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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Kaiserhof Eurem Handwerk nachgeht, verstehen werdet, dass ich nur Vorteil daraus ziehen kann, wenn ich Euch nicht betrüge.«
    Hätte der Legat streng geschaut oder hätte er sie mit dem leichtlebigen Lächeln zu verführen gesucht, sie hätte gewusst, woran sie bei ihm war. So aber hielten sich Härte und Lust unentschieden die Waage. Sie erkannte sowohl den Papstlegaten wie einen possentreibenden Jungspund in seinem Gesicht und Aurelia erfasste nur ein noch größeres Misstrauen.
    »Niemand darf am Kaiserhof je Euer wahres Geschlecht ahnen, Heliodor, sonst werdet Ihr wegen Zauberei gerädert. Am Hofe duldet man viel«, er rollte bedeutsam die Augen, »aber niemals eine Herabsetzung der Würde der hohen Herren und Frauen.« Der Legat von Rüdesheim wies zum Erker. »Ich werde Euch in den nächsten Wochen einweisen und Euch alles erklären. Ab heute reist Ihr mit mir allein weiter. Der Bischof von Speyer bleibt mit seinem Tross in Augsburg.«
    Er goss Wein nach. »Trinkt.« Mit dem Kristallglas zeigte er hinunter zur Stadt. »Wir werden zusammen die Waffenstuben abgehen, die Schmieden, die Badehäuser. Alles, was Ihr in Aurelias Weiberwelt noch nicht kennengelernt habt. Wir beginnen mit Kartenspiel und Gänsebraten im Roten Speck .« Er trank mit einem Schluck aus. »Was für ein Fest, dass wir für die Übung gerade in einer mächtigen Stadt wie Augsburg sind.«
    Aurelias langer Rock lag vor der leeren Truhe. Sie ließ hier mehr zurück als ein Stück Stoff. Mit Aurelia verschwand ein Leib und eine Seele, die Romuald liebte. Was könnte ihr Heliodor dafür je Besseres verschaffen?
     
    Im Roten Speck rückten die Kaufleute für sie ein wenig auf der Bank zusammen. War es das, was man Respekt zollen hieß?
Schon auf dem Rossmarkt hatte Aurelia nach und nach die neue Welt begriffen, in die sie vorstieß. Kein Mann sah ihr mehr frech auf die Brust oder die Hüfte, dafür warf gar manches junge Weib einen verstohlenen Blick nach ihr. Die Händler sahen sie erst einmal an, bevor sie zu ihr sprachen. Das Gesinde machte den Weg frei, die Armen an den Ecken streckten ihr die leeren Hände zu.
    Aurelia bewegte sich so viel freier als je zuvor …
    »Glaubt nicht, dass Ihr vor mir fliehen könntet, Heliodor.« Der Legat winkte die Magd des Wirts heran.
    Aurelia erschrak, einen Augenblick fürchtete sie, dass der Abgesandte des Papstes am Ende gar Gedanken lesen könne.
    »Selbst in dieser Verkleidung nicht. Meine Männer überwachen Euch bei Tag und bei Nacht, selbst wenn Ihr ihrer nicht gewahr werdet.«
    »Die Herren wünschen?«, fragte die Magd mit gesenktem Blick.
    Der Legat hob herausfordernd die Augenbraue. Aurelia bestellte, dabei mühte sie sich, ihre Stimme zu senken. »Zwei Gänsekeulen und braunes Bier für den Legaten …« Dessen Blick wurde eindringlich. »Und das Gleiche für mich.«
    »Sehr wohl, die Herren.«
    Ehe Aurelia es sich versah, standen die Krüge vor ihnen.
    »Auf den Kaiser, Heliodor«, prostete der Legat ihr zu.
    Auf Romuald, dachte Aurelia insgeheim. Sie stießen an. Sie wischte sich vorsichtig den Bierschaum mit den Fingerspitzen vom Bart.
    »Ihr wart für einen richtigen Mann viel zu schüchtern.« Der Legat rieb sich einfach mit dem Handrücken über den Mund. »So geht das.«

28
    N ach anstrengenden Reisetagen ritten der Legat und Heliodor endlich am 27. März 1463 in Neustadt ein. Friedrich III. förderte seine Residenzstadt im südlichen Niederösterreich mit prächtigen Bauten . In der hiesigen Burg hatte der Kaiser Zuflucht gefunden, als er wegen des Kriegs gegen den eigenen Bruder hatte Wien verlassen müssen. Nun regierte der Habsburger seine Erblande und das Reich von der Nova Civitas aus.
    Im frühen Morgenlicht versperrte eine Sonntagsprozession zur Kirche Zu unserer Lieben Frau die Gasse vor ihnen. Aurelia sprang aus dem Sattel, ohne auf den Legaten zu warten.
    Von Rüdesheim konnte sie kaum auf offener Straße maßregeln, wollte er doch, dass sie sich wie ein Mann verhielt. »Worauf wartet Ihr?«, rief sie ihm mit einer Jünglingsstimme zu. Das Gebräu der Giftmischerin hatte seine Wirkung schon bald gezeigt. Aurelia konnte sich nur schwer daran gewöhnen, dass die eigene Stimme so tief klang. Sie räusperte sich einmal mehr. »Am Brunnenhaus dort ist noch Platz genug für uns.«
    Mit jeder Woche genoss sie die Selbstständigkeit mehr, die ihr die Aufmachung als Alchemicus Heliodor verschaffte. Sie hatte rasch gelernt, mit den falschen Haaren umzugehen.
    Der Legat stieg aus dem

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