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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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liegen. Sonst fangen unsere Mauern Feuer.«
    »Die Ritter reiten den Weg von Göllheim heran. Gut wäre es, wenn das Stroh nicht gleich von weitem zu sehen ist«, sagte Aurelia.
    Enhardis stützte das Kinn mit der linken Hand. »Wir könnten Anfachholz unter Stroh auf einen Handwagen schichten, ihn vorm Tor wie in der Eile vergessen stehen lassen, die Deichsel auf den Boden geworfen … und einen Halbkreis mit Stroh ziehen, als wäre es vom hineinfahrenden Wagen gefallen. – Ich werde das befehlen.«
    Aurelia nickte und ging zum Kessel zurück. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass alles rechtzeitig fertig wurde.
     
    Gut eine Stunde später war der Meerschaum gewandelt. Die
Masse hatte die Farbe von Pflaumenwein angenommen, wie die Prophetissa es beschrieb. »Bringt ein langes Holzbrett!«, rief Aurelia über ihre Schulter.
    Die junge Susanne trug mit Walli eines aus dem Hühnerstall herbei.
    »Legt es hier auf das Pflaster.« Aurelia setzte schon Häufchen um Häufchen der Masse aus dem Kessel auf das Holz. »Stört euch nicht am stechenden Geruch, er ist harmlos. Besorgt euch Holzkellen aus der Meierei und packt jedes Häufchen, so wie es abgedampft ist, in einen der Leinenbeutel.«
    »Haut niemals kräftig auf den Brei!« Aurelia ermahnte die umstehenden Nonnen und Gesindeleute mit der Eisenkelle in der Hand. »Dreht ganz, ganz vorsichtig jeden Beutel viermal zu. Dann setzt ihr alle in Körbe und tragt diese langsam ohne Erschütterung hoch zu den Männern, die auf den Dächern und Zinnen die Steine aufschichten.«
    »Man könnte meinen, du seiest als Feldherr geboren.« Die Äbtissin trat im Winterhabit, nur in ein schlichtes braunes Wolltuch gehüllt, an das Holzbrett. Aurelia hatte sie gar nicht kommen sehen.
    »Ich habe den Türmern und Schützen zu Mainz zugehört, als sie die Stadt …« Aurelia ließ den Satz lieber unvollendet.
    Enhardis’ Blick begutachtete die vorbereiteten Wurfsäckchen. »Mechthild lässt sagen, dass das flüchtige Brennwasser jetzt kräftig austritt«, sagte sie. »Was willst du damit? Du hast doch genug Feuer hier unter dem Kessel.«
    »Die restlichen Leinensäckchen befüllen wir mit dem geriebenen Pechsteinpulver. Die tränke ich dann mit dem flüchtigen Brennwasser. Dann sind die Wurfgeschosse fertig.«
    Enhardis winkte Gesindeleuten, die Körben voller Steine mit Seilen an den Dachmauern festbanden. »Konradin, Melchior! Wie weit könnt ihr einen Stein von drei Unzen Gewicht werfen?«, rief sie nach oben.

    »Dreißig, vierzig Ellen bestimmt, Herrin«, scholl es vom Dach des Ostflügels herab.
    Enhardis wandte sich Aurelia wieder zu. »Ich habe drei Knaben und zehn von den Gesindefrauen befohlen, sich an die Mauern zum Bach hin auf die Lauer zu legen. Sie werden uns wenigstens warnen können, sollte von dort Gefahr drohen.«
    Die Äbtissin war umsichtig wie je. Aurelia fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Wir sollten auch …« Weiter kam sie nicht.
    »Die Ritter rücken an!«, schrie ein Mann vom Dachfirst herunter.
    Schon hörten sie Pferdegetrappel.Auch klirrte Metall, als ob Lanzen auf Schilde geschlagen wurden, um gehörigen Schrecken zu verbreiten.
    »Duckt euch, sie dürfen euch nicht sehen!«, befahl die Äbtissin den Männern auf dem Dach. »Haltet euch bereit.«
    Aurelia rannte zur offenen Tür der Apotheke. »Das flüchtige Steinöl, schnell.«
    Mechthild packte drinnen über dem Öfchen schon den großen Topf an den Henkeln.
    Die Äbtissin lief hinter ihnen vorbei zum Torhaus hin.
    »Nehmt die restlichen Leinensäckchen … Häuft je drei Löffel Pechsteinmehl hinein, zudrehen, dann in der Kanne mit dem Brennwasser tränken und …«
    Ein Pfeilhagel schoss über die Mauern und prasselte auf den Hof und die Dächer. Im nächsten Augenblick klang es vom großen Tor her, als kratzte ein Riese daran – ein zweiter Schwarm Pfeile hatte es getroffen. Ein Kind weinte und wurde ins Gesindehaus gezerrt. Mechthild und die Nonnen suchten Schutz an der Steinwand des Klostergebäudes, gegen die sie sich pressten.
    Aurelia nahm einen Korb mit den ersten fertigen Leinsäckchen. »Steht nicht so herum. Beeilt euch mit dem Päckchen!«

    »Sie wollen uns umbringen.« Mechthild brach in Tränen aus.
    »Sie haben nicht mal Eisenspitzen an den Pfeilen gehabt. Seht, wie krumm und schief die Hölzer sind. Das war nur eine Warnung. Sie wollen das Kloster kampflos einnehmen.«
    Die junge Nonne Susanne und Walli griffen wieder zu den Schöpfkellen. Aurelia tränkte die fertigen

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