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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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eine Bäuerin … und meine Freundin.«
Aschure legte der Edlen einen Arm um die Hüften, als
ihr auffiel, wie sehr sie schwankte. »Schwester, wie geht
es jetzt weiter? Ihr habt den letzten Schößling eingesetzt
… Eigentlich hätte ich gedacht, daß …« Sie sprach den
Satz nicht zu Ende.
Faraday schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht …«
Sie versuchte ein Lächeln, aber als Aschure sie ansah,
bemerkte sie die Anstrengung, die es sie kostete, und
sorgte sich sehr um sie.
Aber Faraday atmete tief durch und richtete sich wieder halbwegs gerade auf. »Ich weiß es wirklich nicht.
Vielleicht darf ich mir ja endlich selbst etwas aussuchen.«
»Vor allem braucht Ihr erst einmal Ruhe und unsere
Pflege«, erklärte Barsarbe, als sie sich den dreien näherte,
die unter Mirbolts schattenspendendem Laub standen. Dabei warf die Magierin Aschure einen bitterbösen Blick zu.
Die Edle seufzte vernehmlich. »Ich benötige nur …«
begann sie, aber da zupfte Schra an ihrem Kleid.
»Seht doch!« rief das kleine Mädchen und zeigte aufgeregt hinüber ins Verbotene Tal.
Die Frauen folgten ihrer Hand mit den Augen und
spähten in das rasch vergehende Licht. Nach kurzer Zeit
bemerkte Aschure eine leichte Bewegung. Offenbar ein
Vogel, der über den Nordra dahinzog … und aus Awarinheim gekommen sein mußte!
»Eine Eule«, bemerkte Schra scheu und ehrfürchtig.
»Die graue Hütereule.«
»Sie jagt in den Wipfeln von Awarinheim«, erklärte
Aschure Faraday. Pease hatte ihr damals viel über die
Tiere des Waldes beigebracht. »Einen solchen Vogel
bekommt man nur selten zu Gesicht, aber es heißt, er
bewache den ganzen Wald. Und in der Nacht sollen seine
leisen Schreie die Träume der Schlafenden heimsuchen.«
Barsarbe aber erstarrte. Über jedes Wort dieser Frau
ärgerte sie sich. Aber bevor sie ihr eine scharfe Antwort
geben konnte, flog die Eule heran und ließ sich in Mirbolts Krone nieder.
Und damit öffneten sich die Tore.
Das Wasser des Stroms brauste und tobte noch gewaltiger, doch wunderbarerweise wurde das schaumige
Weiß der Gischt zu einem hellen, durchsichtigen Nebel,
der das ganze Tal durchzog. An manchen Stellen dehnte
er sich wie ein Netz aus, so als säßen merkwürdige Wesen darin gefangen, und der ganze Dunst erbebte unter
dem Nachhall von etwas, das viel gewaltiger war als das
Donnern des Stromes. Tausende verborgene Augen starrten die Frauen aus dem Nebel an. Merkwürdig klingende
Stimmen riefen Faradays Namen, und große Kraft umströmte die Gruppe. Doch niemand verspürte die geringste Angst. Faraday und Aschure, die die Ursache für all
dies erkannt hatten, lächelten froh.
Eine Form verfestigte sich im Dunst, glühte hell und
entpuppte sich als großer weißer Hirsch, der jetzt aus
Gischt und Nebel heraussprang.
»Ramu!« rief die Edle und breitete die Arme aus. Das
Tier trabte heran und blieb vor ihr stehen. Jeder Muskel
an seinem schönen Leib zitterte, und es rollte leicht die
großen Augen. Die Baumfreundin streckte eine Hand aus
und berührte sanft die Nase des verwandelten Magiers.
Dann setzte der Hirsch sich unvermittelt wieder in Bewegung, stürmte los, riß Barsarbe halb um und verschwand flugs im Wald.
»Ramu?« murmelte Barsarbe noch etwas benommen.
»Das war Ramu?«
»Er wurde aufs höchste gesegnet«, sprach die Edle leise und starrte verzückt auf die zwei Bäume, zwischen
denen er hindurchgesprungen war.
»Faraday!« rief Aschure und lachte, daß ihr die Tränen
über die Wangen liefen. »Schaut nur!«
Hunderte, ja, Tausende Wesen schwärmten nun aus
dem Schaumnebel – die Bewohner des Zauberwalds hinter dem Heiligen Hain. Vögel, andere Tiere und unbeschreibbare Kreaturen näherten sich ihnen als riesige
Welle vollendeter Schönheit und Freude.
»Baumfreundin!« rief Barsarbe entsetzt und versuchte,
sie beiseite zu ziehen.
Aber die Edle widerstand ihr und hielt sich an Aschure
fest. »Nein, Magierin. Diese Geschöpfe fügen uns kein
Leid zu. Und jetzt gebt Ruhe.«
Barsarbe wollte jedoch nicht auf sie hören. Noch einen
schrecklichen Moment starrte sie auf die wogende Flut,
auf diese Symphonie von anmutiger Bewegung und
überbordendem Glück, dann sprang sie hinter Mirbolt
und preßte sich die Hände an die Ohren. Die anderen
Awarinnen taten es ihr gleich und brachten sich ebenfalls
hinter Bäumen in Sicherheit.
Nur Faraday, Aschure und Schra blieben furchtlos stehen, während die Flut sich vor ihnen teilte und um sie
herum lief. Sie lachten beglückt,

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