Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
überhaupt etwas tun mußte. Während Axis
noch zögerte, bemerkte er aus dem Augenwinkel eine
Bewegung und wandte sich ihr zu.
Ein Mädchen betrat den Steinkreis. Es trug ein Gewand vom gleichen Blutrot wie die Sonne auf der Brust
des Sternenmanns. Der Saum war mit springenden weißen Hirschen bestickt. Als die Kleine bemerkte, daß er
das Muster betrachtete, lächelte sie ihn an: »Axis.«
Der Krieger starrte sie an, weil er sie nicht gleich wiedererkannte. Ein hübsches kleines Mädchen, dachte er,
von der eine machtvolle Aura ausging, die bei einem
Kind mehr als ungewöhnlich war. Aber dann weckte etwas in ihren Augen und an der Art, wie sie den Mund
beim Lächeln verzog, seine Erinnerungen.
»Schra!« Aus einer Eingebung heraus und ohne darüber nachzudenken, fiel er vor ihr auf die Knie. Eigentlich, so sagte Axis sich später, hatte er das nur getan, um
mit ihr auf gleicher Augenhöhe sprechen zu können.
Aber daß diese Geste auch Ehrfurcht und Achtung zum
Ausdruck brachte, begriff er erst, als ein Aware seufzte
und ein leises Raunen durch die Reihen ging.
»Schra, wie schön, Euch wiederzusehen.«
Sie begriff, worauf er sie ansprach, nämlich auf ihre
Flucht vor vielen Jahren. »Auch ich freue mich, Euch
wieder vor mir zu sehen, Axis, denn ich hatte noch keine
Gelegenheit, Euch dafür zu danken, mir und auch Ramu
das Leben gerettet zu haben.«
Die Kleine nahm seine Hand und küßte sie zart.
Der Krieger lächelte, als ihm wieder einfiel, wie
glücklich er sich gefühlt hatte, als er ihrem halbtoten
Körper wieder das Leben zurückgegeben hatte. »An
Euch, Schra, bewirkte ich meinen ersten Zauber. Euer
Leiden stellte den Schlüssel dar, der das Tor in mir aufschloß.«
Sie lachte: »Ihr versteht Euch ebenso auf Schmeichelei
wie auf Zauberei; denn Ihr verdreht die Wahrheit auf so
angenehme Weise, daß man Euch dafür kaum böse sein
kann.«
»Und Ihr wißt Euch viel zu gewählt auszudrücken für
ein Kind, das eigentlich noch am Schürzenband seiner
Mutter hängen sollte.«
Ihr Lächeln erlosch. »Meine Mutter lebt nicht mehr.«
»Oh, verzeiht mir, ich vergaß. Aschure berichtete mir
vor Zeiten vom Schicksal Eurer Mutter.«
Schra berührte leise seine Hand und bedeutete ihm
aufzustehen. »Wenn meine Zunge für eine Fünfjährige zu
glatt klingen sollte, Sternenmann, so liegt das bestimmt
an den geheimnisvollen Zaubern, die Ihr damals in meine
Wiedererweckung gewoben habt.«
Zögernd stand der Krieger vor ihr und wünschte, er
hätte Zeit genug, sich ausführlich mit dem kleinen Mädchen zu unterhalten. Aber Schra wandte sich bereits von
ihm ab und den Awaren zu. Sie erweckte ganz den Eindruck, als wolle sie eine Ansprache halten, und ihm kam
es jetzt überhaupt nicht merkwürdig vor, daß sie die Führerschaft über die Waldläufer errungen hatte. Ramu hatte
sie als seine natürliche Nachfolgerin ausersehen. Kurz
kam Axis die Frage in den Sinn, was wohl aus Barsarbe
geworden sein mochte.
Aber Schra schien ganz in sich versunken. Sie stand
nur wartend da und starrte auf eine Stelle hinter den versammelten Awaren, wo sich bereits die Dunkelheit sammelte. Neugierig schaute Axis ebenfalls dorthin.
Eine Frau trat aus dem Waldrand auf die Lichtung,
und bei ihrem Anblick durchfuhr es den Krieger von
Kopf bis Fuß.
Faraday.
Bei den Sternen! dachte er, als er sie sah. Wie habe ich
ein so wundervolles Geschöpf nur hintergehen können?
Warum mußte ich sie so schlecht behandeln?
Er wurde jetzt noch unruhiger als zuvor.
Die Edle schritt gelassen durch die Reihen der Waldläufer und richtete den Blick dabei unentwegt auf den
Mann in Gold und Blutrot. Bislang hatte sie geglaubt, ihn
vergessen und sich in ihr Schicksal fügen zu können.
Aber kaum hatte er den Steinkreis vor dem Halbrund
betreten, waren alle Zweifel und Ängste, die sie je in
ihrem Busen verborgen hatte, wieder da. Dennoch merkte niemand Faraday den inneren Aufruhr an. Sie schritt
mit feierlicher Miene, ruhigem Blick und gemessenen
Schritts an den Awaren vorbei.
Als sie dann vor dem Sternenmann stand, bemerkte
auch sie das kleine Mädchen.
»Schra«, lächelte die Edle und legte ihr eine Hand auf
die Schulter. Dann hob sie sehr langsam den Blick, um
dem Krieger ins Gesicht zu sehen.
»Axis.«
»Faraday.«
Er fragte sich, ob das Schicksal ihnen vorherbestimmt
hatte, sich stets nur nach längerer Zeit wiederzusehen
und dann auch nur in Gegenwart von sehr vielen Leuten,
die ihm nicht unbedingt freundlich gesonnen waren. Dieser

Weitere Kostenlose Bücher