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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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hinunter wurde es feuchter, gar ein bisschen Salzglanz glaubte Aurelia an den Wänden zu erkennen. Das Gemäuer lag tief.
    Fackeln erhellten hohe Gewölbe, eiserne Querstreben verstärkten die Bögen zwischen plumpen Säulen. Fast glaubte sie sich wieder im Kerker zu Speyer. Sie verschluckte die aufsteigende Angst. Kienduft schwebte in der Luft. Konnte sie da Steinsäuren und Metallerden riechen? Ein wenig bitter, ein wenig stechend, doch altvertraut, Aurelia wunderte sich über den Geruch. Am Ende eines Ganges wurde es heller, und sie hörten ein Feuer prasseln.
    Die Flammen im großen Eisenbecken wärmten die Luft nur wenig. Geblendet erkannte Aurelia vom Kaiser zunächst nur den stattlichen Umriss. Der Legat von Rüdesheim verneigte sich tief, und sie tat es ihm gleich.
    »So bringt Ihr mir also einen Alchemicus vom Rhein.« Der Kaiser kam um das Glutbecken herum.

    Aurelia wagte einen Blick. Er trug weder Krone noch Purpur. Natürlich nicht, was hatte sie denn erwartet? Sie schalt sich innerlich, wie konnte sie nur so dumm sein? Aber der enge, lederbesetzte Mantel überraschte sie doch. Eine schlichte schwarze Kappe saß auf dem hohen Haupt. Der Kaiser war ein Mann überdurchschnittlicher Größe, dem sie seine siebenundvierzig Jahre an den Falten ansah. Die Sorgen der Reichsverwaltung hatten seine Stirn zerfurcht, die Wangen hingen schlaff wie bei einem müden Kämpfer. Sein kluger Blick erfasste sie, von einer Ruhe und voller Neugier, die sich sofort auf Aurelia übertrugen. Er war ihr kein Feind, sondern ein Mensch, den die Alchemia ebenso in den Bann schlug wie sie selbst.
    »Das ist Heliodor.«
    Aurelia verneigte sich tief. Ihr Blick erfasste dabei den mit grünen, roten und blauen Edelsteinen beringten Finger des Kaisers.
    »Sag an, vermagst du wirklich Gold zu machen?«
    Sie sollte sich nicht ängstigen, verfügte sie doch über das Wissen Maria Prophetissas. »Nur Gott vermag Dinge zu machen«, erwiderte sie ruhig. »Die Alchemia wandelt nur von ihm geschaffenes Niederes zu Höherem.«
    Der Kaiser hob die Braue. Er ging um Aurelia herum, prüfte ihr unter dem Bart verborgenes Gesicht, drang in ihren Blick. »Seit langem der erste vernünftige Satz, den ich von einem vorgeblichen Alchemicus höre.«
    Über das runde Gesicht des Legaten flackerten Schatten. Aurelia fasste Mut. Es galt, den Kaiser ihr gewogen zu machen. »Zu wandeln verstehe ich, wenn Ihr mir Steinerden und Zeit gebt, mein Kaiser.«
    »Welcher Erden bedarfst du?«, fragte der Kaiser beiläufig und schürte in der Glut. Aurelia sah einen irdenen Topf darin stehen. Woran versuchte sich der Herrscher gerade? Der Geruch
kam ihr nur zu bekannt vor. Sie lächelte. »Die gleichen wie für Euer Schwertlot zunächst, und noch fünf mehr.«
    »Potzblitz!« Der Kaiser wandte den Kopf. »Ihr habt nicht übertrieben, Legat. Anders als die vielen Schaumschläger vor Euch.«
    »Majestät. Nie würde ich es wagen, Euch …«
    »Ach was«, fiel der Kaiser ihm ins Wort. »Ihr Höflinge seid alle gleich. Ihr giert nur nach meiner Gunst.« Er sah Aurelia durchdringend an.
    Prophetissa,Vater, steht mir bei . Sie fühlte, dass er schon so viele Menschen um seine Gunst hatte werben sehen und Lug und Trug zu unterscheiden gelernt hatte. Aurelia ballte die Fäuste in den Lederhandschuhen.
    »Wie viel Zeit benötigt Ihr, Heliodor, für die Große Wandlung?«
    So viel Zeit als möglich wollte sie gewinnen, bis sie irgendwie erfahren konnte, in welches Heer des Kaisers Romuald gesteckt worden war und sie wusste, wen sie bestechen konnte, ihm eine Nachricht zuzuspielen. Zeit genug, um einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage zu finden. »Drei Monate«, wagte sie zu fordern.
    »Zwei. Einer wäre besser, hört Ihr? Das Gold bräuchte ich schon gestern.« Der Kaiser lachte leise über der Glut. Mit der Linken winkte er dem Legaten zu. »Beschafft Heliodor alles, was er braucht. – Und nun sagt mir, Alchemicus, warum ich das Schwertlot immerzu verderbe. Es wird grün, nicht braun.« Der Kaiser ließ den Schürhaken fahren.
    Das war einfach. Aurelia tat, als sähe sie sich das Becken, den irdenen Topf in der Glut und die Gerätschaften sorgsam an. »Die Glut ist zu heiß«, verkündete sie dann.
    »Wie das? Das Lot muss sich doch verflüssigen.«
    »Schon, aber braun und damit mächtig wird das Lot nur, wenn ihr den Tontopf zwischen Backsteine legt und weniger
aufschürt. Die Glut muss dunkel sein und darf nur zischeln.«
    »Euer Alchemicus gefällt mir.« Der Kaiser rieb

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