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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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für Stück, saugten das Regenbogenlicht und
das Gelächter alle Macht des Todestanzes in sich auf.
Der Mantel um Axis verwandelte sich in Fäden, die
durch das Gemach forthuschten, bis auch sie …
Beim nächsten Herzschlag
… vom Rhythmus des Sternentanzes verschluckt wurden.
Und heraus trat Axis, der durch seine innere Sammlung gestählt und frei aus dem Angriff hervorgegangen
war. Er richtete den Blick seiner blauen Augen grimmig
auf den Zerstörer und näherte sich ihm.
Gorgrael tat das einzige, was ihm jetzt noch übrigblieb. Er mußte die innere Haltung seines Bruders zerschmettern, und dazu gab es nur ein Mittel … die einzige
Waffe, von der die Prophezeiung verhieß, sie würde die
Kraft des Sternenmanns zunichte machen.
Als Axis auf ihn zuschritt und der Mantel und die
Macht der Dunklen Musik zu einem Nichts zerstoben,
zerriß Gorgrael mit seinen Krallen der Edlen den Leib.
In Axis zerriß in diesem Moment ebenfalls etwas. Etwas, das schrie, sich zurückzog und sich gleichzeitig in
alle Richtungen ausdehnte. Doch Axis versuchte sich
nicht darum zu kümmern. Er durfte seine Kräfte nicht
spalten, nicht so nahe vor einem Sieg!
Der Krieger konnte, wollte und würde Faraday nicht
helfen können.
Als die Schmerzen Faraday den Verstand raubten, als
der letzte Funke ihrer geistigen Klarheit erlosch, schrie
sie mit dem letzten Atemzug, der ihr vergönnt war, so
laut sie konnte:
»MUTTER!«
Und Gorgrael übertönte sie noch mit seinem Triumphgeschrei und schlitzte ihr die Kehle auf.
Doch während das Blut aus den unzähligen Wunden
von Faradays zerfetztem Körper spritzte und Axis’ innere
Kraft in tausend Scherben zu zerspringen drohte, glaubte
er eine Frau zu erkennen, die die Edle in die Arme hob,
sie an ihr Herz drückte und auf den Mund küßte …
… und nur das bewahrte ihn davor, sich selbst aufzugeben. Dennoch brüllte er …
    … und weit, weit fort schlug Aschure die Hände vors
Gesicht und schrie mit ihrem Liebsten, als Faraday an
ihrer Stelle starb … und das Kind, das zwischen Rivkahs
Beinen aufs Bett glitt, öffnete seinen Mund, um ebenfalls
zu schreien.
    Gorgrael konnte sich keinen Reim darauf machen, was
hier eigentlich vor sich ging. Sein Bruder schrie, aber die
Macht des Regenbogenzepters war ungebrochen. Die
bunten Blitze fegten immer noch das Gemach von allen
Fetzen der Dunklen Musik rein, jagten die letzten Fäden
des Mantels aus ihren Ecken und Winkeln.
    Wie weit mußte er Faraday denn noch aufreißen, ehe
Axis von seinem Schmerz überwältigt wurde?
Der Zerstörer hob eine Hand, um einen weiteren Körperteil von ihr zu zerfetzen. Ja, vielleicht fehlte nur noch
ein Hieb. Drei war doch eine magische Zahl …
… aber Faraday lag nicht mehr auf seinem Schoß, und
Gorgrael sah sich blinzelnd um. Eben noch hatte die Edle
schlaff in seinen Armen gelegen, und auf einmal war sie
nicht mehr da – hatte nichts zurückgelassen, außer dem
Geschmack, dem Geruch und dem Gefühl ihres Blutes,
das ihn jetzt so sehr an ihre Wärme erinnerte.
Doch nun schritt sein Bruder wieder auf ihn zu, bebend vor Macht. Der Zerstörer schrie um sein Leben.
Niemals hatte er sich gewünscht, einmal jemanden mit
einem solchen Gesichtsausdruck auf ihn zukommen zu
sehen.
Axis’ innere Kraft war nicht zerbrochen, er hatte sich
nicht ablenken lassen.
Und Gorgrael überkam eine niederschmetternde Erkenntnis.
Er hatte die falsche Frau zerrissen.
Lieber Mann hatte ihn belogen. Nicht Faraday, sondern die Frau mit dem pechschwarzen Haar war der
Schlüssel, Axis’ wahre Geliebte …
Der Zerstörer hatte alles falsch gemacht.
Er hatte verloren, und er wußte es.
Gorgrael fiel auf die Knie und hob flehentlich die
Hände. Seine riesigen silbernen Augen weiteten sich vor
Entsetzen, und er sabberte, rülpste und flehte.
»Axis, ich bin doch Euer Bruder! Ebenso wie Ihr ein
Sohn Sternenströmers! Ich habe nie die Liebe und Wärme
empfangen, die Ihr genießen durftet. Mein Leben lang saß
ich gefangen in der Prophezeiung und in den Schlichen
des Propheten. Genauso wie Ihr. Denn auch in diesem
Sinne sind wir Brüder, Brüder in der Prophezeiung. Verschont mich, Euren Bruder, Euren Bruder, Euren …«
Der Krieger hob das Zepter mit beiden Händen hoch
über seinen Kopf – seine Edelsteine funkelten in höchster
Erregung – und stieß den Stab wie ein Schwert bis zum
Knauf in die Brust des Zerstörers. Und als sein Bruder
auf den Rücken fiel, stemmte Axis sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Zepter.

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