu können.«
    Orlando lachte hart auf. »Dann ist der Kerl ein Narr. Die großen Kaufleute wie die Fugger, Welser, Tucher und wie sie alle heißen achten genau darauf, ob ihre Geschäftspartner ehrlich sind. Wenn der Mann Pech hat, vertraut ihm bald keiner mehr einen lumpigen Heller an.«
    Lea war nicht seiner Meinung. Christliche Handelsherren sahen die jüdischen Kaufleute als lästige Konkurrenz an und bekämpften sie mit allen Mitteln. »Vielleicht wird dieser Mann von Euren Welsern und Tuchern sogar dafür bezahlt, um uns zu betrügen und auf Dauer aus dem Handel mit englischer Wolle zu verdrängen.«
    »Das kann man nicht ausschließen«, musste Orlando zugeben.
    »Auf alle Fälle solltet Ihr Euch einen anderen Handelsagenten in Amsterdam besorgen.«
    »Wie denn?«, rief Simeon ben Asser verbittert. »Ich kenne dort niemand außer meinem jetzigen Gewährsmann, und wer weiß, ob ein anderer nicht nur mein Geld nimmt und mich dann auslacht.«
    »Dann müssen wir uns aus diesem Geschäft zurückziehen«, antwortete Lea so kühl, als ginge es um ein paar Viertelbatzen. Für sie stellte der Handel mit England einen eher geringen Teil ihrer Geschäftsbeziehungen dar, Simeon ben Asser aber bezog den größten Teil seines Einkommens aus dieser Quelle. Versiegte sie, war er zwar noch kein armer Mann, spielte unter den jüdischen Kaufleuten aber keine nennenswerte Rolle mehr, und wenn er noch ein weiteres Mal Pech hatte, würde er als Tandler über die Straßen ziehen müssen.
    Ruben ben Makkabi hatte interessiert zugehört und wandte sich nun an Orlando. »Wisst Ihr keinen sicheren Gewährsmann in einem der Nordseehäfen, Herr Fischkopf? Schließlich seid Ihr dort so gut wie zu Hause.«
    Simeon ben Asser starrte Orlando an wie ein Ertrinkender einen Strohhalm. Lea winkte jedoch verächtlich ab und machte ein Gesicht, als wollte sie sagen: Diesem Mann vertraue ich noch nicht einmal einen Kieselstein an. Ihre Ablehnung reizte Orlando und brachte ihn dazu, auf Ruben ben Makkabis Wunsch einzugehen. Er tat so, als müsse er angestrengt nachdenken, und schnalzte dann mit dem Fingern, als sei ihm plötzlich etwas eingefallen.
    »Ich glaube, ich kann Euch helfen. Ihr müsstet allerdings Eure Geschäfte von Amsterdam nach Antwerpen verlegen. Dort ist vor kurzem ein spanischer Kaufmann zugezogen, für den ich mich verbürgen kann. Er ist so ehrlich, wie man in diesem Gewerbe nur sein kann.«
    »Nehmt Ihr Euch als Beispiel?«
    Leas Spott konnte Orlando nicht erschüttern. »Ich glaube einen guten Ruf zu haben. Unser verehrter Gastgeber wird dir das gewiss bestätigen, denn ich habe schon etliche Geschäfte für ihn in Hamburg und Lübeck getätigt.«
    Ruben ben Makkabi nickte zufrieden lächelnd. »Ich kann nur das Beste über Herrn Fischkopf berichten. Er hat immer zu meiner größten Zufriedenheit gearbeitet und die vorausgesagte Gewinnspanne meist noch übertroffen.«
    »Ob das wohl alle Leute von Euch sagen können, Herr Fischkopf?« Nun war es Lea, die sticheln musste.
    Orlando ließ sich von einem Diener den Weinbecher füllen, drehte das Gefäß in der Hand, ohne daraus zu trinken, und blinzelte Lea unter hängenden Lidern zu. »Ihr dürft Samuels Worte nicht übel nehmen«, bat er die Anwesenden. »Er hat sich zum Dank für meine bescheidene Hilfe in jener Herberge an einem meiner Geschäfte beteiligt, zweifelt zu meiner Betrübnis jedoch an einem guten Gelingen.«
    Ruben ben Makkabi sprang Orlando bei. »Da brauchst du dich wirklich nicht zu sorgen, Samuel. Ein Geschäft, das Herr Fischkopf abschließt, gelingt immer und bringt reichen Gewinn.«
    Lea war überzeugt, dass sie kein Körnchen des entwendeten Goldstaubs Wiedersehen würde, aber da sie sich nicht weiter mit Roland Fischkopf streiten wollte, ignorierte sie ihn und sprach Ruben ben Makkabi auf ihre gemeinsamen Geschäfte an. Auch hier hätte der Ertrag

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