Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
und
das wäre das Ende des Sternenmannes.«
»Die dritte Strophe …« flüsterte die Jägerin.
Der oberste Gott nickte. »Es steht alles geschrieben.
Aschure, Ihr könnt nicht einfach mit Euren Hunden und
einem Pfeil auf dem Wolfen in die Eisfestung eintreten
und Gorgrael herausfordern. Der Zerstörer würde Euch
auslachen, die Alaunt einen nach dem anderen zerreißen
und den Bogen über dem Knie zerbrechen. Der Elende
mag ja gelegentlich von Selbstzweifeln geplagt werden,
aber er besitzt ganz sicher mehr Macht als Ihr. Und ohne
Wolfen und Riesenhunde wäre es ihm ein leichtes, mit
Euch fertigzuwerden. Natürlich würde Gorgrael Euch
nicht sofort töten, denn schließlich hätte er wochenlang
Zeit, Euch zu foltern und sich an Eurer Pein zu weiden,
ehe der Krieger dort oben einträfe.«
Die Zauberin lehnte sich an die Brüstung. Sie hatte alle Farbe aus dem Gesicht verloren und schwieg.
»Da ich Euch jetzt die Augen über den Zerstörer geöffnet habe, wollt Ihr da immer noch einfach losstürmen
und Caelum befreien? Da Ihr doch genau wißt, daß dann
Euer Scheitern nicht nur den Tod Eures Erstgeborenen,
sondern auch den Eures Gemahls zur Folge hätte?«
»Aber wenn Axis und ich diesen Kampf überleben
sollten, wie könnte ich ihm dann je wieder in die Augen
sehen? Er müßte mich doch dafür verachten, daß ich im
entscheidenden Moment gezögert habe, mein Leben für
Caelum zu wagen …«
»Und damit auch das des Kriegers.«
Aschure schwieg wiederum. »Nein, mir bleibt keine
andere Wahl. Ich habe Caelum das Leben geschenkt, und
ich will alles unternehmen, es ihm zu erhalten.«
Adamon hatte genau das von ihr erwartet. »Also gut,
dann hört mir zu: Ihr müßt Eure gesamten Kräfte – und
auch die, welche ich Euch leihe – aufbieten, um Euren
Sohn zu retten. Doch all diese Zaubermacht nutzt wenig,
wenn sie nicht mit List gepaart wird. Deshalb muß ich
Euch eine Frage stellen: Habt Ihr Caelum über acht Monate lang in Euch getragen?«
Die junge Frau nickte.
»Und ist er Fleisch von Eurem Fleisch?«
Wieder nickte Aschure.
Der Gott lächelte und küßte sie sanft auf die Stirn.
»Dann, Aschure, hört mir nun genau zu!«
Die Jägerin saß mitten in einem Mondstrahl und ließ sich
von ihm umhüllen und durchdringen.
    Sie trug keinerlei Kleidung, nur das pechschwarze
Haar fiel ihr über den Rücken und über die Brüste. Das
Mondlicht perlte glitzernd über ihre elfenbeinweiße Haut
und erzeugte in ihrem Haar blaue Funken.
    Ihr gegenüber saß Adamon und hielt ihr blaues Göttinnengewand in Händen. Er sandte ihr all seine Macht.
Aschure ließ sie in sich hineinströmen, um damit ihre
eigenen Kräfte zu verstärken, sich neuen Mut geben zu
lassen und zu innerer Ruhe zu finden.
Die junge Frau richtete ihr Denken allein auf die
Schönheit des Mondlichts und die Wärme seiner Berührung. »Herrin Mond«, sprach sie zu sich selbst, »badet
mich in Eurem Glanz.«
Der Nachthimmel flammte unvermittelt auf, und der
oberste Sternengott mußte geblendet blinzeln. Aber nicht
einen Herzschlag lang wandte er den Blick von der Achten.
»Herrin Mond, badet Tencendor in Eurem Schimmer.«
Und die Mondgöttin badete das ganze Land in ihrem
Licht, ließ es in alle Winkel fluten, und überall regten
sich die Frauen und Männer, als ein Traum in ihren
Schlaf kam.
»Träumt«, flüsterte die Zauberin mit weit geöffneten
Augen.
Und vor sich sah sie nicht mehr das Dach des Turms
von Sigholt, sondern das Land, wie es sich dem Mond
darbot. Jedes Feld, jede Ackerfurche und jeden Weg. Die
Dächer der Häuser und sogar die Türen. Sie vernahm
ebenso, wie weit und breit die Hunde sich hinsetzten und
den Mond anheulten, um ihn zu ehren. Und sie entdeckte
die Katzen, die durch die Schatten schlichen und die Eulen, die ein Auge schlossen und nachdenklich den Kopf
neigten.
Das Licht des Mondes wanderte über Tencendor, und
mit ihm bewegte sich Aschures geistiges Auge. Dort lag
Karlon, wo sich einige Nachtschwärmer immer noch in
den Straßen drängten und verwundert zum Himmel hinauf zeigten.
Die Jägerin lächelte.
Da drüben lag der Gralsee, dort der Kesselsee und
weiter dahinter glänzte der Farnbruchsee – und sie alle
zwinkerten dem Mond zu.
Aschure zwinkerte zurück.
Oben im Norden ruhte Axis’ Armee in ihrem Lager,
und das Mondlicht glitt so hell über die Zelte hinweg,
daß die Wächter den Blick abwenden mußten und neue
Träume sich in die Gedanken der Schläfer woben. Sie
alle träumten jetzt

Weitere Kostenlose Bücher