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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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mußte sie erkennen, daß sich an den Gefühlen
des Kriegers nichts geändert hatte. Bei ihr verhielt Drago
– wie sie ihn nannte; denn wer konnte ein so niedliches
kleines Bübchen anschauen und dabei an solche Dinge
wie »Drachenstern« denken – sich stets wie ein liebes
Kind und machte nicht die geringsten Schwierigkeiten.
Der Junge hatte schon früh lachen gelernt, und Kassna
war geradezu süchtig nach seinem Glucksen, wenn sie
ihn aus der Wiege hob.
Warum konnten Axis und Aschure ihn nicht ebenso
liebhaben? Ihr Gemahl wollte Drago natürlich so rasch
wie möglich seinen eigenen Eltern zurückgeben, aber
Kassna ertappte sich oft bei dem Gedanken, daß es doch
sehr schön sei, wenn der Kleine noch möglichst lange,
wenn nicht sogar für immer bei ihr blieb. Die Nor rechnete natürlich damit, über kurz oder lang eigene Kinder
zu bekommen. Und sie war sich sicher, daß Drago seine
Geschwisterchen nicht nur annehmen, sondern sie auch
ebenso glücklich und fröhlich im Familienkreis aufnehmen würde.
Und was Axis’ Befehl anging, seinen zweiten Sohn
von seinen anderen Kindern fernzuhalten, nun, darum
scherte die Nor sich nur wenig; denn sie hielt eine solche
Anordnung für ungerecht.
»Ich möchte nicht, daß er in die Nähe von Flußstern
oder Caelum kommt, Kassna. Haben wir uns verstanden?«
»Natürlich, Axis. Aber es besteht doch nun wirklich
keine Veranlassung, mir das immer wieder zu sagen. Und
auch noch so unfreundlich.«
Aschure warf einen besorgten Blick auf ihren Gemahl.
Seine Züge waren nach der Antwort der Nor hart geworden.
»Wenn Ihr Euch nicht an meine Anweisungen halten
wollt, Kassna, dann muß ich Euch auffordern, Sigholt zu
verlassen!«
»Axis!« Die Zauberin gab Imibe rasch Flußstern zurück und legte ihm eine Hand auf den Arm. Sie warf einen raschen Blick auf Kassna. Diese hatte sich schon
wieder verfärbt, doch diesmal nicht aus Verlegenheit,
sondern vor Wut. »Axis, es war doch nur ein Mißverständnis. Laßt gut sein, ich bitte Euch.«
Der Krieger holte tief Luft, und es war ihm deutlich
anzumerken, wie sehr er sich bemühte, sich zu beherrschen. »Kassna, ich bin Euch und Eurem Gemahl durchaus dankbar für das, was Ihr für uns getan habt. Nicht
viele frischverheiratete Paare würden so großzügig sein,
das Kind anderer Eltern bei sich aufzunehmen. Dennoch
…« Er zögerte, weil er nicht so recht wußte, wie er ihr
das Folgende sagen sollte. »Kassna, Ihr könnt Drachenstern nicht auf Dauer behalten. Erst recht dann nicht,
wenn sich eigene Kinder bei Euch einstellen.« Wie sollte Axis ihr begreiflich machen, daß von dem kleinen
Kerl Gefahr ausging? Daß dieser Satansbraten, den
Kassna für ein liebes, hübsches Kindchen hielt, ihren
eigenen Kindern schaden würde, wenn er sie als Bedrohung ansähe?
Die Nor wirkte zwar äußerlich wieder ruhiger, doch
der harte Blick in ihren Augen kündete vom Gegenteil.
Axis spürte, daß sie ihn nicht verstand, ja, ihn gar nicht
verstehen wollte. Ein furchtbarer Gedanke tauchte in ihm
auf: Sollte es Drachenstern möglich sein, Kassnas Gedanken und Gefühle zu beeinflussen, ohne daß sie etwas
davon bemerkte?
Aschure, wenn wir von unseren Zügen gegen die Skrälinge zurückkehren, müssen wir uns Drachensterns wegen eingehende Gedanken machen.
Er spürte, daß sie ihm zustimmte. Im Moment kann der
Kleine nicht allzu viel anstellen. Sobald er erst einmal
entwöhnt ist, könnten wir ihn doch in die Obhut Sternenströmers geben. Allem Anschein nach mag er Euren Vater.
Das gefiel dem Krieger, und seine Miene war wieder
völlig ruhig. Kassna hingegen betrachtete ihn voller Mißtrauen. Was ging hier vor? Belial hatte ihr einmal verraten, daß Axis und Aschure sich, wie es Art der ikarischen
Zauberer war, unhörbar für andere in Gedanken miteinander verständigen konnten. Als die Nor jetzt das wechselnde Mienenspiel der beiden verfolgte, glaubte sie zum
ersten Mal, daß ihr Gemahl ihr damit keinen Bären aufgebunden habe.
»Ja, das wäre sicher das beste«, meinte der Sternenmann. »Kassna, verzeiht bitte meine harten Worte, aber
versteht bitte auch, daß wir Drachenstern in einer viel
tieferen Weise verstehen, zu der Ihr keinen Zugang besitzt. Und beachtet in Zukunft bitte unsere Wünsche, die
den Kleinen betreffen.«
Die Nor lächelte höflich und nickte.
    Axis stand unter dem befestigten Tor Sigholts und schaute seiner Gemahlin nach, die über die Brücke davonritt.
Die Alaunt hatten ihre Herrin schon weit hinter

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