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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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habe geschworen, dass ich nur Briefe aus der Kanzlei annehmen darf.« Kuno hängte sein Kurzschwert wieder an seinen Gürtel. »Der Oberschreiber hat gesagt: ›Wenn dir einer was unterschieben will, schicke ihn zu mir. Ich prüfe das dann.‹ Fragt ihn, Alchemicus!«
    Einen anderen Boten als Kuno ließ man nicht bis zum Heer vor. So ärgerlich es war, Aurelia zögerte, ihn weiter zu bedrängen. Es war nicht klug, wenn sie beharrlich blieb. Kuno könnte am Ende in der Kanzlei davon erzählen, was sie nur zusätzlich in Gefahr brächte. Dort gab es zu viele Zuträger; der Legat würde sofort ihre Absichten erraten.
    Kuno klopfte auf die Botentasche. »Ich muss los, Herr. Bis hinauf zum Heer reite ich die ganze Nacht durch. Heute ist es hell, wir haben bald Vollmond. Habt Dank für das Schwertlot.«
    Aurelia nickte nur und trat aus dem Unterstand. Sie sah hinter dem Boten her, wie er den Torweg entlang über die hölzerne Außentreppe zu den Ställen schritt. So stimmten also die Gerüchte. Der Krieg um Wien stand unmittelbar bevor. Leisten konnte ihn sich der Kaiser nun allemal.Aber Romuald war in großer Gefahr. Sie musste handeln, nur wie?
    In der Stille hörte sie ihren Magen knurren. Sie aß zuwenig vor lauter Sorgen. Mit leerem Bauch kam sie nie auf einen rettenden Einfall. Hunger machte dumm.

52
    I n der Rüstkammer brannten nur zwei Kienspäne ganz hinten im Gewölbe, wo zahllose Helme, Fußpanzer und Knieharnische aufgereiht lagen. Der Tisch des Schreibers vorn bei der Tür war verwaist.
    Aurelia hielt das Windlicht vor ihrem Kopf hoch. »Kammerwart? Wo seid Ihr?« Sonst klirrte doch immer irgendwo Metall, weil die Eisenknechte Rüstungen umräumten oder Lederschnallen erneuerten. »Ich bin’s, Heliodor. Ihr habt mich rufen lassen.«
    Ihr kleiner Wastl hatte sie im Gesindehaus abgepasst, wo Aurelia ihre müden Beine unter der Speisetafel ausgeruht hatte. Die frohe Botschaft war ihr gerade recht als stärkende Beilage zu ihrem Stück Rindswurst mit Sommergemüse gekommen. Eine nächste Fuhre blaues Steinmehl war vorzeitig aus Venedig eingetroffen und in die Rüstkammer geschafft worden. Bei der Gelegenheit hatte sie auch erfahren, dass die Fugger mit Brieftauben in Venedig bestellen konnten.
    »Wo steckt Ihr denn, Kammermeister?«, rief sie und ging an den Körben voller Brustpanzer vorbei über die rußigen Steinplatten. Wenn das blaue Steinmehl rein genug war, konnte sie die nächste Wandlung wagen. Es lagen lange Nächte im Laboratorium vor ihr.
    Hinten bei den flackernden Lichtern klapperte etwas wie Metall auf Metall. Vielleicht hörte der Kammerwart nicht, weil dort hohe Schaffe voller Armschoner aus Metall und Rückenschilde quer zum Gewölbe standen.
    In der Rüstkammer roch es fast so stechend wie über ihren
Feuern, nur feuchter und nach dem Talg, mit dem die Scharniere der Rüstungen geschmiert wurden.
    Ein dumpfer Schlag ertönte. Kalte Luft zog über ihr Gesicht, während das Licht der Kienspäne flackerte. Aurelia fuhr herum. Das Tor zur Rüstkammer war zugefallen. »Kammerwart?«
    Als sie ihre eigene Stimme so furchtsam fragen hörte, begriff sie, wie töricht es war, nach ihm zu rufen. Sie musste hier hinaus, sofort.
    »Bleib stehen!«, scholl eine klirrend eiserne Stimme von ganz hinten. »Widerstand ist zwecklos, die Riegel liegen draußen vor.«
    So scheppernd sprach doch kein Mensch! Aurelia überwand den ersten Schreck. So klang es, wenn einer durch ein krummes Metallrohr sprach, doch bei den Schaffen sah sie niemanden stehen. Langsam schlich sie, den Rücken der freien Wand zugewandt, dorthin, bis der eine Kienspan über ihr leuchtete. »Zeigt Euch!«, rief sie in den Raum.
    Wieder lachte es tief klirrend wie aus einem Höllenschlund. Damit jagte man ihr keine Angst ein. Sie hatte in ihrer Kindheit zu viele Spaßmacher und Schmierenschausteller erlebt. »Ihr seid kein Geist. Macht Euch nicht lächerlich.«
    Jetzt fauchte es hinter den hoch aufgestapelten Beinschienen. Der Mensch konnte nicht weit davon stehen. Sie machte einen Schritt auf den Stapel zu.
    Der Ruck kam so plötzlich, dass Aurelia strauchelte. Hätte sie nicht schon ein starker Arm um den Leib und ein zweiter um den Hals gefasst, sie wäre gestürzt. Eine Hand fuhr unter ihrem falschen Bart entlang und drückte ihr etwas an den Hals. Etwas Kaltes und Scharfes. Aurelia spürte die Klinge eines langen Messers.
    »Lächerlich bist du in deiner Maskerade«, sagte eine raue Stimme an ihrem Ohr.

    Fürst Laszlo! »Warum habt Ihr

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