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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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als sie ein nachtblaues Gewand mit weiten Ärmeln und silbernen Verzierungen in den Händen hielt.«Mein Gott, das ist viel zu kostbar!« Sie konnte die Augen nicht von dem weichen Stoff wenden.
    »Du wirst die Königin des Abends werden.«
    »Welcher Abend? Wovon redest du?«
    »Wir werden ein Fest geben. Hier. Da möchte ich mich gern mit meiner Frau schmücken.«
    »Ein Fest?«
    »So ist es. Es wird Zeit für Musik, Tanz und ein richtiges Festmahl. Freunde, Geschäftspartner, Lynhard und Mechthild – alle sollen kommen. Mirke, Minna und Johannes natürlich auch.«
    Cristin umfasste zärtlich sein Gesicht. »Was werden die Leute reden, wenn du unsere Arbeiter zum Fest einlädst?«
    »Das ist mir einerlei, Cristin. Die drei haben hart geschuftet und sind uns treu ergeben. Deshalb werden sie dabei sein.«
    Sie lehnte sich leicht gegen ihn. »Das ist eine schöne Idee. Es wird mir Freude machen, alles vorzubereiten.« In Gedanken sann sie darüber nach, ob sie Gänse oder einen geräucherten Eber anbieten sollte.
    »Nein, mein Liebes.« Lukas schüttelte den Kopf. »Deine einzige Aufgabe für diesen Abend besteht darin, die hübsche Gastgeberin zu sein. Alles andere überlass nur Mirke, Minna und mir.«
     
    Die Räume waren kaum wiederzuerkennen und erstrahlten in feierlichem Glanz. Fleißige Helfer hatten die Wohnkammer der Bremers ausgeräumt und in einen kleinen Festsaal verwandelt. Die lange Tafel war mit Tischdecken, Obstschalen und dicken Wachskerzen geschmückt. Das warme Licht unzähliger Talglampen ließ die Geschmeide der anwesenden Damen noch kostbarer erscheinen. Holzscheite knisterten im Kamin und verbreiteten eine anheimelnde Atmosphäre. Johannes reichte Becher mit Honigwein herum. Lachen und Stimmengewirr erfüllten den Raum mit Leben und verbanden sich mit den zarten Klängen einer Schalmei.
    Der Stoff des neuen Gewandes schmiegte sich eng um Cristins Leib. Es fühlte sich wunderbar an, ganz anders als die schlichten Kleider, die sie normalerweise trug. Die langen Blondhaare hatte sie zu einem Zopf geflochten, den bunte Seidenbänder schmückten. Cristin registrierte die anerkennenden Blicke der Männer, doch auch die neidvollen ihrer Gemahlinnen blieben ihr nicht verborgen, als sie zu Minna hinüberging, die soeben mit roten Wangen die Kammer betrat. »Schön, dass du gekommen bist. Komm näher, nur keine Scheu.«
    Minna nahm die Hand ihrer Herrin. »Frau Bremer, ich …«
    Cristin lächelte. »Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    Die Lohnarbeiterin nestelte an ihrem neuen Gewand herum. »Der Herr hat darauf bestanden, dass ich komme. Aber zwischen den feinen Damen fühle ich mich, na ja …«
    »Nur Mut.« Cristin legte den Arm um ihre Schultern und zog Minna an sich. »Du bist bei mir gewesen, als Elisabeth geboren wurde. Auf dich können wir uns immer verlassen, das wissen mein Mann und ich.«
    Minna schniefte geräuschvoll. »Das habt Ihr nett gesagt, Frau Bremer. Wenn Ihr meint, dann lasst uns in die Höhle des Löwen gehen.«
    Cristin zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »So schlimm ist es nicht, einige der Gäste kennst du bereits. Sollte es jemand wagen, dir gegenüber ungehörige Bemerkungen zu machen, gibst du meinem Mann oder mir Bescheid, ja?«
    Die Lohnarbeiterin sah sich suchend um. »Gut. Gibt es hier etwas Ordentliches zu trinken?«
    Cristin lachte. »Das ist meine Minna. Komm mit. Johannes muss hier irgendwo sein.«
    Die Suche nach dem Jungen erwies sich allerdings als nicht so einfach. Während die beiden Frauen sich durch die Menge schoben, wurden sie immer wieder aufgehalten und angesprochen. Jette Büttenwart, die Frau des Vogts, der in ein Gespräch mit einem anderen Kunden vertieft war, bedankte sich noch einmal für die überaus gelungenen Arbeiten der Spinnerei. Ihre Tochter sei entzückt gewesen von dem Hochzeitsgewand, und ihr Mann habe gesagt, in Lübeck gebe es keine bessere Goldspinnerin als Lukas Bremers Frau.
    Als sie Johannes endlich gefunden hatten, nahm Cristin einen gefüllten Weinbecher von seinem Tablett und reichte ihn der Älteren. »Trink Minna, der Wein ist köstlich. Wo ist eigentlich Elisabeth?«
    »Mirke ist bei ihr. Wir haben das Bettchen im Zählraum aufgestellt, damit die Kleine in Ruhe schlafen kann. Mirke und ich werden uns mit der Wache abwechseln.«
    Cristin drückte ihrer Lohnarbeiterin die Hand. Da sah sie Lukas auf sich zukommen, und ihr Herz klopfte schneller, denn für sie war er der bestaussehende Mann des Abends. Er trug eine blaue Schecke

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