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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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seine Aurelia verführt haben könnten, in solch eine Vermählung einzuwilligen.

    »Du wirst schon noch ein Weib finden.« Der Legat klemmte sich die Pergamentrolle unter den Arm. »Der Krieg raubt vielen Männern das Leben. Ist erst Frieden im Land, reißen sich die Weiber um dich, so stramm wie du dasitzt.«
    Romuald wollte nicht irgendein Weib für seine Lust, er wollte Aurelia für das Lachen am Tag, die Wärme der Nacht, die Freude über den Sommer, die Ruhe im Winter – für alle Zeiten.
    »Knecht, das Pferd!«, rief der Legat.
    Romuald sah ihn noch aufsitzen. Der Kirchenmann ritt zum Hof des Kaisers zurück, wo er für sein Geschick bei den Verhandlungen mit den Ungarn Ruhm ernten würde.
    Die Reichshändel waren ihm so gleich! Romuald legte die Arme auf seinen Tisch und verbarg sein Gesicht. Still rannen ihm die Tränen über die Wangen. Selbst wenn er des Freiherrn Burg am Rhein kennen würde, könnte er Aurelia doch niemals entführen, wenn sie den Ehering trug. Nirgends fänden sie Schutz – als Ehebrecher auf der Flucht. »Aurelia«, flüsterte er. »Meine Aurelia.« Er hatte sie verloren.

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    N ehmt zwei, junger Herr, so dünn will Euch keine lange sehen.« Der Pfisterer schien selbst sein bester Kunde, so voller Fettflecken wie seine braune Schürze über dem kugeligen Bauch spannte, und die Wangen so prall und lebensfroh.
    Es duftete so herrlich frisch nach Ausgebackenem. »Also zwei.« Aurelia legte ein paar Kupfermünzen auf das Brett, und der Pfisterer hielt ihr die zwei Fettkringel in einem Weinblatt hin.
    »Und die Huberin, gleich zehn fürs ganze Haus?«, lachte er, als er sich schon der nächsten in der Reihe zuwandte.
    Aurelia machte sich zwischen den Leuten auf dem Markt davon. Die Schlange am Kringelstand war erstaunlich lang. Kein Wunder! Schon der erste Bissen war köstlich, es schmeckte mindestens so gut wie ein am Hofe gebackenes.
    Sie genoss den ruhigen Augenblick im Schatten des Rathauses. Das morgendliche Treiben floss an ihr vorbei, im Himmel standen ein paar weiße Wölkchen. Sie gab Acht, dass sie sich kein Fett in den Bart schmierte. Nach dem letzten Bissen leckte sie sich die Finger sauber. Mit Speise im Magen dachte es sich leichter, hieß es. Gesättigt lenkte Aurelia den Schritt zum ärmeren Teil der Stadt, wo Gerber und Schuhmacher lebten. Die beste Tarnung waren gewöhnliche Besorgungen. Das Gesinde kam oft in die Stadt, denn hier war vieles schneller zu erstehen. Am Hofe genossen die Adelsherrn bei den Handwerkern stets Vorrang vor den Gewöhnlichen. Niemand sollte ahnen, dass Aurelia auf dem Weg zum Ghetto und zu Ezechiel war.

    An der Gerbergasse drehte sie sich um und sah zum Himmel hinauf. Einfach auf einem Wagen sitzen, mit Romuald durch ein fruchtbares Tal rollen, was wäre das für ein Glück … Aurelia wollte schon weitergehen, da stutzte sie, als ihr Blick über die Menge hinter ihr glitt. Dieses junge, verwegene Gesicht mit Ziegenbart und den kräftigen Wangen hatte sie doch am Kringelstand schon gesehen. Und den kräftigen Bauern mit den buschigen Augenbrauen unter dem Bogen der Hausarkade ebenfalls! Sie beschleunigte ihren Schritt. Wenn das überhaupt Bauern waren. Sie sollte lieber vorsichtig sein, hatte Ezechiel ihr eingeschärft. In diesen wirren Zeiten konnte nicht einmal er sicher sein, dass seine Leute die Geheimnisse seines Handels wahrten.
    Aurelia bog in den nächstbesten Durchgang ein und überquerte einen kleinen Hof, in dem Kinder Stiegen mit ersten Kirschen füllten.Von dort trat sie hinaus auf die nächste Gasse. Sie stolperte vor der Auslage einer Knopfhändlerin, wandte sich weiter, bevor diese ein Wort sagen konnte.Wie zufällig sah sie dabei zurück in die Gasse. Der Ziegenbärtige folgte ihr, eindeutig. Den mit den buschigen Augenbrauen fand sie nicht unter den Leuten in der schmutzigen Gasse.
    Aurelia ging von Auslage zu Auslage der Nadelmacher. Sie durfte nicht zu Ezechiel, wenn man ihr folgte. Ihr wurde unangenehm heiß. Einfach zurück zum Hofe konnte sie auch nicht. Sie brauchte reines Gold, um die nächste Wandlung anzuschieben, vom erforderlichen blauen Steinmehl ganz zu schweigen, das sie bei den Fuggern bestellen wollte.
    Wie nur den Verfolger loswerden? Aurelia versuchte es einfach mit der nächsten Quergasse, in die sie scharf einbog.
    »Hast du Kuhfladen auf den Augen?«, rief ein Kutscher einem anderen zu.
    »Dein Wagen ist zu breit, Bauer!«, scholl es zurück.
    Aurelia sprang zwischen den Wagen der streitenden

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