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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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schlucken, ehe sie weitersprechen konnte, »so lange in
dem Rubin festgesessen und damit so viele Jahre verloren zu haben. Das erscheint mir wahrhaft ungerecht.«
    Wahrhaft ungerecht, Prophet.
Zecherach ließ ihr Gewand von den Schultern gleiten
und trat ganz nach ans Wasser heran. Sie zögerte kurz,
als die kleinen Wellen ihre Zehen überspülten. Doch
dann schritt die Frau mutig tiefer hinein und war bald zur
Gänze in den Fluten verschwunden.
Wahrlich, Prophet, es ist ungerecht, daß wir soviel
leiden müssen. Gab es denn keinen anderen Weg?
Nein, dies war und ist der einzige, Yr. Wollt Ihr Euren
weiteren Weg mit Haß im Herzen gehen?
Ich hege keinen Haß, Prophet, nur Bedauern. Aber
das liegt mir so schwer auf der Seele, daß ich schon befürchte, nie wieder lachen zu können.
Dagegen vermochte der Prophet ihr keinen Trost zu
gewähren und schwieg.
    Als Zecherach am frühen Morgen aus dem See stieg,
funkelte die Kraft auch aus ihren Augen, und die anderen
vier stürmten zu ihr, um sie, die letzte, endlich bei sich
willkommen heißen zu können.
    Als seine Getreuen so beisammen standen, sprach der
Prophet die Worte der Macht: »Nun seid Ihr wieder die
fünf. Vereint in Eurer Unvollständigkeit. Geeint in dem
Verderben, das Euch von innen auffrißt. Eure einzige
Pflicht besteht noch in der Feuernacht. Begebt Euch raschen Fußes dorthin.«
    Jack senkte den Kopf und umklammerte seinen Stab.
Der schwere Metallknauf an seinem oberen Ende hatte
sich im Lauf der Jahre schwarz verfärbt, aber der Prophet
konnte immer noch die feinen eingravierten Linien im
Silberbeschlag erkennen.
Bald …
    »Begebt Euch nun dorthin«, forderte er sie noch einmal auf und verschwand.
»Wenn wir im See baden«, sagte Zecherach, »verleiht
er uns ausreichend Kräfte für unsere letzte Reise.«
10 I N DER
B
ETHALLE
    Hinter Faraday wogte und sang das Bardenmeer in einem
über vierhundert Meilen weiten Bogen, der sich vom
Wald der Schweigenden Frau durch das westliche
Arkness bis nach Skarabost erstreckte. Nur noch wenige
Schößlinge mußten im Verbotenen Tal eingesetzt werden, dann wäre die Vereinigung des neuen Waldes mit
Awarinheim vollbracht.
    Sobald dieses Tal Teil des großen Waldes von Tencendor geworden ist, sagte sich Faraday, während sie das
letzte verbliebene Hindernis in Augenschein nahm, wird
man es wohl umbenennen müssen.
    Zwischen ihr und dem Verbotenen Tal befand sich
Smyrdon. Die Sonne leuchtete vom Himmel herab, aber
der nur zweihundert Meter entfernte Ort lag düster und
grau da. Niemand hielt sich auf den sorgfältig gepflegten Feldern auf, und auch die Dorfstraßen waren menschenleer. Warum wirkte dort alles so unansehnlich:
trübe die Gartenzäune, die einst in schönstem Weiß geleuchtet hatten, ebenso die früher regelmäßig gekalkten
Hauswände und auch die strohgedeckten Dächer, die
üppig auf den Balken ruhten. Faraday zitterte bei diesem Anblick, und Bäuerin Renkin legte ihren Arm um
sie.
    »Schatten«, flüsterte Faraday mit der Stimme der Mutter. »Irgendwo dort liegt Artor im Hinterhalt.«
Die Edle bekam es immer mehr mit der Angst zu tun.
Schon wünschte sie sich, sie könne um Smyrdon herum
pflanzen, es umgehen.
»Das darf leider nicht sein«, sagte Frau Renkin bedauernd. »Denn damit würdet Ihr mitten im Herz des neuen
Waldes ein faulendes Geschwür hinterlassen.«
Also dann mitten durch das Dorf. Bislang hatte Faraday stets Dörfer oder Städte ausgespart und nicht eine
Bauernfamilie zum Wegzug gezwungen. Zuerst hatte
Axis und etwas später Aschure in ihrer Eigenschaft als
Mittlerin und Hüterin des Ostens dafür gesorgt, daß der
Osten Tencendors für Faradays Bardenmeer freigemacht
wurde.
Nur Smyrdon bildete eine große Ausnahme.
Aschure! dachte die Edle verzweifelt. Wo bleibt Ihr?
Seit Wochen schon rief sie die Freundin in Gedanken,
und mit jedem neuen Tag wurde ihr Flehen dringlicher.
Warum hatte die Zauberin sich noch nicht zu ihr gesellt?
Und war es ihr gelungen, Axis aus seiner schweren Not
zu befreien?
Würde Aschure rechtzeitig hier eintreffen?
»Seid nur fest im Glauben«, riet ihr die Bäuerin. Faraday brachte ein zitterndes Lächeln zustande und wurde
doch gleich wieder verzagt. Sie fühlte sich schon seit
längerem nicht wohl. Ihre Beine und der Rücken
schmerzten, und jeder Schritt bereitete ihr Mühe.
Warum mußte sie in einem solchen Zustand noch weiterpflanzen? Verdammter Axis, schimpfte sie bitter, weil
er natürlich die Schuld daran trug,

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