Die Goldmacherin Historischer Roman
mich hergelockt?«, flüsterte Aurelia. Sie wagte kaum zu schlucken, so tief drückte die Klinge in ihren Hals.
»Du kleines Luder hältst uns wohl für dumm, nur weil wir dein Verkleidungsspiel dulden. Nicht länger als einen Tag geht das noch so, das verspreche ich dir.« Er führte die Klinge wie ein Barbier über ihre Haut, so dass sie deren Schärfe schmerzhaft fühlte. »Du wirst der Prinzessin mehr von der Heilsalbe bringen, sie schlägt schon an, die Pusteln gehen zurück. Aber nicht nur ein Tiegelchen, sondern so viele sie braucht, damit ihr Gesicht schnell wieder rein und schön wird.« Noch einmal strich er mit der Messerklinge unter ihrem Kiefer entlang. »Meinst du, es bereitet mir Vergnügen, mit einem grindigen Weib ins Bett zu steigen, selbst wenn es die Kaisertochter ist?«
Aurelia rührte sich kaum. Selbst durch ihren Mantel hindurch spürte sie, wie der Fürst jeden Muskel seines kräftigen Leibes anspannte. Sie würde ihm nicht entkommen, als Ungar war er im Messerkampf geübt. Laszlo musste den Rüstwart bestochen haben, dass der niemanden hereinließ. Aurelia lief der Schweiß vor Angst. »Die Kräutersude brauchen Zeit, vor Vollmond …«
Er trat ihr mit dem Knie derb in die Nieren, so dass sie aufstöhnte und in seinen Armen zusammensackte. »Lüge nicht. Du hast mit Absicht nur den winzigen Tiegel gebracht, damit du die Prinzessin in deiner Macht hältst.«
Sie konnte es auf keinen Fall zugeben. »Glaubt, was Ihr wollt, die Kräuter gehorchen dem Mond, nicht mir …«
Mit einem raschen Schnitt zog Laszlo die Klinge an ihrem Hals entlang – Aurelia schrie auf. Der Schmerz brandete durch ihren Körper, warmes Blut rann schon in ihren Kragen, ihr schwanden die Sinne …
»Bleib wach, Täubchen.« Ein Ruck und ein weiterer Stoß von Laszlos Knie brachten sie zur Besinnung. »Nur ein kleiner
Kratzer.« Roh lachte er auf. »Doch wenn du dich nicht fügst, so fühlst du die ganze Klinge.« Er knurrte durch die Zähne. »Viel Salbe und zwar sofort.«
Fürst Laszlo würde sie auf jeden Fall opfern, denn ihr Tod würde die Machenschaft der Prinzessin für immer vor dem Kaiser verbergen. Ihre Knie gaben nach, sie hing in Laszlos Arm, gleich vergaß sie sich ganz.
»Bleib wach, Luder!«
Wieder stieß er sein Knie in ihre Nieren. Der Schmerz flammte hinab bis zu den Tiefen ihres Geistes. Unbekannte Gesichter huschten vorbei, weise alte Gesichter … Goldmünzen, Sterne, lange Hölzer, ein lodernder Athanor, magische Zeichen umkreisten des Kaisers AEIOU . Ein waghalsiger Gedanke formte sich in Aurelias Geist. Aber nichts war verboten, um dem Tod zu entrinnen.
»Bleib wach, oder ich stech dich ab!«, drohte der Fürst.
»Wartet«, hauchte sie, holte Atem, drei-, fünf-, siebenmal, bis ihr Leib nicht mehr vom rasenden Herzschlag zerspringen wollte. »Bringt Ihr mich um, dann zerstört Ihr Euer Glück.«
»Für mein Glück sorgt schon die Kleine Prinzessin. Ich nehme sie zur Frau und verbinde mein Haus mit dem Kaiser, Ungarns rechtmäßigem König«, zischte er.
Aurelia brachte ihre letzte Kraft auf und ließ wie eine Schaustellerin ihr Lachen höhnisch klingen. »Ihr wollt ein Fürst und Mann des Hofes sein, dass Ihr so sehr auf des Kaisers Wort vertraut?«
»Wage es nicht, meine Ehre zu beschmutzen.« Er drückte ihr mit dem Arm kurz die Luft ab.
Doch Aurelia hatte etwas bei ihm verspürt, das sie mutiger werden ließ. Seine Eitelkeit machte ihn schwach. Mit dem nächsten Atemzug flüsterte sie kalt: »Kennt Ihr nicht die Vielzahl der Verträge, die der Kaiser gebrochen hat? Warum wohl
wiegelt der Pfälzer Kurfürst im Reich die Herren Eures Standes gegen ihn auf?«
»Was weißt du Weib schon von den Reichsgeschäften.« Ein winziges bisschen ließ der Druck des Messers an ihrem Hals nach.
»Genug. Fragt Euch selbst, warum der Legat des Papstes jahrelang den Vertrag mit Eurem Ungarnkönig Matthias hat vermitteln müssen, so dass selbst die Kirche am Kaiser verzweifelt ist.« Aurelia hatte erst nach und nach begriffen, warum von Rüdesheim und der Papst eigentlich für den Frieden des Kaisers mit Ungarn arbeiteten: Nur beide, das Reich und Ungarn zusammen konnten die ungläubigen Osmanen von der Eroberung Europas abhalten. »Sollte das Euch nicht warnen, auf diesen Hochzeitsplan viel zu geben?«, stichelte sie weiter.
»Prinzessin Margret ist des Kaisers linker Augapfel, so wie sein kleiner Sohn Maximilian sein rechter ist.«
»Sie ist bankert.«
Der Knietritt tat weh, doch hatte er nur
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