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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Versorgung seiner Mutter sparen, sich eine Auszeit bezahlen und endlich Aurelia suchen können. Aber die Zunft hatte zu viele Waisen und Witwen zu tragen. Der Meister hatte ihn einfach an den Herzog verdungen. Mit seinem Sold konnte er mehr Geld hereinholen als mit tausend gesetzten Seiten. Aber selbst wenn Romuald dem Handel nicht zugestimmt hätte, als Gefolgsmann des neuen Herrn von Mainz hätte der Graf Romuald auch mit Gewalt in seinen Dienst zwingen können.
    »Seht selbst, welch Blutes ich bin«, rief die Äbtissin.
    Ein Sirren tönte unvermittelt in der Luft. Ein Hagel von Steinen flog von den Dächern. Die Ritter rissen die Schilde hoch, manch Bogen fiel ihnen dabei auf die Erde zwischen den Pferden. Romuald fing drei Wackersteine vorm Kopf seines Tieres ab. Drei büxten den Knechten aus, vier Gäule schrien vor Schmerz. Einem Reiter knallte ein Stein auf den Helm, so dass er benommen auf den Hals seines Rosses sank.
    »Das wagst du nicht noch einmal, Weib!« Der Graf hielt seinen Schild halbhoch vor seinem zornesroten Haupt.
    »Die Pfeile, schnell! Schießt die Bauern dort vom First!« Er schlug mit dem Arm einen Halbkreis in der Luft, gab so das Zeichen zum Angriff.

    Romuald spannte wieder einen Pfeil ein und zielte knapp an einem der Bauern vorbei, die auf den Dachfirsten kauerten. Der Schauer glitt über Verteidiger hinweg, die sich sofort wegduckten. Drei Pfeile trafen mitten über dem Torbogen die verschlossene Luke, hinter der die Äbtissin sich verbarg.
    »Du wagst es, geheiligte Erde anzugreifen, Graf? Schande über dich«, rief die Äbtissin voll des Spotts.
    »Schießt!« Wieder zog der Arm des Grafen einen Halbkreis, und diesmal schoss Romuald mit Absicht nur einem steinernen Wasserspeier am Dachrand des Tors den Kopf ab.
    Was war das? Dunkle Bollen wie von Pferdemist flogen von den Dächern auf sie zu. Er hob seinen Schild.
    Es krachte und zischte. Wo etwas auftraf, entlud sich eine unbekannte Wucht. Zwei Schilde sprangen den Kerlen neben ihm entzwei, einen Reiter vor Romuald riss es vom Pferd, ein anderer Gaul stürzte, an der Fessel getroffen.
    Stechender Geruch hing in der Luft.
    »Was ist das?«, schrie der Reiter vor ihm. »Türkenpulver gar?«
    Wieder flog Zeug vom Dach herab. Wie dünne Täubchen zitternd im Flug sanken Kugeln zwischen die Pferdebeine, auf die Rollwägen, das Heu, den Wäschekorb, und die Gerätschaften. Beim nächsten Wimpernschlag entflammte alles wie von Zauberhand. Das Heu loderte überall auf.
    Ein neuer Regen dunkler Kugeln krachte vom Dach auf sie herab. Die Wucht des Aufpralls erschütterte die Pferde so, dass fast alle zu Boden gingen. Der Graf fiel fast aus dem Sattel und konnte sich nur im letzten Augenblick mit dem Gaul wieder hochrappeln.
    »Wer geheiligten Boden angreift, den straft der Himmel mit Feuer und Glut!«, schrie die Äbtissin in den Lärm.
    »Raus mit den Mauerhaken. Wird’s bald?« Der Graf drehte seinen Gaul auf den Hinterbeinen und zeigte auf Romuald.
»Beweise deinem Grafen deinen Mut! Hole uns einen der Bauern als Geisel vom Dach.«
    Einer der Reiter warf Romuald ein Seil mit zwei gebogenen Haken zu. Er fing es auf und verfluchte dabei innerlich den Tag, als er ins Heer des Feindes hatte überwechseln müssen. Romuald suchte die Mauern ab. Es gab nur eine Stelle, zwischen Torhaus und dem nächsten großen Dach, die auf zehn Ellen von Zinnen unbekrönt war.Von dort schleuderten fünf Männer Steine herab.
    »Los.Wir decken dich mit Pfeilen.« Der Spanheim ritt hinter die anderen und schwang dabei das Schwert. »Wollt ihr euch etwa von Nönnchen in die Flucht schlagen lassen, ihr Bastarde?«
    Romuald ritt um die brennenden Gerätschaften herum. Das Heu war von den Flammen aufgezehrt, die feuchte Erde und die Schneereste kühlten die Glut schnell aus. Er verfluchte sein Geschick. Nie hätte er im Heereslager des Nassauer Herzogs, nachdem ihm der Feldscherer die Wunden geflickt hatte, zeigen dürfen, dass er geschickt mit Seil und Senkel umzugehen verstand. Da hatte er sich bloß ein Stück Brot verdienen wollen.
    Er nahm die Haken lang genug an einem Stück Seil, schwang sie neben dem kriegsgewohnten Gaul, ließ ihn so lange in der Luft kreisen, bis er ordentlich Schwung gewonnen hatte und warf sie hoch zur Mauer.
    Selbst im Geschrei und Pfeilgesirre hörte er noch, wie die ehernen Haken sich knirschend in die Mauersteine fraßen. Er zog das Seil fest.
    »Hinauf, Knecht! Pack einen bei der Gurgel und wirf ihn uns herunter.«
    Romuald glitt aus

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