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Die Gottessucherin

Die Gottessucherin

Titel: Die Gottessucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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wunderbar?«
    »Eitle Menschen sind leicht zu beeinflussen - ich selbst bin der beste Beweis. Außerdem sind wir auf Aragon angewiesen. Ohne seine Hilfe kriegen wir keinen einzigen Flüchtling an Land. Heute kommt wieder ein Schiff aus Lissabon, die Esmeralda.« »Ich weiß, ich habe die Papiere für den Hafenkommandanten selbst vorbereitet.«
    »Ich freue mich jetzt schon auf das Gesicht von dem Fettsack, wenn unsere Leute vor seiner Nase an Land spazieren. Ihr solltet Euch das mal ansehen, ein sehr unterhaltsames Spektakel - besser als ein Schauspiel im Theater.«
    Damit versenkte er sich wieder in die Arbeit. Während Diogo mit dem Finger an den Kolumnen des Hauptbuchs entlangfuhr, blickte Gracia ihn von der Seite an. Täglich dankte sie dem Herrn, dass sie mit diesem Mann nicht mehr unter einem Dach leben musste. Die Trennung der Haushalte war nötig gewesen, damit Brianda in ihrer eigenen Familie glücklich werden konnte. Obwohl Diogo so wenig Interesse an Gracia hatte wie sie an ihm, hatte Brianda, seit sie verheiratet war, eine Eifersucht entwickelt, die nicht zu ihrem Wesen passte. Der Platz in einem Haus reichte für sie und ihre Schwester nicht mehr aus. Außerdem hatte Gracia das Gefühl, dass Diogo die Zurückweisung seines Ehebegehrens immer noch als Beleidigung seiner Eitelkeit empfand. Sein Bedürfnis, ihr bei jeder Gelegenheit seine Überlegenheit zu beweisen, war jedenfalls noch stärker geworden als früher. Jetzt benetzte er die Spitze seines Fingers, um eine Seite umzublättern, mit einer solchen Selbstgefälligkeit, dass Gracia wegsehen musste.
    »Worum geht es Euch eigentlich?«, fragte sie. »Um das Leben der Frauen und Männer, die wir versuchen zu retten? Oder um den Triumph, Euren Willen durchzusetzen?« »Ist das nicht dasselbe?« Mit einem spöttischen Lächeln drehte er sich zu ihr um und griff nach dem Medaillon an ihrem Hals. »Wenn ich mich recht erinnere, war es doch Eure Idee, Tristan da Costa nach Venedig zu schicken. Angeblich, damit er den Flüchtlingen hilft, die von dort aus nach Konstantinopel reisen. Aber war das wirklich der einzige Grund?«
    Sein Lächeln wurde noch eine Spur unverschämter. Gracia hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt. Was bildete er sich ein? »Seht Ihr?«, sagte er, immer noch mit diesem Lächeln auf den Lippen. »Darauf habt Ihr keine Antwort. Ja, wir sind alle kleine Aragons, eitel und schwach und wollen bewundert werden.«
    Als er das Medaillon losließ, streiften seine Finger für einen winzigen Moment ihren Hals. Es war kaum mehr als ein Hauch, doch Gracia bekam eine Gänsehaut - so zuwider war ihr die Berührung. Unwillkürlich machte sie einen Schritt zurück. »Für Euch ist das vielleicht nur ein Spiel«, sagte sie. »Aber unsere Feinde meinen es bitter ernst. Von hundert Flüchtlingen, die es hierher schaffen, werden zwanzig verhaftet und in den Kerker gesteckt. Vorgestern erst ist eine ganze Familie verschwunden.« Diogo zuckte die Achseln. »Ich habe sie freigekauft, für zehn Dukaten.«
    »Und was ist mit den Männern aus Porto, die sich bei ihrer Ankunft nackt ausziehen mussten? Der Hafenkommandant hat alle Beschnittenen abführen lassen. Kein Mensch weiß, was aus ihnen geworden ist.«
    »Doch -
ich
weiß es! Sie sind frei und bereits auf dem Weg nach Venedig. Aragon hat das erledigt, für zwanzig Dukaten.« »Glaubt Ihr deshalb, Ihr könnt über jedes einzelne Schicksal bestimmen?«
    Wieder zuckte er nur mit der Schulter. »Der Kaiser führt Krieg und braucht unser Geld.«
    »Ich traue dem Kaiser so wenig wie Eurem Freund Aragon. Wenn es darauf ankommt, machen sie mit uns, was sie wollen.« »Und - was wollt Ihr damit sagen?«
    Gracia zögerte. Sie hatte die Antwort auf seine Frage schon lange parat. Sie war das alles so leid Auch wenn es in Antwerpen keine Inquisition gab, mussten sie sich verstellen, mussten sie lügen und betrügen wie in Lissabon - sogar mit einem Verbrecher wie Aragon mussten sie paktieren. Doch war dies der richtige Moment, um ihren Vorschlag zu machen?
    »Wir sollten nach Konstantinopel weiterziehen«, sagte sie, bevor sie zu Ende gedacht hatte. »Hier sind wir nicht sicher. Nicht als Juden. Nicht, solange wir an unserem Glauben festhalten.« »Unsinn«, erwiderte Diogo. »Nirgendwo könnte es uns bessergehen als hier. Wir tun Gutes und verdienen glänzend daran.«
    »Aber nur, solange wir Euren falschen Freund Aragon bestechen. Und in der Kirche vor Jesus niederknien.« »Ja, und? Was ist dabei? Schließlich

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