Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
Vom Netzwerk:
gereicht. Jedes Wort, das ich gesagt habe, war falsch. Du warst einfach unerträglich.“
    „Tut mir leid“, nickte Greven, „aber ich hab das alles nicht abschütteln können. Die Zeitungen waren voll, obwohl die gar nichts wissen, die Familie hat sich beschwert, der Emder Bürgermeister und der Landrat. Noch dazu hat dauernd dieser Meier angerufen.“
    „Kennt er das Ergebnis schon?“
    „Jaha!“, triumphierte Greven.
    „Und?“
    „So klein mit Hut.“
    „Hat er verdient. Noch ein Grund zum Feiern. Wie gut, dass ich heute in Oldenburg war“. Sie zog ihn in den hinteren Teil des Ateliers an einen nach allen Regeln der Kunst gedeckten Tisch. Die Kerzen brannten. Ein Räucherstäbchen färbte die Luft sinnlich. Miles Davis’ Kind of Blue beamte das Atelier nach New York. Nur ein absichtlich herbeigeführter Blick aus einem der großen Fenster hätte die Illusion zerstört, denn aus keinem Loft in Brooklyn konnte man in die ostfriesische Unendlichkeit schauen.
    „Du hast noch mehr Bilder verkauft!?“
    „Richtig! Das Triptychon. An Tee-Wübben junior.“
    „Das heißt, es gibt heute Abend …?“
    „… Bretonischen Hummer und einen wahrhaft göttlichen Chablis!“
    „Das … äh … ist alles?“
    „Noch ein Wort!“, antwortete Mona mit gespielter Wut und schubste den grinsenden Krustentierfanatiker an seinen Platz. „Halt jetzt still, es geht los. Und wehe dir!“
    Wenig später fanden zwei Hummer in einem großen Edelstahltopf den Tod und gleich darauf, mit Limonensoße als letzter Ölung, den Weg in zwei hungrige Münder. Ein simpler Nussknacker half den weitgereisten Tieren aus ihren engen Panzern, die keinen Schutz vor Künstlerinnen und Hauptkommissaren boten. Dafür wurden die Hummer von einem säurearmen Weißwein umschmeichelt, von Avocadostückchen eskortiert und von frischem Baguette geküsst.
    „Wie hat der Mörder Jacobs das Gift verabreicht?“
    „Es war im Tee“, erklärte Greven. „Diazepam ist ein gängiges Medikament, das man auf Rezept in jeder Apotheke bekommt, zum Beispiel als Valium. Aber der Mörder hat es sich in flüssiger Form besorgt, in einem dieser kleinen, braunen Fläschchen, und es in Jacobs’ Tee gekippt. Als dieser dann eingeschlafen war, hat er ihn erstickt. Das kann bei einem Herzkranken tatsächlich wie ein Infarkt aussehen. Die Tassen hat der Täter dann ausgespült und nur Jacobs’ Tasse wieder gedeckt.“
    „Hat die Spurensicherung noch irgendetwas gefunden?“
    „Nichts. Jacobs’ Schwester versteht wirklich was vom Reinemachen. Das muss man ihr lassen. Wenn Spuren vorhanden waren, hat sie alle gründlichst beseitigt.“
    „Und es fehlen nur das Buch und das Telefonverzeichnis?“
    Greven nickte.
    „Und bei Harm?“
    „Kein Fingerabdruck, den wir zuordnen können, kein Haar, keinen Schuhabdruck. Auch die Tatwaffe fehlt. Die Taucher haben zwar einen Fahrradrahmen, ein paar Flaschen und einen Autoreifen gefunden, nicht aber ein in Frage kommendes Tatwerkzeug.“
    „Nicht einmal eine Hautschuppe oder Schweiß?“
    „Schön wär’s, aber so weit sind wir noch nicht, jedenfalls nicht hier. Das dauert noch. Aber irgendwann, in naher Zukunft, wenn die genetischen Codes, biometrischen Daten und Fingerabdrücke jedes Menschen registriert und digitalisiert sind, braucht ein Ermittler nach einem Mord nur noch das Opfer mit einer besonderen Scannerpistole abzutasten, und ein Display spuckt den Namen des Täters und seinen derzeitigen Aufenthaltsort aus. Oder besser noch, jeder hat einen Chip im Körper, der alles aufzeichnet. Wie die Blackbox in einem Flugzeug. Dann braucht man nur noch einen der vielen Großen Brüder in irgendeinem Datenkontrollamt zu fragen, und schon ist der Täter entlarvt. So ungefähr jedenfalls. Ganz ohne Labors, Kriminalistik und sensible Knie.“
    „Aber was machst du dann?“
    „Dann bin ich längst ein erfolgreicher Frühpensionär“, lächelte Greven, „manage dich, bekoche dich und schreibe meine Memoiren. Darin werde ich dann von den längst vergangenen Zeiten berichten, in denen die Aufklärung von Verbrechen noch ein langwieriges und mühsames Geschäft war.“
    „Natürlich waren nur megacoole Männer in der Lage, diesen knallharten Job zu übernehmen“, flachste Mona mit einer Stimme, die sie sich aus einem billigen amerikanischen Krimi ausgeliehen hatte. „Doch die Frauen, die sich später um die Pflege dieser Typen kümmern mussten, sobald sie der Job verbraucht hatte, waren noch cooler. Espresso?

Weitere Kostenlose Bücher