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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Kutscher
hindurch, eilte weiter an den Häusern der Schneider vorbei.
    Der Ziegenbart verbarg nicht einmal mehr, dass er sie verfolgte, sondern rannte am linken Wagen vorbei hinter ihr her.
    Aurelia nahm die nächste Gasse links, dann eine rechts und wieder links. Er war immer noch hinter ihr.
    »Wohin so eilig, junger Freund?«, rief eine rauchige Stimme mit einem fremden Tonfall.
    Aurelia schaute hoch. Aus einem Fenster beugte sich eine dunkelgelockte Frau, weiße Spitzen säumten ihre freigiebig ausgestellten Brüste. »Hier bei mir kannst du ausruhen.« Sie rieb sich spielerisch das Ohrläppchen.
    Aurelia sprang aus dem Laufen die wenigen Stufen zur Tür hinauf, die wie von selbst vor ihr aufging.
    »So eilig? Rosita wird sich freuen«, nuschelte eine zahnlose Alte und hielt die Hand auf. »Ein Silberling.«
    Aurelia zog den Beutel und steckte ihr die Münze zu.
    »Erste Tür links, hier die Stiege hoch.«
    Aurelia schlüpfte an der Alten vorbei. Die Stufen waren eng, aber reinlich. Auch roch es in dem Hurenhaus nach Räucherwerk, nicht schwer wie in einer Kirche, sondern süßlich wie beim Trestern.
    Oben auf dem Absatz blickte sie zurück. Der Ziegenbart! Sie konnte seine dicken Oberarme unten an der Tür sehen, der verfügte über die Kraft eines Kriegers.
    »Eine helle oder dunkle?«, nuschelte die Alte.
    »Die Kammer neben dem Studiosus, der eben rein ist.«
    »Mele ist noch frei. Ihr könnt sie euch auch teilen, wenn ihr wollt. Ein Silberling.«
    »Ein halber ist genug, alte Halsabschneiderin. Um die Zeit habt ihr eh nichts zu tun.«
    Die Alte streckte nur die Hand aus.
    Aurelia drückte schnell die erste halboffene Tür auf, und
schlüpfte in den Verschlag. Mit dem Rücken fiel sie von innen gegen das Holz.
    »Du bist ja ein schnell Entschlossener«, flüsterte es rau. Die Frau zog den Fensterladen etwas bei und ließ sich im Halbdunkel auf das schmale Bett gleiten. »Wenn es besonders drückt, weiß Rosita Rat.« Sie raffte schon den langen roten Rock.
    »Lass sein«, flüsterte Aurelia. Es war furchtbar zu sehen, wie die verblühte Spanierin oder woher sie stammte, sich auf dem Laken räkelte. Es war so aufgesetzt und falsch; jeder konnte erkennen, dass die Hure keine Leidenschaft verspürte. Störte das die Männer nicht?
    Schritte gingen hinter der Tür, der Ziegenbart trat in einen der Verschläge nebenan. Sie hörte gedämpft Stimmen reden, verstand aber nichts.
    »Gefall ich dir nicht?« Fast schien die Hure traurig. Sie entblößte ihre vollen Brüste.
    »Doch«, log Aurelia. Sie durfte nicht vergessen, dass sie hier als Mann stand. »Ich will etwas anderes von dir.«
    Das Gesicht hellte sich sofort auf. »Du bekommst bei mir alles, wenn du zahlst.«
    Aurelia griff zum Beutel an ihrem Gürtel. Sie kniete sich aufs Bett und senkte die Stimme. »Bringe mir die Kleider des Mannes, der gerade zu deiner Freundin gegangen ist.«
    Die Hure nahm die Hand aus ihren Haaren. »Spornt dich das an? Soll ich die Hosen für dich tragen?« Die Hure schaute Aurelia geschäftig an. »Oder willst du gleich einen Jungen dazu? Die Alte unten hat welche im Nebenhaus.«
    »Nein, nein. Ich will nur die Kleider. Bring ihn dazu, sich auszuziehen. Schnell.«
    »Das wird Ärger geben mit der Alten und der Mele.«
    »Lass dir was einfallen.« Aurelia zog einen Silberling aus dem Beutel und warf ihn Rosita auf die nackte Brust. Sie war
sich nicht ganz sicher, ob Männer so grob mit den Huren waren.
    Die dunklen Augen der Frau glühten auf, als ob die Münze brannte. Doch schon raffte sie sie von ihrer braunen Haut und erhob sich. »Warte hier.«
    Aurelia legte ihr Ohr an die Holzwand, sie hörte nur dumpf Stimmen, verstand aber kein Wort von der langen Verhandlung. Vielleicht gab es einen Wandschrank zwischen den beiden Hurenstuben.
    Nach einer Weile polterte es im Nebenraum. Sie wich von der Wand zurück, vielleicht sollte sie besser einfach gehen. Aber sie hatte keine Gewähr, dass der Ziegenbart mit der Hure etwas angefangen hatte oder nur darauf lauerte, dass sie fertig würde.Vielleicht war ja sein Auftrag, Aurelia ohne Aufsehens verschwinden zu lassen, wie es von Rüdesheim ihr angedroht hatte.
    Schritte kamen zur Tür, Rosita schlüpfte herein und warf eine Hose, eine Joppe und einen Schuh vors Bett. »Der zweite Schuh ist mir aus der Hand gerutscht. Mele besorgt’s ihm gerade.«
    Aurelia ahnte, dass Rosita, die ihre Brüste wieder bloßlegte, den Verfolger ihrerseits einfach bestochen hatte. Sie erkannte die grüne

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