Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
Vom Netzwerk:
Kaufmannshaus! Drei Stock aus Stein und gläserne Fenster. Da wohnt der Gossembrot. Der hat mehr Geld als selbst die Fürsten.«
    »An dem Markt verhökern die Kaufleute geschnitztes Bein, sogar edle Steine stellen sie hier aus wie andernorts die Honigkuchen.« Die Frau des Pferdeschmieds rieb sich schon die Hände. »So viel anzugucken.«
    Aurelia verschwieg, dass sie selbst derlei Prunk schon in Italien gesehen hatte, als sie als Kind durch Mailand gezogen war. Sie war des Reisens im Tross müde, auch wenn sie sich im Frauenwagen ein hübsches Lager aus Federbetten hatte machen dürfen. Die halbe Woche in den Planwagen war lang geworden, die Mägde hatten all ihre Liebeständel erzählt, die Frauen die Geburten der Kinder und die Alten ihre Gebresten.Aurelia hatte ein wenig Trost darin gefunden, dass sie von ihrer Verlobung hatte berichten können. Sie musste vorgeben, Romuald nachzureisen, der vom Legaten, kaum hatte sie ihn wiedersehen dürfen, noch in der gleichen Stunde auf einem Pferd und mit vier anderen Rittern davongeschickt worden war.Wieder wusste sie nicht, wo er steckte. Geschoren wie sie war, behauptete Aurelia, mit den Haaren für das Mitfahren bezahlt zu haben.
    Die Frauen schwatzten munter. »Und sogar Steinplatten haben sie auf dem Wollmarkt hier liegen.«
    »Lehn dich nicht so weit hinaus, Gisa, sonst fällst du noch.
Ein Knochenrichter wird teuer. Hier kostet schon ein Stück Brot das Zweifache wie noch in Ulm.« Die alte Magd lachte ohne Zähne.
    Aurelia hatte Ulm schon vergessen, so feuchtkalt und duster war die Unterkunft gewesen. Auf der Alb hatte gar noch Schnee gelegen, dabei waren sie schon in der dritten Märzwoche. Tagelang hatte sie Nebel eingehüllt, mal heller, mal grauer, aber immer hatte er alle Geräusche der Räder und Wagen geschluckt. Kein Vogelgezwitscher, kein grünes Blatt machte Hoffnung auf den Frühling.
    »Wo werden wir einkehren, hat es dein Mann dir gesagt?«, fragte Aurelia.
    »Beim Welser im Handelshof.« Gisa streckte die Arme, bevor sie ihr Nähzeug einwickelte. »Wir sind gleich da.«
    Sie rollten über Bäche und gutes Pflaster, die Straßen waren reinlich und sogar die Armen schienen weniger verrissene Lumpen zu tragen.
    Schließlich hielten die Wagen. Großer Lärm drang durch die Plane. Aurelia lugte heimlich hinaus. Der Welser-Handelshof verfügte über drei Tore, durch eines rollten die Fuhrwerke ein, durch das zweite liefen die Leute und aus dem dritten zuckelten die neu beladenen Wagen wieder heraus. Kisten, Kästen, Ballen wurden unter großem Geschrei auf mindestens zwanzig Karren geschafft, Gesinde, Knechte, Meister, alle halfen dabei. Alle hasteten wild durcheinander, doch lud man die Karren in einer Geschwindigkeit ab und wieder voll, die Aurelia nirgends sonst je gesehen hatte.
    Der junge Arwin, der Diener des Legaten, kam gelaufen, nicht so blass wie sonst, sondern mit roten Wangen und noch Krümeln von Gebäck am Mund. Er rief ihnen zu. »Aurelia soll sofort mitkommen.«
    »Seit wann legt der Legat Wert auf unsere Begleitung?« Gisa kramte nach dem Mantel und reichte ihn Aurelia.

    Sie warf den braunen Wollmantel über. »Vielleicht soll ich was schreiben bei einem Verkauf. Sie brauchen jeden, der lesen kann.«
    Die Gesichter der Frauen hellten sich auf. »Das wird’s sein. Schau schon mal, welcher Markt der feinste ist«, rief ihr Gisa noch zu, als sie am Wagen den Fußtritt suchte und hinabstieg.
    »Komm schnell.« Der Knabe fasste sie bei der Hand. »Wir müssen ein Stück gehen.«
    Er führte sie aus dem Handelshof hinaus, an vielerlei Kramläden vorbei. Sogar Backstuben, die ausschließlich Mandelzeug buken, gab es hier. Sie erreichten den Wollmarkt, bogen in die erste Gasse. Der junge Arwin klopfte an eine schmale Tür. Sie sprang auf. Aurelia konnte nur das am Riegel angeknotete Strickende sehen, als jemand irgendwo im Haus daran zog.
    Ein Brett überspannte vor ihnen ein erbärmlich stinkendes Rinnsal zwischen Hausmauern. Arwin brachte sie weiter bis zu einem Gartentürchen. In den Beeten sprossen schon die Frühjahrsblumen. Über dem schmalen Stück Grund ragte vor vier Fenstern je ein Austritt.
    »Komm.« Der Knabe winkte von einer einfachen Gesindetür neben einem Stapel Holzscheite.
    Die Wendeltreppe war so eng, dass sogar Aurelia ihren Kopf einziehen musste. Drei Stockwerk wohl schlichen sie nach oben.
    »Der Legat wartet drinnen.« Arwin schob sie an der Hüfte durch eine Tür.
    Drinnen war es gut geheizt, das war das Erste, was

Weitere Kostenlose Bücher