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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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ihren schrecklichen Tod tilgen wolle. Sie strich ihm über den Kopf. »Vielleicht geben uns die Nonnen etwas zu beißen«, lenkte sie ab. Größere Hoffnungen wollte sie den Kindern nicht machen.

11
    A urelia seufzte. Sie war nicht die Einzige mit der dünnen Hoffnung auf Hilfe. Auf dem Vorplatz vor dem großen Tor in der Klostermauer stand Bettelvolk. Lahme krauchten an Stöcken einen Pfad am Bach entlang, der wohl zu einem Dorf in der Nähe führte.Viele Hände streckten sich den Männern mit den breiten Klostergürteln entgegen, die für die Nonnen Ordnung schafften.
    »So viele, oh je«, flüsterte Gundi.
    »Versuchen wir’s.« Aurelia reihte sich einfach hinter den Leuten ein, die durch das Klostertor drängten.
    »Wenn nicht Zehnttag wäre, kämen wir gar nicht erst rein«, knurrte ein hagerer Mann mit gichtigen Händen. »Die Nonnen sollen ruhig was rausrücken.«
    »Ist doch unser Korn, das sie hier verfressen«, zischte eine Alte.
    »Seid still, sonst gibt’s gar nichts. Die neue Äbtissin ist nicht so fromm wie die alte.«
    »Leider wahr. Enhardis ist zwar die Nichte der alten Äbtissin, aber aus ganz anderem Holz geschnitzt«, knurrte ein anderer.
    »Wenn sie der alten doch mehr als nur im Namen gliche«, seufzte eine junge Frau, die ihren weißen Hals unter den dunklen Haarzotteln kratzte.
    »Weich wie Rosenholz ist sie jedenfalls nicht … Seid still, dort steht sie.«
    Der Klosterhof war aufgeräumt und gut gekehrt. Die Tore der Scheuern standen offen, dort rollten die Bauern Fässer hinein oder trugen Säcke auf den Schultern ins Innere.

    Die Nonnen waren Zisterzienserinnen, das erkannte Aurelia am weißen Ärmelrock, der bis eine Handbreit über dem Boden reichte. Darüber trugen sie eine kurze Schürze über Brust und Rücken, darüber nochmals eine Art überweiten Mantel mit Kapuze. Die Haare bedeckte fast ganz eine schlichte weiße Haube. Kopf und Hals der Frauen verhüllte ein schwarzer Schleier.
    Die Äbtissin war noch jung, vielleicht fünf Jahre älter als Aurelia selbst. Ihr schwarzes Haar fiel künstlich gelockt um den Kopf, so wie es die Adelsfrauen zu Mainz getragen hatten.
    Die Menge drängte weiter zu einer langen Tafel, hinter der Dienstleute des Klosters Brei austeilten. Die braunen Leinenschürzen waren schon ganz gelb besprenkelt.
    »Ich rieche Honig.« Gundi riss sich los und lief einfach zur Tafel. Sie hatte schon den Finger in den Teller Brei gesteckt, den ein weit nach vorn gebeugter Bettler kaum tragen konnte, und schleckte ihn ab. Die Dienstleute lachten, als Aurelia ihr hinterherlief.
    »Du musst dich anstellen, Gundi.«
    »Warum?« Schon tauchte auch Beppo seinen Finger in den Brei des Bettlers.
    Aurelia sah an den zitternden Mundbewegungen, dass der lahme Mann stumm war, und sich nicht wehren konnte. »Es ist sein Brei«, sagte sie streng. »Er hat ebenso Hunger wie wir.«
    »Kommt her, ihr drei. Der Tisch des Herrn ist gut gefüllt.« Eine Nonne winkte sie heran. »Gib ihnen reichlich«, sagte sie zur Dienstfrau dahinter. Erst beim zweiten Blick sah Aurelia, dass der weiße Flaum, der das vom Wind gerötete Gesicht der Nonne umgab, nicht der Stoff der Haube, sondern ihr Haar war.
    »So, eine Kelle mehr. Bedankt euch bei Schwester Mechthild«, sagte die dicke Dienstfrau und füllte dem nächsten Bettler auf.

    Die Kinder rissen den Brei an sich und aßen noch im Stehen mit den Fingern. Aurelia nahm ihren Almosenteller und einen der Holzlöffel dazu, den die Dienstfrau unter ihre Nase hielt. »Mach Platz«, drängten hinter ihr schon die nächsten.
    Sie setzte sich auf einen der Holzbalken, die man für die Armen als Sitz quer in den Hof gelegt hatte.
    Der Brei schmeckte köstlich, ganz süß. Es war wirklich Honig darin. Gundi schleckte jeden Krümel Grieß von ihren Fingern und der runden Holzplatte.
    »Warum sind die Kinder so ausgehungert?«, fragte eine Stimme in einem singenden Tonfall, der gar nicht in die Gegend um den Donnersberg passte. Die weißhaarige Schwester Mechthild stand vor ihnen, die feinen Hände ineinander vor die Kutte gelegt.
    »Wir sind geflohen, in Mainz ist Krieg.« Aurelia sah den beiden hinterher, die sich einfach nochmal für Brei anstellten. »Ihre Eltern sind bei einem Überfall auf ein Dorf umgekommen.«
    Die Nonne blinzelte gegen das Licht. »Du bist gar nicht die Mutter?«
    »Nein.«
    »Warum kümmerst du dich dann?«
    Das fragte eine Nonne? »Das Mädchen ist in die Hände der Landser geraten, deshalb die Wundmale. Sie ist noch nicht

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