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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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sterbe.«
    Oswin fasste ihn bei der Schulter. »So schlimm?«

    Romuald wusste keine Antwort. Es gab kein Wort für die Leere in ihm. Er senkte den Kopf. »Aurelia ist mein Ein und Alles. Ich habe ihretwegen im Zunftkasten gesessen, meinen Willen nicht brechen lassen, weder von Meister noch Mutter. Und jetzt?« Er hob den Kopf und blickte auf zum sternlosen schwarzen Himmel.
    »Meine Liebste haben sie so geschändet, dass sie verblutet ist.« Oswins Stimme war brüchig wie die eines Greises. Romuald sah den Schmied überrascht an. Das hatte er nicht gewusst. »In meinen Armen ist sie gestorben und hat gefleht, dass ich ihr verzeihe.« Oswins Kinn zuckte. »Dabei hat sie gar nichts Sündiges getan, ist nur in die falsche Richtung gerannt, als die Landsknechte in Esslingen eingebrochen sind. Vier Jahre ist das nun her.«
    »Wie hältst du das aus?«, fragte Romuald leise.
    »Komm mit.« Oswin erhob sich und verschwand schon im Finstern.
    Romuald folgte ihm an den heißen Steinen der Köche vorbei, wo nur noch ein paar Schweinsfüßchen brutzelten. Oswin schob dort mit einem Schürhaken einen Brocken Glut auf einen flachen Stein und nahm ihn mit. Sie gingen an den großsprecherischen Haufen vorbei, die einander an den Feuern Heldentaten vorlogen. Drei Fiedelspieler spielten einer tanzenden Marketenderin auf, doch Romuald hatte keinen Sinn für deren bloße Schenkel.
    Oswin schlüpfte in sein Zelt. Romuald folgte, drinnen zündete der Hufschmied gleich ein Windlicht an.
    »Ich teil mit dir.« Oswin legte den flachen Stein mit dem Stückchen Glut in einen Metallbecher und bedeutete Romuald, sich auch auf das Eberfell zu setzen. Sie verschränkten die Knie, und Oswin stellte den Metallbecher zwischen sie. Der Hufschmied wandte sich im Sitzen um und kramte aus einer Ledertasche ein Säckchen. Mit seinen groben Fingern
holte er ein Häcksel heraus und warf es auf die Glut im Becher zwischen ihnen. »Hast du noch Sold? Dann besorge ich uns mehr davon.«
    Das Zeug sah aus wie Holzsplinte, die man in einem roten Puder gewälzt hatte, daruntergemischt waren Körnchen wie Pfeffer und längliche Samenkörner. »Was ist das?«, wollte Romuald wissen.
    »Das Rüstzeug für das Jammertal«, sagte Oswin matt.
    Die Glut hatte das Pulver entflammt, das Holz kokelte schon und rötlicher Dampf stieg auf.
    Oswin räusperte sich. »Nur damit halte ich es aus, dass meine Liebste ein Engel ist. Anders nicht. Und wenn dann noch im Kampf die Pferde die toten Knechte vom Feld bis vor meine Schmiede zerren … Wenn ich den Leichen die Arme abreißen muss, damit ich die irr gewordenen Rösser befreien kann, bis sie sich irgendwo vertraben. Es ist zu viel. Zu viel. Ich bin mehr Menschenmetzger in der Schlacht als Schmied.« Oswin nahm sich einen Lappen und ergriff damit den heißen Metallbecher. »Du musst mit dem offenen Mund atmen, so tief wie du kannst. Dann halte den Rauch in der Lunge, so lange es geht.« Oswin rückte noch ein wenig näher, beugte den geschorenen Schädel über den Becher und saugte den Rauch mit dem Mund ein. Mit geschlossenen Augen reichte er Romuald den Becher.
    Das Räucherwerk erinnerte an die Steinkammern der Rheinfischer, wo sie ihre Fische trockneten, ein bisschen auch an den Geruch von Weihrauch in den Kirchen. Doch stach es giftig in Romualds Nase wie die Lauge von Schriftsetzerschwarz. Ihm war es gleich. Er öffnete den Mund und sog den heißen Dampf tief in die Lunge.
    Seltsamerweise musste er gar nicht husten. Es brannte nur ein bisschen, dann wurde ihm schlagartig heiß im Kopf.
    Oswin nahm ihm den Becher aus der Hand, sog kräftig den
Rauch ein und gab ihn zurück. »Für dich als Anfänger reichen dreimal.«
    Beim zweiten Atmen glühte Romualds Leib wie nach einem heißen Bad. Das Eberfell unter seinem Hintern, die Kleider, alles fühlte sich wolligweich an, und alles im Zelt, das Leder, das Feldbett Oswins, die halbe Brustrüstung hinten am Tragepfosten, alles wurde bunt, rotgrün, fliedergesprenkelt. Und hell. »Dabei haben wir doch Nacht …«, flüsterte er.
    Oswin lachte nur leise und ließ sich langsam auf das Feldbett in seinem Rücken sinken. Der Becher kippte aus seiner Hand. »Träume, mein Freund, träume von deiner Maid …«
    Tatsächlich sah Romuald Aurelia vor sich, ihren Liebreiz, ihr Lächeln, das wie in einem Wasserspiegel glänzte. Wellen schlugen, immer mehr, ihr Bild verwirbelte, verwischte. Wessen Bild war es noch gleich? Wie wohl war ihm, so wollig alles und warm, so schief die Erde, so

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