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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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den Kaiser einmal mehr. Aus den wabernden Schatten an den Wänden flüsterte es: Du blutest schon. Dahin hat dich die Schwarzkunst gebracht.Was wird nun erst geschehen? Auch wenn der Mantel sie vor fremden Blicken draußen im Burghof verbarg, ihrem eigenen Entsetzen entkam Aurelia nicht.

53
    V on Rüdesheim hieb so fest auf die Armlehne, dass die mit geschnitzten Rosen verzierte Rückwand knirschte. »Bist du wahnsinnig geworden?« Vor Fassungslosigkeit duzte er sie wieder. Sein Blick hatte sich unter dem Giebel der Hofkirche gefangen. »Wie kannst du dem Fürsten Laszlo vertrauen?«
    Nichts lag Aurelia, die neben dem Beichtstuhl kniete, ferner. Nur auf dessen Goldgier hatte sie gestern gesetzt. »Wo stündet Ihr, wenn ich mich hätte töten lassen?«
    »Nicht mit einem Fuß im Verlies.« Der päpstliche Legat schlug sich die Handballen an die Stirn. »Der Ausgleich zwischen dem Kaiser und dem König von Ungarn muss gelingen. Nur so ist der Türkengefahr Einhalt zu gebieten.« Fast bis auf die Knie neigte er seinen Oberkörper vor. »Monate von Verhandlungen … Der Hochzeitsplan schien endlich alles zu lösen«, knurrte er. »Und an dir verfluchten Alchemistin hängt jetzt das Schicksal der ganzen Christenheit …«
    Aurelia schüttelte innerlich den Kopf. Die Herren führten immer das große Wort von den Völkern und dem Glauben, wiewohl sie dabei nichts als die eigene Macht im Sinn hatten.
    Von Rüdesheim sprang auf. »Das darf nicht so bleiben«, sagte er kalt. »Steh auf. Lassen wir diese comoedia .«
    Der Beichtstuhl war der einzige Ort an diesem Hofe, der Sicherheit vor fremden Ohren bot. Aurelia erhob sich ebenfalls.
    Von Rüdesheim schlug die Faust in die flache Hand, dass es knallte. »Was verstehst du schon von Reichsgeschäften? Wenn Fürst Laszlo auf die Seite des ungarischen Königs wechselt, dann folgen ihm viele ungarische Magnaten.«

    Aurelia strich sich den falschen Bart glatt. »Dafür wird Euch der Kaiser mehr folgen denn je.«
    »Mir?« Von Rüdesheim lachte bitter. »Jetzt, wo seine Tochter wieder gesundet, leiht er nur noch ihr sein Ohr.«
    Die Höflinge tuschelten über nichts anderes mehr. Die Kaiserin ließ die Kleine Prinzessin wieder bei den portugiesischen Tänzen mitspringen und im Lustgarten erklang überall ihr Gesang. »Das wird nicht mehr lange so sein, wenn Ihr auf mich hört«, sagte Aurelia leise.
    Der Legat hob langsam das Kinn und maß sie mit einem Blick, der ihr Innerstes gefrieren ließ. »Manchmal fürchte ich, du bist doch nicht die Tochter des großen Alchemisten Meliorus, sondern eine abgefeimte Hexe, die sich des Leibs der schönen Aurelia bei der Schlacht von Mainz bemächtigt hat.«
    Sie verstand gut, dass er ihr mit solchen Worten drohen wollte. Nichts lag dem ränkeschmiedenden Legaten ferner als der Hexenglaube des Volkes. »Vergesst nicht, dass Ihr es wart, der mich in diese Täuschung gezwungen hat.« Sie hob das Ende des Bartes an. »Nur gemeinsam entziehen wir den Kaiser dem Einfluss der Prinzessin.«
    »Unfug. Du hast ihren Einfluss vergrößert, weil du ihren Geliebten Laszlo noch stärker machst.«
    »Er glaubt das nur, wie Ihr gerade auch.«
    Von Rüdesheim trat so nah an sie heran, dass sie ihr Spiegelbild in seinen runden Augen erkannte. »Was heckst du wirklich aus?«, flüsterte er.
    Aurelia hatte lange mit sich gerungen und sich wieder und wieder die Warnungen der Prophetissa ins Gedächtnis gerufen, aber es gab keinen anderen Weg. »Gebt Ihr mir für Eure erneuerte Macht, was ich verlange?«
    Sie roch seine gewaschene Haut und seinen frischen Atem. »Alles, nur nicht mein Seelenheil, du Hexe«, zischte er.
    Aurelia hob den Zeigefinger der rechten Hand. »Hört gut
zu. Ich werde dem Fürsten Laszlo das Gold zeigen, das er begehrt. Und ich verstecke es auch für ihn, wie Laszlo es verlangt, damit er es zum König Matthias nach Ungarn schaffen kann. Die Grenze ist nicht weit.«
    Der Legat zog die Augenbrauen zusammen. Sein Blick war nicht mehr so kalt, nur besorgt, als hielte er sie wirklich für verrückt. Aurelia senkte den Zeigefinger wieder. »Nur wird dort etwas anderes ankommen.«
    »Wie das?« Seine Hand fuhr zum Kragen. »Vermagst du am Ende gar auch die Translatio zu bewirken?«
    Dinge an ferne Orte zu zaubern – vollbrächte sie dies, dann wäre sie wahrlich eine Hexe. »So einfach wird es nicht gehen.« Aurelia wiegte den Kopf. »Wir werden das Gold vorher gegen Mindergold austauschen.«
    Von Rüdesheim verschränkte die Arme. »Aber dann

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