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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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unheimlichen, klagenden Schreie aus.
    Manchmal wirkten die Eisbärküste so gewaltig und
das Geschrei der Vögel so gespenstisch auf die Reiter,
daß sie ihren Rössern die Sporen gaben und in wildem,
atemlosen Galopp dahinjagten. Die Alaunt rannten dann
mit Belaguez und Venator um die Wette und fügten dem
Kreischen der Vögel ihr Gebell hinzu.
    Arne hingegen ließ sein Pferd nur im Trab gehen,
wußte er doch, daß er die beiden irgendwann schon wieder einholen würde. Selbst ihn, diesen verschlossenen
Mann, bewegte dieses wilde Land, und vor Rührung ließ
er hin und wieder den Tränen freien Lauf.
    Fünf Tage nach ihrem Aufbruch vom Totholzwald zügelte Axis am Spätnachmittag seinen Hengst.
»Seht nur«, sagte er und zeigte nach vorn. Aschure
entdeckte den Krallenturm, der aus den Wolken ragte.
Lange saßen sie regungslos in den Sätteln, betrachteten
den Berg und bestaunten seine Erhabenheit und Pracht.
»Was glaubt Ihr, was aus ihm werden wird?« fragte
die Zauberin schließlich.
»Wie meint Ihr das?«
»Nun, tausend Jahre war der Krallenturm das Heim
der Ikarier, doch heute werden die meisten von ihnen
sich im Süden ansiedeln. Sternenströmer hat mir einmal
erzählt, daß man diesen Berg vor den Axtkriegen als
Sommersitz nutzte, als Stätte für allerlei Lustbarkeiten
der Vogelmenschen.«
Die Jägerin wirkte nachdenklich, als sie fortfuhr: »Eine Schande, wenn der Krallenturm wieder nur diese Rolle spielen würde. Dafür hat dieser Ort zuviel gesehen und
eine zu große Bedeutung gewonnen.«
»Ja, da muß ich Euch recht geben. Sternenströmer und
Freierfall dürften längst dort eingetroffen sein. Wir können ja gemeinsam beraten, was in Zukunft mit dem Berg
geschehen soll. Ah, da kommt ja auch unser Getreuer.
Arne, seht Ihr den Berg dort? Zu ihm wollen wir.«
Arne hielt sein Pferd an und betrachtete den Krallenturm. Er erhob sich in einer Entfernung vor ihnen, die
mindestens einen Tagesritt bedeutete, doch selbst von
hier aus wirkte er außerordentlich beeindruckend.
»Weiter«, drängte der Krieger, »wir biegen nun in die
Eisdachalpen ab. Sagt der Eisbärküste lebwohl.«
»Wenn alles überstanden ist«, meinte Aschure verträumt, »sollten wir hierher zurückkehren und mit unseren Rössern den Strand in seiner vollen Länge hinunterjagen.«
Axis strich ihr über die Wange. »Nur Ihr und ich, Liebste, in einer Vollmondnacht. Aber nun«, seine Stimme
klang wieder ernst, »steht uns der Aufstieg bevor.«
Er führte die beiden durch einige kleinere Schluchten,
die in südlicher Richtung verliefen, dann nach Osten, und
der Weg stieg stetig an. Vom Norden hörten sie das
Knirschen des Krallenturmgletschers, der sich langsam
zum Meer vorschob. Aber das ging bald im angestrengt
rasselnden Atem der Rösser unter.
Als sie in dieser Nacht lagerten, fragte Aschure ihren
Gemahl, ob die Pferde noch lange bergauf steigen müßten. Hier in den Alpen gebe es nur wenig Futter für sie.
Die Zauberin befürchtete, daß der Aufstieg zu sehr an
ihren Kräften zehren würde.
»Nein. Von Sternenströmer und Morgenstern weiß
ich, wo überall sich die Ein- und Zugänge zum Krallenturm finden lassen. Morgen geht es noch ein oder zwei
Stunden bergauf, und dann sollten wir auf einen der Tunnel gestoßen sein, durch den man zum Fuß des Berges
gelangt. Wir lassen dann die Pferde in einem der unteren
Ställe und steigen zu Fuß weiter hinauf.«
    Gegen Mittag des nächsten Tages befanden sie sich in
der Burg der Ikarier. Die Pferde hatten sich noch sehr
abmühen müssen, bis der Tunnel endlich erreicht war;
aber der Boden war nun weich und stieg nur maßvoll an.
Die Rösser konnten hier wieder leichter atmen und trabten bald ohne Anstrengung weiter. Der Gang führte, beleuchtet durch die Zaubersprüche der Vogelmenschen, in
die unteren Regionen des Berges, und hier gab es endlich
Ställe und Futter für die Pferde. Sobald sie ihre Reittiere
versorgt hatten, begaben sich Axis, Aschure und Arne
über Treppen und durch Schächte hinauf zu den höchsten
Kammern. Der Krieger ließ seinen Getreuen in einem der
Speisesäle zurück, wo sich einige Ikarier stärkten. Dann
stieg er mit seiner Gemahlin allein weiter nach oben.
Was immer die Greifen hier auch an Zerstörung bewirkt
haben mochten, so war doch alles wieder instand gesetzt
worden. Der Berg war aber weitgehend verlassen, und
die Schritte der wenigen Vogelmenschen, die sich hier
aufhielten, hallten laut und hohl durch die ganze Anlage.
    Aschure

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