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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Ausstellung. Soweit Greven sehen konnte, sollte die Geschichte der ostfriesischen Milchwirtschaft das Opfer sein. Schwarzbunte Kühe glotzten den Betrachter grinsend, Gras kauend oder mit einem Strohhalm Milch trinkend an.
    „Entschuldigen Sie die Störung, aber wir haben einige dringende Fragen an Herrn von der Laue“, sagte Greven, seinen Blick auf den Gast gerichtet.
    „Aber Herr Greben …“
    „Greven. Hauptkommissar Greven.“
    „Herr Hauptkommissar, gibt es einen triftigen Grund, warum Sie sich auf diese geradezu rüpelhafte Weise Zugang zu meinem Büro verschaffen, anstatt sich von meiner Sekretärin einen Termin geben zu lassen?“
    „Durchaus. Ich suche einen dreifachen Mörder.“
    „Etwa bei mir?“
    „Wir werden sehen.“
    Von der Laue schmunzelte und bat seinen Gesprächspartner, einige Minuten vor der Tür zu warten. Der grauhaarige Mann im engen Anzug sah Greven und Häring fasziniert an und verließ wortlos das Büro. Leise schloss er die Tür hinter sich.
    „Bitte!“
    „Das ist übrigens mein Assistent, Herr Häring.“
    „Moin, Herr von der Laue.“
    Der Historiker nickte und wiederholte sein „Bitte!“ Greven und Häring bauten sich vor ihm auf. Auch von der Laue blieb stehen.
    „Bei unserem ersten Gespräch hatten Sie mich auf Himel von Torums Buch Historiae obscurae verwiesen, das in der Johannes a Lasco Bibliothek zu finden sei. Dort hat man mir gesagt, dass auch Ihr Institut dieses seltene Werk besitzt. Wie kommt es, dass Sie …“
    „Besaß, mein lieber Herr Greven, besaß. Im Herbst letzten Jahres ist es auf bislang ungeklärte Weise aus der Institutsbibliothek verschwunden. Wahrscheinlich ein Diebstahl. Werke wie dieses erzielen auf Auktionen hohe Preise, mag auch die Herkunft noch so zweifelhaft sein. Ein findiger Dieb muss das gewusst haben. Daher habe ich Sie nach Emden geschickt. Aus keinem anderen Grund. Aber was, bitte schön, hat das mit Ihren Morden zu tun?“
    „Warten Sie’s ab. Können Sie den Diebstahl belegen?“
    „Selbstverständlich. Ich habe den Verlust umgehend bei Ihren Kollegen angezeigt. Schließlich hatte ich den Band erst vor einigen Jahren für mehrere tausend Mark erworben. Auch hätte sonst die Versicherung den Schaden nicht reguliert. Ich lasse Ihnen den Vorgang raussuchen, falls Sie es wünschen.“
    „Ich bitte darum. Kannten Sie Herbert Jacobs?“
    „Den Emder Numismatiker? Selbstverständlich, wenn auch nicht näher. Er hat mich ab und zu um Rat gefragt. Ich habe von seinem Tod gelesen. Tragisch, äußerst tragisch. Ist er etwa eines Ihrer Mordopfer?“
    „Einen Tag vor seinem Tod hat er Sie angerufen, und zwar am …“ Greven blätterte in seinem Notizblock und suchte das Datum.
    „Richtig. Ich kann mich daran erinnern. Ein Donnerstag, glaube ich.“
    „Was hat er von Ihnen gewollt?“
    „Wie immer. Eine Auskunft. Er bat mich, bei meinem nächsten Besuch in Emden einige seltene Goldmünzen zu begutachten, die ihm ein Stammkunde überlassen hatte.“
    „Und das haben Sie gemacht. Gleich am darauf folgenden Tag.“
    „Ich muss Sie enttäuschen. Ich bin noch am selben Tag nach Oldenburg gefahren, zum jährlichen Kongress der Gesellschaft für regionalhistorische Forschung. Professor Fehrenbach hat den Eröffnungsvortrag gehalten. Den konnte ich mir doch unmöglich entgehen lassen.“
    „Haben Sie dafür …?“
    „Belege? Hotelrechnungen? Zeugen? Dutzendweise. Übrigens hat der Kongress drei Tage gedauert, und ich habe in diesen drei Tagen Oldenburg nicht verlassen. Vorträge und Seminare. Lebenslanges Lernen, falls Ihnen das etwas sagt. Zufrieden?“
    Die Fahrt, die Greven nach dem toten Vormittag aufgenommen hatte, und mit der er auf von der Laue zuhielt, war nicht durchzuhalten. Auch das Überraschungsmoment, gepaart mit einem dramatischen Auftritt, hatte nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Zwar hatte er nicht die Hoffnung gehegt, von der Laue mit wenigen Fragen gleich als Mörder entlarven zu können, doch hatte er darauf gesetzt, von ihm wesentliche Teile des Puzzles zu erhalten. Namen. Verbindungen. Hinweise. Was auch immer. Außerdem tat nun sein Knie so merklich weh, dass er sein Gewicht mehr und mehr der Krücke anvertrauen musste. Dennoch hielt er es für besser zu stehen. Aufgeben wollte er auf keinen Fall, auch wenn von der Laue ihm den Wind aus den Segeln genommen hatte. Selbstsicher stand er vor Greven, empört über die Störung seines disponierten Nachmittags.
    „Wir werden das überprüfen.“
    „Aus Ihrem

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