Die Goldmacherin Historischer Roman
Woher?«
»Grindelbacher, Andreas. Seit heut unter Befehl.«
Der kannte sich aus und schwafelte nicht lange. Romuald schob dem Kerl die Münzen zu, die der mit seiner groben Hand einstrich. Die raue Haut war von Schwielen und Wunden verunstaltet.
»Woher?«
»Wien. Aber für den Kaiserbruder Albrecht mag ich nicht den Kopf hinhalten, nur für den Kaiser selbst. Und …«
Der war doch ein Schwätzer. »Halt’s Maul«, unterbrach ihn Romuald unwirsch. »Melde dich dort bei den Leuten des Grafen Hohnfels. Das rote Banner.« Er trug ein großes W hinter dem Namen ein. Die Wiener sollten erst noch ausgefragt werden, ob sie was wüssten, wie es in der Stadt zuging. Kaum hatte der Kaiser nach der langen Belagerung im letzten Dezember die Stadt endlich verlassen können, weil ihm der Böhmenkönig Hilfe geleistet hatte, war schon im Frühjahr der ganze Vertrag mit seinem Bruder Albrecht Makulatur gewesen. Romuald freute sich, dass das Wort der Schriftsetzer so gut passte.
»Name? Woher?«, fragte er den nächsten.
»Leyenrieder, Sepp.Traunstein.«
»Ein Bayer. Hier, dein Geld.«
Die Söldner hatten, kaum war die erste Runde des Bruderkriegs vorbei gewesen, das Land verwüstet. Nun wurden sie wieder unter Befehl genommen, was zumindest die Bauern freuen mochte, die sich um die Saat auf den Feldern sorgten.
Denn der siegreiche herzogliche Bruder Albrecht war nicht glücklich mit dem Stadtrat geworden, der den vorigen kaisertreuen gestürzt hatte. Missgunst, Irrsinn und Geldgier hatten Wien in einem Bürgerkrieg aufgerieben. Der Handel war ganz zum Erliegen gekommen. Herzog Albrecht hatte gar den Oberaufrührer Holzer enthaupten lassen müssen. Aber eine Ruh’ war nicht in die Stadt eingekehrt, die sich noch immer dem Kaiser widersetzte.
So rüstete der nun dieses Heer, dem Romuald den ersten Sold auszahlte. Bald würde es ein paar Hügel weiter Wien einkreisen.
»Name? Woher?«, fragte er den nächsten Kerl in der schier endlosen Schlange.
Romuald trug die leere Kasse unter dem Arm zum Zelt des Schatzmeisters, der gerade den päpstlichen Legaten zum Besuch empfangen hatte. Graf Dürnfeld lag mit ungespornten Stiefeln auf dem Feldbett und aß von einem Teller Rührei mit Speck.
Der Legat saß bei ihm auf einem Feldstuhl. »Wie viele Männer haben wir unter der Fahne,Wappner?« Er rollte dabei einen leeren Weinbecher zwischen den Händen hin und her.
»Dreihundertzweiundzwanzig gestern, vierhundertzwei heute, Herr.« Romuald stellte die mit Eisen beschlagene Kasse zu den anderen hinter dem Lager des Grafen.
»Bis tausend müssen wir kommen, sonst lacht sich der Albrecht nur in seinen dicken Bauch.« Der Graf wischte das Rührei mit einem Kanten Brot auf. »Er hat die Mauern der Burg zu Wien, die bei der Belagerung im Winter so gelitten hat, wohl schon wieder geflickt. Nicht wahr, von Rüdesheim?«
»Hohnfels lässt die Wiener Söldner gerade aushorchen«, antwortete der.
Romuald wartete auf einen Befehl. Lieber allerdings hätte er den Legaten gefragt, ob er einen Brief von Aurelia für ihn hätte. Kaum hatte er vorhin den Kirchenmann ins Feldlager reiten sehen, hatte sein Herz höher geschlagen.
»Wenn die Kerle überhaupt in der Stadt waren seit dem Aufstand. Die Leute knüpfen sich ja dort angeblich gegenseitig an den Balken auf.« Der Graf rülpste. »Was für Zeiten.«
Der Legat warf den leeren Becher in einen Korb voll Stroh. »Wir können froh sein, dass uns nicht die ungarischen Reiter übers Marchfeld in den Rücken fallen. So wird Wien wieder des Kaisers sein.«
»Seid Ihr sicher?« Der Graf steckte die letzte Krume in den Mund.
»Die Verhandlungen sind so weit gediehen, dass eine ungarische Abordnung bald nach Neustadt zum Kaiser reiten wird.
Fragt Fürst Laszlo, der drüben im Zelt beim Herzog Wilhelm sitzt.«
»Oh, man verträgt sich auf einmal.« Dürnfeld schwang die Stiefel vom Feldbett und fuhr sich durch die hellen Locken. »Wie habt Ihr das zuwege gebracht?«
Der Legat sah kurz zu Romuald hin. Sein strenges Gesicht wurde auf einmal freundlich wie bei einem Gesell, der Freischicht hat. »Ihr wisst doch: Gebt einem Mann, was er am meisten begehrt, und er ist wie Wachs in Euren Händen.«
»Jede Badehure kennt diese Weisheit.« Der Graf lachte laut auf. »Aber Ihr werdet wohl kaum mit dem König Matthias in einen Zuber gestiegen sein.«
Der Legat erhob sich. »Euch ist ja bekannt, was der Kaiser in seiner Burg zu Neustadt verwahrt. Ungarn selbst.«
»Die Stephanskrone!« Der
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