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Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Titel: Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Gänseblümchen zum Duell herausgefordert. Manchmal stellte er sich vor, dass er gegen Drachen kämpfte. Aber gewöhnlich kämpfte er gegen Schurken – Schurken und elende Lumpen und Halunken, die alle Hugo Marshall hießen. Wenn er ihn besiegt hatte – und Sir Robert besiegte seine Widersacher immer – brachte er den verdammten Bastard mit nach Hause, zitternd und gefesselt, legte den Schurken seiner Mutter zu Füßen.
    Danach lebten sie dann immer glücklich und zufrieden. Kein Schreien mehr, keine Stillen, kein bitteres Auseinandergehen.
    „Wollen wir es unterbinden?“, fragte Sebastian.
    Die Jungen schauten alle Robert an. Möglicherweise, räumte Robert ein, taten sie das, weil er der einzige Erbe eines Herzogs in Eton war. Vielleicht hatte es auch mit den klaren blauen Augen zu tun, die er von seinem Vater geerbt hatte – Augen, die, wie er gelernt hatte, andere Jungen nervös machten, wenn er sie einfach fest auf sie richtete. Aber der wahrscheinlichste Grund, weshalb sie zu Robert blickten – oder wenigstens redete er sich das ein – war, dass sie spürten, dass er tief innerlich ein Ritter war und daher von überlegener Moral und ein würdiger Anführer.
    „Nein“, sagte er. „Wir ermutigen es. Der kleine Scheißer denkt, er sei etwas Besseres als wir. Wenn wir es ihm eingebläut haben, wird er es in Zukunft besser wissen.“
    Neben ihm runzelte Sebastian verwirrt die Stirn.
    Robert wandte sich rasch ab. „Dazu hast du doch keine Frage, Malheur, oder?“
    „Nein“, antwortete sein Cousin nach einer längeren Pause. „Keine.“

    R OBERT GAB SICH M ÜHE, Marshall so lange wie nur irgend möglich aus dem Weg zu gehen. Es war nicht schwer – er besuchte Eton inzwischen schon eine ganze Weile, und der andere Junge begann gerade erst. Gewöhnlich musste ein Junge, der frisch ankam, eine Reihe von derben Scherzen und Grobheiten über sich ergehen lassen, um herauszufinden, wo er einzuordnen war. Sobald er seinen Platz in der Hackordnung gefunden hatte, musste er nur das unvermeidliche Gerangel und ab und zu ein blaues Auge einstecken.
    Aber Marshall hatte keinen Platz in Eton. Robert war entschlossen, dass das so bleiben würde. Er machte eine scheinbar zufällige Bemerkung über die Jacke des Jungen, und jemand bekleckerte sie mit Ei. Er warf beiläufig ein, wie komisch es wäre, wenn der Sohn des Seifensieders sich mit Dreck waschen müsste, worauf Marshalls Seife durch Lehmklumpen ersetzt wurden.
    Er hätte nie damit gerechnet, dass Marshall dahinter kommen könnte, wer die Wurzel seiner Probleme war. Er war sogar noch überraschter, als der Junge sich zu wehren begann – allerdings so, wie man es von einem unerzogenen Schurken nicht unbedingt erwarten durfte. Marshall fing an, bissige Verse auf Latein zu verfassen, die von so boshaftem Witz waren, dass die anderen Jungen kicherten. Und nach dem Vorfall mit dem Lehm schlich sich jemand in Roberts Zimmer und stahl ihm seine gesamte Unterwäsche. Er fand sie schließlich in einem Vorratsschrank in ein Glas eingelegte Gurken gestopft – nass, kalt und salzig. Und kein noch so häufiges Waschen würde den Geruch nach Essig beseitigen können.
    Manche Sachen waren einfach nicht hinnehmbar. Das war der Punkt, an dem Robert erkannte, dass er dem Jungen gegenübertreten musste.
    Er fand sein Opfer an der Mauer am Rand des Kricketplatzes. Er war nicht der Erste, der ihm zusetzte; bis er bei ihm angekommen war, stand der Junge mit dem Rücken zur Wand. Er hatte seine Brille ein Stück hinter sich abgelegt und die Fäuste gehoben.
    „Kommt schon, ihr Feiglinge“, rief Marshall gerade. „Drei gegen einen reicht euch nicht?“ Es war das erste Mal, dass Robert Marshall so aus der Nähe sah. Sein Haar war von einem hellen Orangeton, seine Haut blass und voller Sommersprossen. Sein eines Auge zierte ein zornig roter Rand; es würde sich bis zum nächsten Morgen lila färben und zugeschwollen sein. Er spie rötliche Spucke aus und wippte leicht auf den Füßen, stellte sich seinen Gegnern. Das war der Moment, in dem der Junge Robert entdeckte.
    „Wo wir gerade von Feiglingen reden“, sagte er.
    „Ich bin kein Feigling.“ Robert krempelte sich seine Ärmel hoch und trat einen Schritt vor. „Nenn mich noch einmal Feigling – ich fordere dich heraus. Weißt du eigentlich nicht, wer ich bin?“
    Alle anderen wichen zurück, gaben den beiden genug Platz. Robert umkreiste den anderen mit erhobenen Fäusten. Da bemerkte er etwas Seltsames. Marshalls Augen

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