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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Ruben ben Makkabi jubelte auf.
    »Das ist die schönste Nachricht, die ich seit langem gehört habe. Damit steht der Verwirklichung unserer Wünsche nun nichts mehr im Weg. Wenn du willst, Samuel, kannst du noch heute mit Hannah unter den Baldachin treten.«
    Orlando, der still vor sich hin lächelte, hatte Lust, den Dolch in Leas Brust noch ein wenig herumzudrehen. »Ich habe schon viel über eure jüdischen Hochzeiten gehört, aber noch keine miterlebt. Es würde mich freuen, daran teilnehmen zu dürfen.«
    Lea lachte schadenfroh auf. »Darauf wäre ich nicht so begierig. Wie ich gehört habe, werden Christen, die mit den Söhnen Judas feiern, von ihrer Obrigkeit hart bestraft. Das Mindeste, was Ihr zu erwarten habt, sind ein paar Tage im Karzer.«
    Orlando ließ sich nicht beeindrucken. »Das würde ich für die Freude ertragen, dir und deiner jungen Braut meine Glückwünsche darbringen zu können.«
    »Nein, da führt kein Weg hin.« Leas Gesicht wurde mit einem Mal hart und abweisend. Sollte Ruben ben Makkabi sie jetzt vor die Tür setzen, würde sie ihre Geschäfte nicht mehr in dem Ausmaß weiterführen können wie bisher. Das wäre ein herber Verlust für sie, aber auch für ihn. Nach dem ersten Aufwallen ihrer Wut wurde ihr jedoch bewusst, dass sie, wenn ihre Familie Hartenburg doch einmal verlassen musste, diese und manch andere jüdische Tür verschlossen finden würde.
    Ruben ben Makkabi schien nicht zu wissen, was er sagen sollte, Kaleb ben Manoach hingegen schien sich zu amüsieren, denn er kicherte wie ein kleines Mädchen. »Vielleicht ist die Verletzung unseres Freundes doch nicht so gut verheilt.«
    »Mein Arzt hat mich gewarnt, voreilig zu sein, und ich soll mich noch einmal von ihm behandeln lassen, bevor ich ehelichen Pflichten nachkommen kann.«
    Lea hoffte, mit dieser Behauptung die Diskussion beenden zu können, und beschloss, Ruben ben Makkabis Haus in Zukunft zu meiden, auch wenn das ihren Geschäften schaden würde. Ihr Blick traf Orlando, dem sie die Schuld an dieser Entwicklung gab, und sie ärgerte sich über das sichtbare Vergnügen, mit dem er dem Gespräch gefolgt war. Sie sah sich wieder mit dem Ferkel auf dem Arm tanzen, bis sie vor Erschöpfung beinahe zusammengebrochen wäre, und hätte ihren Zorn darüber am liebsten laut hinausgeschrien. Begriff denn niemand von den anwesenden Vorstehern der jüdischen Gemeinde, dass dieser Christ ihre Gesellschaft nur suchte, um sich später über sie lustig zu machen?
    Ruben ben Makkabi hatte sich schnell wieder gefasst, war aber nicht bereit, seine Pläne aufzugeben. »Wir haben auch hier in Augsburg hervorragende Ärzte. Der ehrenwerte Rechab ben Elija ist gerade bei deinem Knecht, um nach seinen Wunden zu sehen. Ich könnte ihn zu dir rufen.«
    Als Lea daraufhin heftig den Kopf schüttelte, ließ er einen kleinen Laut des Unmuts hören, drang aber weiter in sie ein. »Dann sollten wir wenigstens über die Heirat deiner Schwester reden, Samuel. Wenn du schon auf die Freuden der Ehe verzichten willst, darfst du Lea deswegen den Weg zu einer eigenen Familie und einem eigenen Hausstand nicht versperren. Das ist nicht recht an ihr gehandelt. Allerdings wirst du, wenn sie dein Haus verlässt, dir ein Weib nehmen müssen, das deinem Haushalt vorsteht.«
    »Hannah würde sich bedanken, wenn ihr die Freuden der Ehe verwehrt blieben.« Durch diese Bemerkung verdarb Kaleb ben Manoach es sich jetzt endgültig mit seinem Nachbarn. Orlando bekämpfte den Wunsch, die junge Frau noch weiter in Verlegenheit zu bringen. Eigentlich sollte das Mädchen ihm Leid tun. In ihrer Rolle als Mann musste sie früher oder später bösen Schiffbruch erleiden, denn sie hatte ja nicht nur die christliche Umwelt gegen sich, sondern musste sich auch noch gegen die Männer des eigenen Volkes behaupten. Er dachte an das Gold, das er ihr abgenommen hatte, und beschloss, die Summe samt dem Gewinn so für sie anzulegen, dass ihr das Geld auch dann verblieb, wenn sich die Türen ihrer Landsleute vor ihr schlossen und sie zu einer Ausgestoßenen wurde.
    Ruben ben Makkabis Gesicht zeigte nichts von seinem Ärger über Samuel ben Jakobs unzugängliche Art, sondern nur eine schier unendliche Geduld. Er blickte Lea auffordernd, ja fast ein wenig flehend an, erhielt aber keine Reaktion. Sein jüngster Geschäftsfreund schien sich durch sein Drängen oder mehr noch durch die Bemerkungen seines Nachbarn verletzt zu fühlen und hatte sich in sich selbst zurückgezogen.
    Lea beschäftigte

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