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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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auf die Mähre. »Kauf ihr gleich einen Fuder Hafer, wie du es versprochen hast.«
    Aurelia gab dem Tier einen leichten Schlag mit dem Zügel. Das Futter würde sie noch bezahlen, dann aber würde sie zu den Zelten oben zum Haag hinlaufen, wo die Banner des Kaisers im heißen Wind des Julitages flatterten.
     
    Aurelia wich einer Hundertschaft von Spießträgern in den nächsten Graben aus. Sie hockte sich hin und tupfte vorsichtig ihr Gesicht mit einem Lumpen ab, damit der angeklebte Bart nicht abriss.
    Zu den Feldherren kommst du nicht so leicht, Bübchen. Die verbarrikadieren sich und passen auf, dass kein feindlicher Spieß ihnen die feinen Ärsche aufreißt.
    Die Marketenderinnen hatten sie gewarnt, als sie den Hafer kaufte und für Veit und sich eine Mahlzeit dazu, Speckkuchen mit Linsentopf. Eine pausbäckige Händlerin mit goldenen Ohrringen hatte Veit gleich ans Herz gedrückt. Zwischen welchen Laken er denn so lange gesteckt habe, er, der beste Hecht weit und breit? Bald schon war Veit mit der Dicken hinter Pack und Sack verschwunden und ward nicht mehr gesehen. Wenigstens hatte Aurelia auf diese Weise nicht auch noch für den Wein zahlen dürfen.
    Sie sah hinauf zum Feldherrnhaag. Hin und wieder kam ein Adelsmann auf einem Ross aus den Hecken hervor und stürmte den Hügel hinunter zu den Hundertschaften.

    Es donnerte in der Ferne. Türkenpulverdampf stieg an den Vorwerken auf. Aus der Stadt flogen brennende Ballen auf die Angreifer herab.
    Mochte nur Romuald nicht dort zwischen den Landsern stehen müssen! Aurelia flehte zur Mutter Gottes und den Heiligen. Das Heu war mit Steinöl getränkt und brannte alles an, selbst blutiges Fleisch, das sah sie an der Farbe des Rauchs.
    Sie drückte sich hoch, stieg aus dem Graben und lief weiter, auf die Lücke in der Hecke zu.
    Wieder donnerte es in der Ferne. Hufgetrappel kam rasch näher, und ein Trupp Reiter eilte den Weg am Bach entlang herauf. Aurelia wich zu einem zerzausten Busch aus, an dem kaiserlich rote Stofffetzen hingen, schmutzig und angesengt.
    Die Federn auf den Hüten wippten. Nur ein Reiter trug eine schlichte, rotweiß gestreifte Mütze, dafür saß er höher als alle anderen auf dem Sattel. Jesusmaria! Aurelia hielt sich die Hände vors Gesicht, als sie vorbeipreschten. Da ritt ja Kuno, der Kaiserbote, der sie aus der Burg kannte.
    Sie wollte sich nicht allzu sehr auf ihre Verkleidung verlassen. Aurelia wartete lieber eine Weile.
    Ein Wagen mit Sturmbalken verließ den Hügel, als sie die Hecke erreichte.
    »Wo willst du hin?«, fragte ein Wächter mit blankpoliertem Brustpanzer an der Lücke in der Hecke. Sein Zungenschlag klang wie der von Leuten aus Krain.
    Aurelia griff in ihren Mantel und zog das Pergament aus dem Hemd hervor. »Ich habe einen Befehl des Kaisers zu überbringen.«
    Der Wächter faltete ihn auseinander. Sein Blick suchte nur das Ende, er machte große Augen über dem kaiserlichen Hofsiegel. »Kannst gehen«, brummte er und gab ihr das Pergament zurück.
    »Wo ist der Heerführer zu finden?«

    »Die Befehlstafel steht vor dem großen weißen Zelt, wo sonst?«
    Aurelia tat, als wüsste sie, wovon er sprach. Sie ging durch die Hecke, die gar keine war. Reisigbündel und halbtote Äste hatte man aufgeschichtet, kaum ein Strauch lebte, der ganze Haag war künstlich.
    Kein Wunder, dass im Innern des Walles der Boden von zahllosen Pferdehufen zertrampelt war, so dass kaum noch Gras stand.
    Vor fünf Zelten staubte die Luft erdig. In einem Halbkreis aufgestellt, leuchtete das mittlere fast, so hellweiß gegerbt waren die Bahnen aus Ziegenleder. An einer Tafel davor saßen fünf Herren in eng anliegenden Lederhemden. In der Sonne glänzten die Brustpanzer, die sie an ihren Stuhlpfosten aufgehängt hatten.
    Kuno, der Kaiserbote, packte aus seiner großen Tasche Befehle auf den Tisch, ein Schreiber rechts von den Herren rollte sie auseinander. Aurelia hielt an einem hohlen Baumstamm, der als Pferdetränke diente, und tat so, als wüsche sie sich die Hände.
    Drüben steckten die Adelsherrn die Köpfe zusammen. Ein Schreiber trat aus dem dritten Zelt und reichte einem Feldherrn Feder und Tinte. Der kritzelte etwas unter ein Pergament, der Schreiber rollte es ein und lief damit zu Kuno.
    Der Bote fackelte nicht lange, packte die neuen Schriftrollen in die Tasche und rannte zurück zu seinem Pferd. Das Tier stand hier bei Aurelia an der Tränke und sie suchte eilig Deckung. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich hinter das

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