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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Moment hier erinnerte ihn unangenehm an den
Nachmittag, an dem er ihr in der Halle der Feste Gorken
wiederbegegnet war. An Bornhelds Seite. Als dessen
Gemahlin. Heute erregte sie nicht so sehr seine Leidenschaft wie damals; dennoch hätte er sie jetzt gern in die
Arme geschlossen, sie an sich gedrückt und ihr zärtliche
Dinge ins Ohr geflüstert.
Mehr noch, daß er sie liebe. Ja, heute konnte er vor
sich selbst eingestehen, wieviel sie ihm bedeutete. Axis
empfand für sie nicht das gleiche wie für Aschure – niemals würde er eine andere Frau so lieben können wie sie
–, aber seine Gefühle für Faraday erschienen ihm wie ein
kühler, stiller See im heißen und verworrenen Dschungel
seines Lebens. Er würde nicht den Rest seines Daseins an
diesem Gewässer fristen wollen, denn das würde ihm nie
genügen, aber hin und wieder ein erfrischendes Bad in
ihm zu nehmen, an seinem Ufer zu sitzen und sich zu
erholen, das würde ihm schon gefallen.
Aber jetzt Schluß damit. Er konnte und durfte sie nicht
in die Arme nehmen, nicht vor allen Awaren. So nickte
der Krieger ihr nur zu und hoffte, sie verstehe, wieviel
mehr hinter dieser Geste steckte.
Faraday nahm die Hand von Schras Schulter und
reichte sie ihm. Ihre Haut fühlte sich wunderbar kühl an,
und er wagte nicht, ihre Hand zu fest zu schütteln, um
ihre zarten Finger nicht zu zerdrücken. Die Edle kam ihm
heute überhaupt viel zerbrechlicher vor, als er sie in Erinnerung hatte. Was hatte ihr nur soviel Lebenskraft geraubt, daß ihr Gesicht so schmal geworden war und ihre
Haut so durchsichtig erschien? Dennoch mußte er
zugeben, daß diese neue Zartheit sie nur noch begehrenswerter für ihn erscheinen ließ.
Ihre Finger bebten in den seinen, und er fragte sich, ob
sie wirklich so ruhig und gelassen war, wie sie dem Anschein nach wirkte.
»Meine Freunde«, richtete nun die Edle ihre Worte an
die Awaren, ohne aber den Blick von Axis zu wenden,
»ich stelle Euch Axis, Rivkahs Sohn, aus dem Hause
Sonnenflieger vor, den Sternenmann der Prophezeiung.
Er ist derjenige, auf den die Völker des Pfluges, des
Horns und des Flügels so lange gewartet haben. Und er
ist auch derjenige, der die Wunden heilen wird, an denen
wir alle leiden, seitdem unsere Völker auseinandergerissen wurden.«
Nun wandte sie sich von dem Krieger ab und den
Waldläufern mit ihrer vollen Aufmerksamkeit zu: »Werdet Ihr ihm Eure Unterstützung geben, derer er bedarf,
um Gorgrael zu vernichten?«
Ein Mann aus den vorderen Reihen erhob sich und trat
zu ihnen. Ein muskulöser dunkler Aware mit ergrauendem braunen Haar, der ein Langhemd trug, dessen Saum
mit Ästen bestickt war.
Faraday ergriff eine seiner Hände und nickte ihm zu.
Der Mann umfaßte seinerseits die Linke Axis’, und so
bildeten sie ein Dreieck. Schra stand ein wenig abseits
hinter Axis und der Edlen.
Der Aware sah den Krieger gerade und offen an: »Ja,
die Awaren gewähren dem Sternenmann jede Hilfe, die
er von uns verlangt.«
Eine Last fiel von Axis’ Schultern.
»Werden die Awaren dem Sternenmann auch mit ihrem Leben beistehen?« fragte Faraday jetzt. Erschrocken
starrte der Krieger sie an.
»Ja«, antwortete der Waldläufer, »wir werden zur Unterstützung des Sternenmanns auch unser Leben geben.«
Nein! wollte Axis rufen, aber er schwieg, und Faraday
fuhr fort: »Werden die Awaren das dem Sternenmann
überlassen, was sie für ihn geschaffen haben?«
»Ja, das werden wir.«
Faraday schwieg, und dann verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln: »Werden die Awaren alles bereitstellen, was für das Regenbogenzepter nötig sein wird?«
»Ja, wir wollen dem Sternenmann alles geben und
nichts zurückhalten.«
Die Edle beugte sich vor und hauchte dem Mann einen
Kuß auf die Wange. »Grindel, Häuptling des GeistbaumKlans, ich möchte Euch Axis, dem Sternenmann, vorstellen.«
Damit wandte sie sich an Axis, wiederholte die Formel
und fügte hinzu: »Grindel ist Schras Vater.«
Der Krieger lächelte ihn an, und Faraday sprach: »Und
jetzt sollt Ihr die anderen Häuptlinge kennenlernen.«
Die Awaren in den ersten Reihen erhoben sich und
schritten langsam auf Axis zu. Die Edle nannte den Namen des Betreffenden und den des Klans, dem er vorstand. Jeder ergriff die Rechte des Sternenmanns, und
dieser erkannte, daß mit diesem Handschlag das Versprechen, das Grindel eben abgelegt hatte, wiederholt und
bekräftigt wurde.
Dieses Treffen unterschied sich so sehr von seiner
letzten Zusammenkunft mit den

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