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Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Titel: Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Versionen von Evan Carlton – mittlerweile Earl of Westfeld.
    Aus diesen Träumen wachte sie immer in kaltem Schweiß auf. Zwar gelang es ihr in der Regel, sich so weit zu beruhigen, dass sie wieder einschlief, indem sie sich immer wieder sagte, dass er fort war, fort, fort und fort und sie ihn nie wieder sehen müsse.
    Aber dieser furchtbare Traum war wirklich. Er war zurück.
    Er war älter. Und er war auch größer, die Schultern breiter – und sein Rock konnte das Spiel der Muskeln, die eher zu einem Hafenarbeiter passten, nicht verbergen. Damals, als er sie zuerst gequält hatte, war er beinahe dürr gewesen. Schwache Fältchen hatten sich an den Augenwinkeln gebildet, und er war in gestrenges Braun gekleidet. Sein Haar war nicht länger zu der glatten modischen Frisur gezähmt, an die sie sich erinnerte. Stattdessen trug er seine dunkelblonden Haare in losen Locken.
    Er stand viel zu nahe – nur drei Schritte entfernt, sicher, aber selbst das schien ihr unvertretbar nahe. Ihre Hände waren eiskalt, und ihr Magen fühlte sich an, als sei er verknotet. Sie wollte auf dem Absatz kehrtmachen und weglaufen.
    Aber sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass Weglaufen das Dümmste war, was sie tun konnte. Wild und Hasen flohen vor ihren Verfolgern, aber der Anblick ihrer Hinterläufe feuerte die Hundemeute gewöhnlich nur an.
    „Lady Elaine“, sagte er, machte eine kurze Verbeugung.
    Sie war, solange sie sich erinnern konnte, immer nur Lady Pferd für ihn gewesen. Aber nun sprach er sie mit ihrem echten Namen an und schaute ihr in die Augen – es war beinahe so, als respektierte er sie.
    Er hatte immer schon trügerisch faszinierende Augen besessen – dunkel und unergründlich. Sie hatte das Gefühl, als könnte sie verborgene Tiefen darin erkennen, wenn sie nur genau genug hinsah. Er wirkte, als wollte er eine besondere Wahrheit verkünden, eine, die alles erklärte.
    Das war natürlich nur Einbildung. Er war nicht mehr als eine Schlange, die sie mit ihrem Blick hypnotisieren konnte. Was das Flattern in ihrem Bauch anging … das war nichts so Alltägliches wie Verliebtheit. Nein, bei Westfeld spürte sie den heftigen, beinahe sichtbaren Sog des Es-hätte-sein-Könnens. Selbst nach all den Jahren glaubte ein närrischer Teil von ihr noch, dass er sie eines Tages mit Achtung behandeln würde. Eines Tages würde sie nicht ständig über ihre Schulter schauen müssen, nicht stets auf der Hut sein. Eines Tages würde sie Spaß haben können, ohne fürchten zu müssen, dass sie zur Zielscheibe eines Scherzes wurde. Wenn der Earl of Westfeld ihr mit Achtung begegnete – nun, dann, das wusste sie, war sie in Sicherheit.
    Sie hasste sich dafür, dass er ihr das Gefühl gab, das Unmögliche läge im Bereich des Machbaren.
    Wie aufs Stichwort fragte Lady Cosgrove: „Ach ja, Lady Elaine – was machen Ihre Pferde?“
    Lange Jahre der Übung sorgten dafür, dass Elaines Miene ungerührt blieb. Es war ein Triumph über sie beide, dass es ihr gelang, ihre Lippen zu einem Lächeln zu verziehen, höflich eine Hand zum Gruß auszustrecken.
    „Gut, danke der freundlichen Nachfrage“, erwiderte sie und ignorierte Lady Cosgroves selbstzufriedenes Lächeln. „Und sagen Sie doch bitte, wie geht es Ihren?“
    „Lassen wir das Gerede von Pferden“, erwiderte Westfeld knapp. Er lächelte kein bisschen.
    „Stimmt. Westfeld war überall auf der Welt“, bemerkte Lady Cosgrove. „Er kann von wesentlich interessanteren Geschöpfen erzählen als Pferden oder Schweinen.“
    Westfeld blickte seine Cousine nicht an. Dennoch wurden seine Lippen schmaler. „Nicht.“ Seine Stimme war wie aus Stahl. „Außerdem habe ich die meiste Zeit in der Schweiz verbracht. Ich denke nicht, dass die Alpenziesel zu den exotischeren Kreaturen zählen.“
    „Jetzt sagen Sie aber nicht, Sie hätten nichts Exotisches zu Gesicht bekommen?“ Elaine ließ ihre Stimme atemlos klingen. „Hat Hannibal nicht seine Elefanten über die Alpen geführt?“
    Auf Lady Cosgroves verwirrten Gesichtsausdruck hin wurde Elaines Lächeln breiter. Sie gab sich im Geiste einen Punkt in diesem Spiel.
    „Sehen Sie“, sagte Elaine, „ich weiß alles über fremde Tiere. Dafür bin ich nicht auf Westfeld angewiesen.“ Und sie lachte.
    Lachen war ein Trotzakt, obwohl die beiden es nie verstehen würden. Elaine wusste genau, ihr Lachen klang schrecklich: schrill und so laut, dass die Leute sich umdrehten und sie anstarrten. Wenn sie lachte, schnaubte sie auf höchst

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