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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Lippen. Er stieß einen stummen Schrei aus.
»Braves Kind«, lobte Gorgrael und patschte dem Ding
auf den Kopf. »Artiger Junge.«
Vielleicht ließ sich dieses schreiende Geschöpf ja doch
zu etwas Nützlichem erziehen.
16 D ER
T
RAUM
    Vom Saum des großen neuen Waldes flog Aschure nach
Nordwesten über den Nordra und dann über den Sperrpaß. Sie flog im wahrsten Sinn des Wortes, denn sie hatte
sich und ihren Hengst mit soviel Zaubermacht umhüllt,
daß sie die Strecke, für die sie normalerweise acht bis
zehn Tage benötigt hätte, in deren drei zurücklegte. Hinter ihr fluchten die Alaunt, aber nur in Gedanken, denn
sie mußten sich den Atem für das Laufen aufheben.
    Die Jägerin hielt unterwegs nicht einmal an, und doch
zeigte sich Venator, als sie schließlich vor der Brücke
von Sigholt anhielt, noch genauso frisch wie zu Anfang
der Reise. Nur die Hunde waren völlig überdreht.
»Nun?« fragte Aschure gebieterisch, als ihr Pferd die
    Brücke betrat.
»Er ist fort«, jammerte der Steg, »und wir wissen
nicht, wohin er verschleppt wurde. Ich muß …«
Die Brücke wollte gerade ihre eigene Schuld an der
Entführung Caelums eingestehen, aber dafür hatte die
Jägerin jetzt keine Zeit. Schon hatte sie den Burghof erreicht, sprang von Venator und rannte zum Wohnturm.
Rivkah saß nach dem Abendessen zerknirscht mit
Kassna in der großen Halle. Als die Tür unvermittelt aufflog, fuhr sie hoch.
»Aschure!« Sie breitete die Arme aus, um ihre
Schwiegertochter an sich zu ziehen, aber diese wich ihr
aus.
»Was ist geschehen?« verlangte die Jägerin zu wis
sen.
Die Nor erhob sich kreidebleich. Zwei Tage und
Nächte hatte sie das Bett nicht verlassen. Vor Angst
hatte sie sich nicht in der Lage gesehen, aufzustehen.
Ständig verfolgten sie die Bilder von Imibe, wie das
Ungeheuer sie zerrissen hatte, und von dem Wesen
selbst, als es über ihr gestanden hatte, die eine Klauenhand zum tödlichen Schlag erhoben und in der anderen
den hilflosen Caelum.
»Oben auf dem Turm«, brachte Kassna schließlich
hervor, und Aschure bedachte sie mit einem mörderischen Blick.
»Ihr wart dort?«
Die junge Frau nickte und fing an zu schreien, als die
Jägerin sie hart an der Schulter packte. »Was ist da oben
vorgefallen?«
»Wir wollten alle frische Luft schnappen, Imibe, ich
und die Kinder.«
»Etwa auch Drachenstern?« fuhr Aschure sie an.
Kassna nickte mit angstgeweiteten Augen.
»Und weiter?«
»Da … da fiel ein großer Schatten aus dem Himmel.
Ein Greif … jedenfalls sah er so aus … Und auf seinem
Rücken saß … eine Gestalt schlimmer noch als aus einem Alptraum … Aschure, das Ungeheuer stürzte sich
sofort auf Imibe, die Caelum an sich preßte. Sie … es
zerriß sie vor unseren Augen!«
Die Jägerin schloß kurz die Augen. Die Rabenbunderin war ihre Freundin gewesen. Arme Imibe. Wenigstens
war sie den Tod einer Kriegerin gestorben, hatte Caelum
bis zum letzten Moment zu schützen versucht.
Und natürlich auch armer Caelum! Schon zweimal in
seinem kurzen Leben hatte er es mit einer Bestie zu tun
bekommen, die aus dem Himmel herabstieg. »Und was
geschah dann?«
»Der Unhold zog Imibe den Knaben aus den sterbenden Armen«, fuhr die Nor mit heiserer Stimme fort. Die
zürnende Aschure bereitete ihr mehr Angst als die Begegnung mit dem Ungeheuer.
»Aber Euch hat er nicht getötet! Warum nicht, Kassna?« fragte die Jägerin gefährlich leise.
»Wäre es Euch lieber, wenn ich ebenfalls auf dem
Dach mein Leben ausgehaucht hätte? Würdet Ihr Euch
dann besser fühlen, Aschure?« Die Nor rang mit sich, um
nicht die Beherrschung zu verlieren. »Der Unhold wandte sich von der Rabenbunderin ab und kam auf mich zu.
Ich dachte, mein letztes Stündlein habe geschlagen. Kauernd lag ich in einer Ecke und versuchte, Drago mit meinem Körper zu schützen.«
Hätte Gorgrael doch statt Caelums Drachenstern geholt, dachte die Jägerin.
»Aber dann hielt er inne.« Kassna schüttelte sich.
»Imibes Blut tropfte noch von seinen Klauen … aber er
entfernte sich wieder von mir. ›Eine Zeugin, ja, vortrefflich‹, sagte die Kreatur dann und bestieg wieder seine
Himmelsbestie … Caelum hing immer noch in seiner
Hand, als sie davonflogen … Aschure, ach, Aschure, ich
konnte einfach nichts dagegen tun!«
Rivkah warf einen kurzen Blick auf die Nor und legte
der Zauberin dann eine Hand auf den Arm. »Aschure,
wer war dieses Ungeheuer?«
Die junge Frau sah sie verwirrt an. Was meinte sie
damit? Dann blinzelte sie, und ihr fiel ein, daß

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