Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
Vom Netzwerk:
einmal elf.« Aurelia legte den Löffel in den leeren Teller und stellte ihn neben sich auf den Balken. »Ich kann sie doch nicht einfach verderben lassen.«
    Gundi und Beppo rannten herbei. »Wir haben noch zwei Teller gekriegt. Beeile dich, sonst ist der Brei alle.«
    »Holt doch ihr für eure Mutter einen zweiten Teller«, sagte die Nonne schnell.
    Damit prüfte diese Aurelias Behauptungen. Sie tat so, als ob sie es nicht bemerkte.

    »Sie ist nicht meine Mama. Aurelia hat uns in der Brombeerhecke gefunden.« Beppo zeigte zum Himmel. »Meine Mama ist jetzt ein Engel.«
    Aurelia streichelte ihm über den Kopf. »Iss, bevor der Brei kalt wird.« Ganz genau betrachtete die Nonne sie drei, doch Aurelia war es gleich, was sie denken mochte.
    »Du benimmst dich vornehm. Und du lügst nicht. Das ist selten.« Schwester Mechthild strich die Kutte glatt und setzte sich neben sie. »Wer bist du?«
    Die Tochter des Großen Meliorus, lag es Aurelia auf den Lippen, aber es war gewiss nicht klug, in einem Kloster von Alchemie zu sprechen. »Mein Vater ist Apotheker in Mainz gewesen.«
    »Ach, wirklich?« Schwester Mechthild neigte den Kopf zur Seite. Ein wenig zuckte ihr linkes Unterlid in der Sonne.
    Da sie nun schon Aufmerksamkeit geweckt hatte, beschloss Aurelia, ihrer Eingebung zu folgen. »Braucht Ihr nicht Hilfe im Kloster? Ihr bereitet doch Salben und Tinkturen.«
    Die Schwester wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, da schnitt ihr eine klare Stimme die Antwort ab. »Helfende Hände haben wir mehr als genug.«
    Die Äbtissin Enhardis war herangekommen, zwei Nonnen standen hinter ihr, die ebenso jung wie sie waren.Wahrscheinlich täuschte das sonnige Licht, doch Aurelia hätte schwören können, dass die Äbtissin ein wenig welsche Pomade auf den Wangen trug, so rosig wie die Haut getönt war. »Du müsstest schon etwas Besonderes können.«
    Aurelia missfielen die hochaufgerichtete Haltung der Frau im Amtsmantel mit dem schwarzen Pelzbesatz und der Blick aus den grauen Augen, der sie von oben herab traf. Sie stand auf und vergaß dabei ihre schmutzige Tracht. »Ich kann lesen und schreiben, mit dem Zirkel umgehen und rechnen nach Procentum und Promille.«

    »Wie das?« Enhardis maß Aurelias schmutzstarrenden Rock und den Riss an ihrem Ärmel. »Bist du etwa von Stand?«
    »Nein«, erwiderte Aurelia und straffte die Schultern. Die Kinder hielten sich hinter ihr am Wildledermantel fest. »Ich bin die Tochter eines Apothekers zu Mainz.«
    Enhardis kniff die Augen zusammen und tauschte einen Blick mit ihren Begleiterinnen. »Stadtbürgerin also, deshalb der Freimut. Sie hat gewiss nicht arbeiten müssen wie eine Magd. Nicht wahr, Senta?«
    »Schaut ihr Haar, Äbtissin.« Eine der jungen Nonnen berührte einfach Aurelias Zopf, der ihr über die Schulter hing. »Es ist fein wie Parament-Stickfaden. Und schaut die Farbe. Überlegt doch mal!«
    Ein Kreis von Leuten hatte sich in gebührendem Abstand zur Äbtissin um sie herum gebildet. Die großen, hohlen Augen der Bettler schauten neugierig. Die Dienstleute hielten inne. Manche von ihnen trugen Körbe unter dem Arm. Einer hielt gar ein Ferkel fest, das sich wand und quiekte.
    »An euer Tagwerk, aber schnell!« Die Stimme der Äbtissin scholl über den Platz.
    Dass eine so schmale Frau solch eine Stimmgewalt aufbrachte …
    »Wenn sie lesen kann, könnte ich sie im Armarium brauchen. Für die Abschriften. Meine Augen, ihr wisst …« Schwester Mechthild hob entschuldigend die Schultern.
    »Ihr kennt meine Anordnung. Wir nehmen nur noch Laienschwestern auf, Dienstleute haben wir genug. Sie ist Mutter. Was soll das also?« Die Äbtissin wandte sich schon zum Gehen.
    »Sie hat ein christliches Werk getan und fremde Kinder aus großer Not gerettet. Der Herr hat sie zu uns geführt.« Ein wenig Schärfe schwang in den Worten Mechthilds mit.
    Andere Nonnen waren hinzugetreten. Sie tuschelten miteinander.
Aurelia entging nicht, dass sie sich alle nur hinter Mechthild gestellt hatten.
    Enhardis straffte die Schultern, die junge Nonne neben ihr ließ Aurelias Zopf fahren. »Nun gut.« Die Äbtissin maß sie mit einem Blick. »Du darfst dich als Laien-Novizin bewähren.«
    Die Herrin über das Kloster streckte ihr den Amtsring schon hin, kaum dass Aurelia sich vor der Äbtissin verbeugt hatte. Sie küsste ihr die kalte Hand.
    »Für Kinder allerdings haben wir keinen Platz im Kloster Rosenthal, das verstößt gegen die Regel. Schickt die beiden nach Kerzenheim zum Müller. Der

Weitere Kostenlose Bücher