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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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sie dem Legaten.
    »Was du nicht sagst.« Er drehte sich herum. »Oh! Der junge Mann ist fast gelungen.« Er ging um Aurelia herum und zupfte hie und da eine Stofffalte an ihr glatt. Sie fühlte sich wie entblößt und versteckt zur selben Zeit. »Es kann gelingen …«, murmelte er.
    Aurelia hörte den Eifer in seiner Stimme und spürte, wie ihr Herz vor Angst schneller schlug. »So redet endlich. Wozu steckt Ihr mich in dieses teure Zeug?«
    »Standesgemäß muss der Stoff sein. Ob schwarz oder blau ist gleich. Der Kaiser ist ein großer Verehrer der Alchemia.«
    »Der Kaiser?« Aurelia schnappte nach Luft. »Wollt Ihr meiner spotten?«
    »Keineswegs. Ich kämpfe für die päpstliche Sache, doch nichts nimmt Kaiser Friedrich III. mehr für mich ein als ein kundiger Goldmacher.«
    Aurelia zog den Hut vom Kopf. Der Fluch, der auf ihr lastete, hatte sie wieder eingeholt. »Mein Vater konnte Gold machen, nicht ich.«
    »Mach das weis, wem du willst, Weib. Mir nicht.«

    Aurelia schien es, als ob sich der Wollmarkt unter den Fenstern drehte. Von Rüdesheim wollte sie wirklich zum Kaiser bringen. »Was, wenn Euer Plan misslingt?«
    »Dann wirst du gerädert.« Der Legat lächelte wieder wie ein Spaßmacher. »Oder gevierteilt. Das darfst du dir aussuchen.«
    »Ihr seid von Sinnen.« Aurelia sah an sich herab. »Die Maskerade durchschaut jedermann sofort.«
    »Nein,Weib.« Er öffnete eine Tasche, die auf seiner Sitzbank im Erker lag. »Nicht damit.«
    Aurelia erkannte die Farbe sofort. Ihr Haar, sie hatten es benutzt, gezwirbelt und getränkt. Das Frauenhaar war so dicker geworden, filziger, grober, aber doch noch lang genug und nicht zu lockig.
    Der Legat trat hinter sie und stülpte ihr die umgearbeiteten eigenen Haare als die eines Mannes auf den geschorenen Kopf. »Erst dies.«
    Etwas dunkler war das Haar, eher rotbraun als rotgolden nun. Lockig, aber kräftig wie bei einem Jüngling.
    »Und nun das.« Der Legat legte ihr einen Bart, von rotgoldener Farbe, über die untere Gesichtshälfte. Auf der Oberlippe kratzte das Haar etwas, am Kinn und an den Wangen ebenso. Er band ihr schon unter dem Kinn und am Hals die kurzen Bänder fest, an denen alles festgeknüpft war. »Manchem Chorherrn würdest du so gefallen, Kerl.« Der Legat lachte laut. »Und den Weibern auf den Tändelbänken sowieso.« Er holte aus einer zweiten Truhe einen Handspiegel. »Schau selbst.«
    Aurelia blickte hinein. Hätte sie einen Bruder gehabt, so wäre sein Abbild in diesem Spiegel zu sehen gewesen. Sie erblickte einen jungen Mann mit rotem Bart und feiner Nase. Nur das falsche Barthaar kratzte sie elend am Kinn.
    »Nun merk dir deinen Namen.« Der Legat rührte sie an der Schulter und flüsterte fast. »Von nun an wirst du niemand anderes
mehr sein als Heliodor, der Alchemicus, der im Welschland gelernt hat.«
    »Meine Hände verraten alles«, erwiderte Aurelia. Erleichtert streckte sie die schmalen Finger aus. Doch der Legat winkte ab.
    »Heliodor wird niemals seine schwarzen Handschuhe ablegen. Eine üble Brandwunde, eine Folge seiner Kunst, zwingt ihn dazu, damit die Menschen nicht erschrecken. – Merkt es Euch, He-li-o-dor!«
    »Und meine Stimme?« Aurelia schöpfte eine letzte Hoffnung.
    »Eine Veroneser Giftmischerin wusste Rat«, sagte der Legat leichthin. Er brachte ein Fläschchen aus der Truhe hervor. »Davon drei Tropfen jeden Abend in einen Trank. Bald wirst du heiser, musst husten, danach sinkt die Tonlage hinab. Jede Woche zu Sonntag drei weitere Tropfen in die Morgenmilch, und Ihr könnt bald wie ein Raufbold grölen.« Der Legat gab schon drei Tropfen in ihr Glas Tokaj. »Säumen wir nicht damit.«
    »Das Gift verdirbt womöglich meinen Leib.« Aurelia erschrak bei dem Gedanken, dass sie womöglich nie mehr mit Romuald ein Kind haben könnte.
    »Redet kein dummes Zeug, an das Ihr selbst nicht glaubt, Heliodor.«
    Dass er sie nicht mehr duzte, verwirrte sie. Es war ihr, als spräche er zu einem vornehmen Mann, der hinter ihr stünde.
    Der Legat steckte ihr das Fläschchen in die Jackentasche. »Ihr wisst genau, wie solcherlei Tränke gebraut werden. Nichts als Pflanzensaft ist darin.«
    Die Menge macht das Gift , schrieb die Prophetissa. Ein Fläschchen reichte vielleicht schon, die Stimme für immer zu verderben.
    Aurelia setzte sich. Die Hosen spannten an ihren Beinen. »Ich habe wohl keine Wahl.«

    »Nein. Nicht, wenn Ihr Romuald wiedersehen wollt.«
    »Warum sollte ich Euch glauben?«
    »Weil Ihr, wenn Ihr erst einmal am

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