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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Waldläufer sich falsch behandelt fühlten. Ebenso Barsarbes Verhalten Aschure gegenüber, die
in vollkommener Ablehnung gipfelte, legte beredtes
Zeugnis dafür ab.
Und natürlich Gorgrael.
Er mußte, wie Brode jetzt erkannte, in erster Linie als
Kind der Awaren und weniger als das der Ikarier angesehen werden. Gorgraels awarisches Erbe hatte vor allem
den ungeheuren Haß in ihm genährt. Ja, es hatte aus ihm
überhaupt erst den Zerstörer werden lassen. Sein ikarisches Erbe mochte ihn mit all dem ausgestattet haben,
was er dazu brauchte, seine Ziele zu erreichen. Aber in
erster Linie war sein awarisches Blut dafür verantwortlich, in ihm überhaupt erst den Drang zum Zerstören zu
schaffen.
Der Häuptling stöhnte und suchte an der glatten Eiswand nach einem Halt. Aber seine Hand rutschte daran
ab, und wenig später fand der Geschwächte sich auf den
Knien wieder. Axis und Arne waren schon so weit voraus, daß er sie kaum noch erkennen konnte.
Eine Hand riß ihn von hinten am Haar, und er spürte
eine Dolchspitze in seinem Rücken.
»Sternenmann«, flüsterte der Aware, und wunderbarerweise hörte Axis ihn.
Der Krieger wirbelte so heftig herum, daß sein Umhang wie eine Flamme aufzuckte, und schon hielt er seine blitzende Klinge in der Rechten. Das Licht des Eises
spiegelte sich auf dem Stahl wieder, und dieser suchte
begierig und heißhungrig nach seinem Opfer.
Axis entdeckte hinter sich Brode, der ermattet auf den
Knien lag. Völlige Verzweiflung machte sich auf seinem
Gesicht breit. Denn Timozel hatte ihn an seinem Schopf
gepackt und drückte ihm ein Messer in den Rücken.
Wie hatte der Verräter sich verändert. Nichts Unbekümmertes und Sorgloses ging mehr von ihm aus, und
auch seine jugendliche Schönheit hatte er vollkommen
verloren. Sein Gesicht wirkte beinahe so grau und eingefallen wie das des awarischen Häuptlings. Nicht einer
seiner Züge war noch erfreulich anzusehen. Eine dünne
Eisschicht ließ sein Haar wie am Kopf angeklebt erscheinen. Und seine Augen, einst von strahlendem Blau, wiesen nun nur noch eine matte bläuliche Färbung auf, die
Iris hingegen war nur noch weiß. Der Jüngling fletschte
die Zähne wie ein Hund, und Axis glaubte zunächst, der
Jüngling habe vor Schmerzen die Lippen so weit zurückgezogen, bis er erkennen mußte, daß der Verräter nur
sein spöttisches Lächeln zeigte.
Der Krieger hörte, wie Arne sich hinter ihm bewegte.
»Bleibt wo Ihr seid«, befahl er. »Timozel gehört mir allein.« Das Schwert in seiner Hand bebte.
»Gebt mir Euren Umhang«, forderte der Getreue ihn
auf. Axis fuhr sich mit der freien Hand an die Kehle, um
die Bänder zu lösen, dann zog Arne ihm den Mantel von
den Schultern. Das goldene Langhemd strahlte jetzt so
hell wie an jenem Tag, an dem er es im Krallenturm, als
Aschure es ihm angefertigt und überreicht hatte, auseinanderfaltete.
Als der Umhang von seinen Schultern glitt, gab es für
den Krieger nichts anderes mehr auf der Welt als Timozel und ihn. Selbst Brode, der arme Aware, der vor dem
Dolch des Verräters seines Lebens nicht mehr sicher war,
spielte für ihn jetzt keine Rolle mehr.
Zu lange hatte Axis auf diesen Moment gewartet.
Genauso lange wie Timozel.
»Ich hätte das selbst alles nicht besser einfädeln können«, höhnte der Verräter. »Da kommt Ihr doch tatsächlich in Eurer goldenen Pracht freiwillig in das Haus meines Herrn spaziert. Er beabsichtigt, Euch selbst ins
Nachleben zu befördern, aber ich habe zu lange darauf
gewartet, um mir dieses Recht jetzt noch streitig machen
zu lassen.«
Axis schritt langsam auf ihn zu und ließ Jorges
Schwert leicht auf und ab wippen. »Warum, Timozel?«
Der Jüngling legte den Kopf in den Nacken und stieß
ein brüllendes Gelächter aus. Aber als der Krieger diese
Unachtsamkeit ausnutzte und einen großen Schritt auf
ihn zu machte, schloß der Verräter sofort wieder den
Mund und packte Brode fester am Haar.
Der Aware röchelte, als die Dolchspitze einen Zoll tief
in sein Fleisch eindrang.
»Aus welchem Grund, Sternenmann? Weil ich schon
als Kleinkind dahinterkam, wie es meine Mutter nach
Euch gelüstete. Ich spürte ihren heißen Atem, wenn sie
Euch bei den Schwertübungen im Burghof zusah.«
»Embeth hat Euren Vater geliebt.«
»Lügner! Sie hat nie jemand anderen als Euch geliebt
und meinen Vater mit Euch betrogen! Wann, Axis, wann
geschah es zum ersten Mal? Als Ihr mit elf Jahren in unser Haus kamt? Oder erst mit dreizehn? Oder vierzehn?«
»Ich habe Eurem

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