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Die Gottessucherin

Die Gottessucherin

Titel: Die Gottessucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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... es geht um unsere Seelen!«
    »Unsere Seelen?« Francisco lachte laut auf. »Unsinn! Ich hab dir doch gesagt, du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin sicher, der Herr hatte seine Freude an uns. Warum hätte er sonst Männer und Frauen erschaffen? Außerdem bin ich in ein paar Stunden wieder da.«
    »Warum glaubst du mir nicht? Es ist wirklich wichtig! Wichtiger als alles andere!«
    »Woher willst du das wissen?«, erwiderte er. »Schau, wenn ich zurück bin, haben wir den ganzen Tag Zeit. Ich werde keinen Schritt ins Kontor tun. Das verspreche ich dir.«
    » Du sollst mich nicht vertrösten! Ich will jetzt mit dir sprechen!«
    »Ich will dich nicht vertrösten. Ich möchte nur, dass du endlich Vernunft annimmst!«
    »Vernunft? Die kenne ich zur Genüge!«
    »Bitte, lass uns nicht streiten, Gracia. Nicht nach so einer wundervollen Nacht.« Er streckte die Hand nach ihr aus. »Komm, gib mir einen Kuss.«
    »Rühr mich nicht an!« Sie wich vor ihm zurück, als hätte er Gift an den Fingern. »Ich kann dich jetzt nicht küssen!« »Was ist denn mit dir los? Du bist ja ganz verstört!« »Wundert dich das? Ich sage dir, es geht um unsere Seelen, und du sagst, ich soll mich gedulden. Nur damit du zu deinem Freund rennen kannst, dem König! Um ein Geschäft mit ihm zu machen !«
    Francisco holte tief Luft. Er hatte sich alles so schön vorgestellt. Er wollte mit seiner Frau frühstücken, sie mit Gold und Silber beschenken, um dann den Rest des Tages nur mit ihr allein zu verbringen. Stattdessen hatten sie ihren ersten Ehestreit. Das Hochgefühl, mit dem er aufgewacht war, war restlos dahin.
    »Jetzt beruhige dich«, sagte er. »Wenn ich zum König gehe, tue ich das nicht nur für mich, sondern auch für dich. Und für die ganze jüdische Gemeinde.«
    »Wie denn? Willst du mit Dom Jono um unsere Seelen schachern?«
    »Sprich nicht über Dinge, von denen du nichts verstehst.« »Dann erklär sie mir.« »Das ... das kann ich nicht.«
    »Warum nicht? Weil ich eine Frau bin? Das ist kein Grund! Oder vertraust du mir nicht?«
    Die Frage ließ ihn verstummen. Hatte er nicht eben selbst behauptet, er habe keine Geheimnisse vor ihr? Und doch verschwieg er ihr die Wahrheit, zog sie nicht ins Vertrauen. Aus Angst, dass sie sein Geheimnis verraten könnte. »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte er schließlich. »Aber du bist jähzornig. Und unberechenbar! Wie ein verwöhntes Kind!« »Das bin ich nicht!«, rief sie und stampfte mit dem Fuß auf. »Siehst du?«
    Gracia biss sich auf die Lippe. »Ich hatte so gehofft«, sagte sie mit bebender Stimme, »dass ich mich geirrt hätte. Dass du nicht der bist, für den ich dich immer gehalten habe. Und letzte Nacht, da habe ich wirklich geglaubt ...« »Was hast du letzte Nacht geglaubt?«
    Für einen Moment sah sie ihn an, wie sie ihn angeschaut hatte, als sie in seinen Armen lag. Aber nur für einen Moment. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Nein«, sagte sie. »Ich hatte mich nicht geirrt. Du bist, wie du bist. Und die Wahrheit ist, dass dir deine Geschäfte wichtiger sind als Gottes Wille.«
    »Gottes Wille?«, erwiderte er bitter. »Meinst du nicht vielmehr deinen eigenen?«
    Sie schnaubte nur einmal durch die Nase und warf den Kopf in den Nacken. »Ich weiß, was ich weiß. Sogar hier, im Bethaus, hast du nur deine Geschäfte im Sinn.«
    »Wie kannst du das behaupten?«, fragte Francisco. »Woher willst du wissen, wer ich bin?«
    Voller Verachtung blickte sie ihn an. »Heuchler!« Es war, als hätte sie ihn angespuckt, und er musste sich beherrschen, um sie nicht an den Schultern zu packen und durchzuschütteln, um sie zur Besinnung zu bringen. »Was gibt dir das Recht, so zu reden?«, fragte er. »Meinst du, weil du aus dem Hause David stammst, kannst du ...« Er war so erregt, dass er mitten im Satz verstummte. Wie eine unsichtbare Wand stand das Schweigen zwischen ihnen. Francisco wusste, die nächsten Worte würden alles entscheiden. Verzweifelt suchte er nach einem Wort der Versöhnung, nach einem Wort, mit dem er diese Wand durchdringen könnte. Doch Gracia kam ihm zuvor.
    »Ich möchte dir eine Frage stellen, Francisco Mendes. Beantworte sie so ehrlich wie möglich.« »Glaubst du etwa, dass ich lüge?«
    »Was ist dir wichtiger«, fuhr sie fort, als hätte er nichts gesagt, »dieses Geschäft mit dem König oder deine Seele?«
    »Ist das deine Frage? Ach, Gracia ... Darauf gibt es keine einfache Antwort.«
    »Weich mir nicht aus! Entscheide dich!«
    Franciscos Blick

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