Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
den der Wind aufwirbelte,
atmete er tief durch. Höchste Zeit, sich zum Heiligen
Hain zu begeben. Um das Versprechen einzulösen, das er
der Edlen gegeben hatte.
Ach, bei den Göttern … Faraday.
     
Der Sternenmann brach fast zusammen, als ihn der
    Schmerz über ihren Tod erneut mit voller Wucht traf.
Faraday!
Wieder sah er Gorgrael vor sich, der ihr mit haßverzerrter
    Miene zuerst ihren Bauch und dann ihre Kehle aufriß. Aber
schlimmer noch erschienen Axis der Schmerz und die Furcht
in den Augen der jungen Frau, der er nicht helfen konnte.
    Um den Zerstörer zu bezwingen, hatte er die Edle leiden lassen müssen … und sie hatte gewußt, daß dieses
Opfer von ihr verlangt wurde – daß sie zu sterben hatte.
Der Krieger erkannte in diesem Augenblick, daß Faraday
das schon lange zuvor gewußt haben mußte.
    »Hat sie nur aus diesem Grund darauf bestanden, mit
mir in den Norden zu ziehen, um ihr Leben für das meine
zu geben?« flüsterte er.
Hatte die Edle ihn wirklich so sehr geliebt?
Er senkte das Haupt, und wieder füllten Tränen seine
Augen.
    Als Axis sich dann aufrichtete und nur noch ein Gefühl
der Leere in sich spürte, ging die Sonne bereits unter. Der
Krieger wurde sich bewußt, daß er fast den ganzen Tag
damit verbracht hatte, um Faraday zu trauern. Doch erschien es ihm, als sei selbst dies noch viel zu wenig.
Selbst wenn er sie sein ganzes restliches Leben beweinen
würde, reichte es nicht aus, ihrer Liebe oder ihrem Mut
gerecht zu werden.
    Der Sternenmann wandte sich nach Osten und sang
das Lied der Bewegung. Die Weise würde ihn in den
Heiligen Hain befördern. Doch schon nach den ersten
Tönen hielt er inne … starrte auf die Tundra hinaus …
und sein Herz zog sich erst zusammen und schlug danach
um so schneller.
    Eine schwarze Gestalt schritt wie die Rache selbst
über die Eisödnis. Sie näherte sich. Ihr Umhang blähte
sich im Wind und wirkte wie die Schwingen eines riesigen Raubvogels. Auch die Kapuze flatterte heftig und
wurde ihm fast vom Kopf gerissen, aber dennoch vermochte der Krieger nichts von den Zügen des Fremden
zu erkennen.
    Aber er spürte, wie der Mann heiter lächelte.
Der Dunkle …? wie Gorgrael verwirrt gefragt hatte.
Axis ahnte bereits, wer er war.
Als der Fremde näherkam, hörte der Krieger ihn pfeifen, irgendeine lustige Weise. Und dazu schnippte er mit
den behandschuhten Fingern. Er schien überaus vergnügt.
    Das gepfiffene Liedchen wehte über die Tundra heran,
und in Axis’ Herz verwandelte sich die Trauer augenblicklich in glühende Wut.
    Der Dunkle blieb schließlich drei Schritte vor ihm stehen. Sein Pfeifen wurde leiser, aber einer seiner Stiefel
tappte immer noch den Takt dazu.
    »Nun«, begann er gutgelaunt, »Ende gut, alles gut,
heißt es so schön. Und alles ist doch wohl gut ausgegangen, nicht wahr, mein Freund?«
    Der Krieger sprang ihn mit bloßen Händen an. Er besaß keine Waffen, und er wußte, daß Lieber Mann über
die Dunkle Musik und die Dunkle Macht gebot, aber das
konnte ihn in seinem Zorn nicht aufhalten. Axis wollte
nur noch seine Hände um die Kehle dieses Zauberers
schließen.
    Tatsächlich zwang er den Dunklen mit seinem Angriff
zu Boden, aber seine Finger verfehlten ihr Ziel, und der
uralte Krallenfürst entwand sich ihm geschickt. Im nächsten Moment lag der Krieger selbst auf dem Rücken und
mußte einen Stiefel auf seinem Hals ertragen, während
über ihm alles in wehendem Schwarz erschien.
    »Ihr seid Axis, Rivkahs Sohn, aus dem Haus Sonnenflieger«, stellte Lieber Mann ruhig und gelassen fest.
»Ehemals der Axtherr des Seneschalls und heute der
Sternenmann Tencendors. Außerdem noch der Gott des
Liedes. Aber glaubt ja nicht, das alles reiche Euch bereits
aus, mich zu bezwingen. Dafür habt Ihr noch zuviel zu
lernen und einen sehr weiten Weg zurückzulegen. Dann
erst seid Ihr vielleicht in der Lage, über mein Wissen zu
verfügen und über die gleiche Macht und dieselben Listen zu gebieten wie ich.«
    Axis atmete rasselnd und legte beide Hände an das
Fußgelenk des Dunklen. Aber er unterließ es, den Mann
auf diese Weise zu Fall zu bringen.
»Sehr lobenswert von Euch, Krieger«, lobte der Verhüllte. »Ihr lernt rasch … aber das beherrschtet Ihr ja
immer schon, selbst als Kleinkind.«
    »Wer seid Ihr?«
»Ich?« rief der Fremde, als hätte man ihm keine dümmere Frage stellen können, und seine Heiterkeit nahm
wieder zu. »Nun, ich bin der Dunkle, auch Lieber Mann
genannt. Mit Verlaub,

Weitere Kostenlose Bücher