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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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was sie tun muß«,
entgegnete Frau Renkin, »und wir dürfen nicht eingreifen. Jetzt noch nicht.«
»Aber bald«, erwiderte die Zauberin unwillig.
»Gewiß«, bestätigte die Bäuerin. »Bald.« Dann raffte
sie ihre Röcke zusammen, als wolle sie Faraday hinterhereilen, aber sie stellte sich nur neben das gerade eben
eingepflanzte Bäumchen. Ihm summte sie nun ihr Wiegenlied, beugte sich hinab, um es zu streicheln, und richtete sich schließlich wieder auf, um der Edlen in einigem
Abstand zu folgen.
Aschure hielt Schra die Hand hin und eilte dann der
Bäuerin hinterher.
Ein letztes Mal kniete Faraday sich auf den weichen
Boden, und wurde rasch vom schäumenden Nordra
durchnäßt. Die Edle hielt inne, und ein Tränenschleier
legte sich vor ihre Augen. Hier war sie am Ziel, hier endete ihre große Aufgabe. Ein letztes Mal noch einen
Schößling einsetzen … dann erwartete sie die letzte Reise. Nur noch ein Bäumchen, dann wäre die Arbeit der
Baumfreundin getan.
»Mirbolt«, flüsterte sie, und das Donnern des Stroms
übertönte ihre Worte, so daß die drei, die zu ihr getreten
waren, sie nicht verstehen konnten. »Nehmt die letzte
Kraft, die mir noch geblieben ist, und nutzt sie, um bis in
den Himmel hinaufzuwachsen. Frohlocket, denn Eure
Zeit ist gekommen, und Ihr sollt diejenige sein, die alt
und neu verbindet. Euch fällt die Ehre zu, als erste das
Lied von der Mutter aller Bäume zu hören.«
Leise singend grub Faraday mit den Fingern ein Loch
in den Boden. Dann hielt sie das letzte Körbchen ein wenig schräg und ließ das Bäumchen hineinrutschen. »Mirbolt, Ihr seid die letzte, und deshalb sollt Ihr meine Botschaft empfangen. Hinter Euch erstrecken sich Eure
Schwestern bis zum Kesselsee. Ihre Stimmen halten sich
bereit, sich mit der Euren zu vermählen. Vor Euch liegt
Awarinheim und mit ihm das Lied des Erdbaums. Mirbolt, wenn es eines Tages so weit ist, möchte ich nicht,
daß Ihr, Eure Schwestern oder gar die Mutter auch nur
einen Augenblick zögern. Axis, der Sternenmann,
braucht Euch. Und auch seine Gemahlin, liebe Mirbolt,
bedarf Eurer.«
Sie drehte leicht den Kopf zur Seite und nickte Aschure zu, sich zu ihr zu bemühen. Als die junge Frau mit
ratloser Miene neben ihr kniete, nahm Faraday ihre Hand
und legte sie leicht auf die winzige Krone des Bäumchens.
»Mirbolt, dies ist Aschure. Ihr kennt sie ja bereits.
Aschure ist mir ans Herz gewachsen und wird von den
Gehörnten und vom Sternenmann geliebt. Nehmt sie an.«
Faraday hob den Kopf. »Meine Liebe, vermögt Ihr es zu
fühlen?«
Aschure nickte leicht, und grenzenloses Staunen breitete sich auf ihren Zügen aus. »Ja, ich spüre es, sie nimmt
mich an.«
»Ganz recht, sie nimmt Euch an.« Faraday senkte den
Blick wieder auf den Schößling: »Mirbolt, wenn Aschure
Euch ruft, helft ihr mit allem, was Euch zur Verfügung
steht. Denn damit unterstützt Ihr nicht nur den Sternenmann, sondern auch mich. Und nun«, fügte sie hinzu und
umschloß die Hand ihrer Freundin, »werden Aschure und
ich gemeinsam Euren Halt sichern.«
Mit geschickten Bewegungen klopften beide Frauen
nun im Gleichtakt die Erde rings um den Setzling fest.
»Es ist vollbracht«, verkündete die Edle dann, und als
Aschure ihr ins Gesicht sah, erblickte sie entsetzt schiere
Verzweiflung.
»Faraday?«
Die Bäuerin tauchte hinter den beiden Frauen auf und
legte jeder eine Hand auf die Schulter. »Schweigt, denn
ich muß Mirbolt singen.«
Frau Renkin summte ihr Wiegenlied zum letzten Mal,
doch Aschure vernahm nichts davon. Sie konnte nur unentwegt in Faradays Augen blicken und betroffen
Schmerz, Angst und Pein darin erkennen.
Was mochte sie nur so plagen? Was sah sie vor ihrem
inneren Auge, das niemand sonst erblicken konnte?
Aber als die Bäuerin ihr Lied gesungen hatte, blinzelte
die Edle, und alles Ungemach war aus ihren Augen verschwunden. Jetzt wirkten sie nur noch müde, und wenn
sich dort immer noch Schmerz feststellen ließ, dann
höchstens der, welchen ununterbrochene anstrengende
Arbeit verursachte.
»Stellt Euch zu mir«, forderte Frau Renkin sie auf und
streckte beide Hände aus. »Steht, und schaut.«
Aschure ergriff die eine Hand der Bäuerin und half mit
der anderen Faraday auf. Dann blickte sie in die Richtung, in die Frau Renkin schaute.
Auf der Ebene hinter ihnen reckten sich all die Schößlinge, die Faraday an diesem Tag eingesetzt hatte, bereits
bis zum Himmel. Weder Aschure noch die Edle hatten
das je zuvor mit eigenen Augen

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