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Die Gottessucherin

Die Gottessucherin

Titel: Die Gottessucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Süleyman erfährt, was Ihr hier mit seinen Untertanen treibt, wird er dem Papst den Krieg ...«
    »Taufe ist Taufe!«, fiel der Dominikaner ihm ins Wort. »Egal, was der Sultan sagt oder tut - und wenn er der ganzen Welt den Krieg erklärt. Außerdem habt Ihr als Christ geheiratet. Freiwillig - die Urkunde trägt Eure Unterschrift! Darum frage ich Euch, José Nasi, um Eures ewigen Seelenheils willen: Habt Ihr Euch als getaufter Christ zum jüdischen Gott bekannt?« »Wo immer ich als Christ gelebt habe, habe ich meine Christenpflichten erfüllt.«
    »Ihr lebt in Konstantinopel! Unter der Herrschaft des Judenschmeichlers Süleyman! Ihr seid zum Mosesglauben zurückgekehrt!«
    »Warum sollte ich das tun?«, rief José. »Ich glaube an den Gott der Juden so wenig wie an den Gott der Muslime!« Ein empörtes Raunen ging durch die Menge. »Wollt Ihr damit sagen, Ihr glaubt an gar keinen Gott?« Cornelius Scheppering knirschte mit den Zähnen. »Allein dafür habt Ihr den Tod verdient. Aber ich habe Euch einen ordentlichen Prozess versprochen, und diesen Prozess sollt Ihr bekommen.« Er hob seine Hand und winkte den Folterknecht zu sich. »Jeder Jude trägt an seinem Körper ein Zeichen, das ihn mit seinem Götzen verbindet, ein untrügliches Bekenntnis seines Glaubens. - Zieht ihm die Hosen aus!«
    Ein lautes Johlen erhob sich über dem Platz. Der Scharfrichter legte seine Zange auf die Feueresse zurück. Mit breiten Beinen kam er auf José zu, über dem Gesicht die schwarze Kapuze, in die nur zwei Augenschlitze geschnitten waren. Als er Joses Gürtel öffnete, wurde der Beifall zum Orkan. Das Volk schrie und tobte vor Begeisterung. José schloss die Augen. Beschneidet euch für den Herrn und entfernt die Vorhaut eures Herzens ... Das ist mein Bund zwischen mir und euch samt deinen Nachkommen ... »Näher!«, verlangte Cornelius Scheppering. »Damit ich besser sehen kann.«
    Der Henker stieß José vor den Richtertisch. Dann riss er ihm die Hose herunter. Eine grobe, rauhe Hand machte sich an seinem Gemächt zu schaffen.
    »Die Narbe ist noch frisch«, stellte Cornelius Scheppering fest. »Die Beschneidung fand also erst
nach
der katholischen Trauung statt, Zweifel sind ausgeschlossen. - Sagt, José Nasi, wollt Ihr immer noch leugnen, dass Ihr als getaufter Christ zum Judenglauben zurückgekehrt seid?«
     

18
     
    »Gelobt seiest du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der ein Richter der Wahrheit ist.«
    Wie das Gebot es verlangte, sprach Gracia den Segensspruch, um Gott auch für den Empfang einer schlechten Nachricht zu danken. Gleich nachdem Reyna in Ohnmacht gefallen war, hatte sie Amatus Lusitanus holen lassen. Der Arzt hatte sie aus dem Zimmer geschickt - er wollte Reyna ohne ihre Mutter untersuchen, um sich ungestört, nur im Beisein der Zofe, ein Bild von ihrem Zustand zu machen. Während er nun mit Reyna beschäftigt war, versuchte Gracia, sich im Gebet zu beruhigen. Doch es gelang ihr nicht, ihre Gedanken auf Gott zu richten - ihre Lippen formten die Silben, aber ihr Herz war nicht dabei. Der Grund war das Lokum, von dem sie probiert hatte. Obwohl sie sich schon ein Dutzend Mal gewaschen hatte, klebten ihre Finger immer noch von dem elenden Zuckerzeug. Noch einmal bearbeitete sie ihre Hände mit der Bürste. Erst als Amatus Lusitanus aus Reynas Zimmer zurückkehrte, trocknete sie sich die Hände ab. »Wie geht es ihr?«, fragte sie.
    »Nur ein kleiner Schwächeanfall«, antwortete er. »Ich habe ihr Chinawurzel zur Kräftigung gegeben.«
    »Dann muss ich mir also keine Sorgen machen?«
    »Reyna ist jung, sie wird sich schnell erholen. Morgen ist sie schon wieder auf den Beinen. - Sorgen«, fügte er dann mit ernster Miene hinzu, »macht mir allerdings etwas anderes.« Gracia ahnte, worauf er anspielte. »Hat sie Euch gesagt, was passiert ist?«
    Amatus Lusitanus nickte. »Sie hat Angst um Dom José. Das ist ihr Leiden.«
    »Reyna muss keine Angst haben«, sagte Gracia und legte das Handtuch beiseite. »Dom José kann nichts passieren. Er ist ein Untertan des Sultans. Der Papst weiß, dass er einen Krieg heraufbeschwört, wenn er ihn anrührt.«
    »Der Papst vielleicht«, erwiderte Amatus Lusitanus. »Aber auch die Dominikaner?«
    Gracia kratzte sich die Hände. »Cornelius Scheppering hatte in Venedig schon einen Scheiterhaufen für mich errichtet. Doch nicht mal dieser Teufel hat es gewagt, mir etwas anzutun. Sie haben Reyna und mich ziehen lassen, ohne uns ein Haar zu krümmen.«
    »Ich hoffe, Ihr habt

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