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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Objekte, die Tote in Mühsal übereinandergetürmt haben mochten, um den ungeheuren Ghoulen und Dämonen aus urzeitlicher Ödnis eine Behausung zu bieten.
    Ich glaube, dass ein jeder von uns unter dem gleichen Eindruck stand, wie wir da verharrten und schweigend hinüberstarrten, während sich der fahle, entzündliche Schein der sinkenden Sonne über die dunklen, megalithischen Ruinen ergoss. Ich entsinne mich, dass es mir vorübergehend den Atem verschlug in jener Atmosphäre, die vom giftig-kalten Hauch des Todes durchweht zu sein schien. Andere Mitglieder unserer Gruppe, ich hörte es, schnappten ebenfalls krampfhaft nach Luft.
    »Dieser Ort ist noch toter als eine altägyptische Grabkammer«, stellte Harper fest.
    »Auf jeden Fall ist er noch sehr viel älter«, pflichtete Octave bei. »Laut den glaubwürdigsten Legenden wurden die Yorhi, die Yoh-Vombis erbauten, von der jetzt herrschenden Rasse schon vor über vierzigtausend Jahren ausgerottet.«
    »Aber erzählt man sich nicht«, warf Harper ein, »dass die Letzten der Yorhi von einer unbekannten Macht ausgelöscht wurden – von etwas zu Grauenvollem und Fremdartigem, als dass es auch nur in einer Sage Erwähnung finden könnte?«
    »Das stimmt. Ich habe davon gehört«, pflichtete Octave bei. »Vielleicht finden wir in den Ruinen Hinweise, die dieses Gerücht erhärten oder aber es entkräften. Die Yorhi könnten schlicht von einer verheerenden Seuche dahingerafft worden sein, einer Krankheit wie der Yashta-Pest, die als eine Art von grünem Schimmel auftritt und sämtliche Knochen im Leib zerfrisst, beginnend bei den Zähnen, den Zehen- und den Fingernägeln. Doch brauchen wir keine Ansteckung zu befürchten, sollten wir etwa in Yoh-Vombis irgendwelche Mumien entdecken – die Erreger werden inzwischen ebenso tot sein wie ihre Opfer, nach all den marsianischen Zeitaltern, die den Planeten ausgedörrt haben. Dennoch gibt es hier bestimmt vieles in Erfahrung zu bringen. Die Aihai haben diesen Ort seit jeher gemieden, so gut es ging. Wenige nur haben ihn jemals aufgesucht – und soweit ich weiß, hat noch nie jemand eine gründliche Erforschung der Ruinen vorgenommen.«
    Die Sonne war mit unheimlich anmutender Schnelligkeit untergegangen, als wären bei ihrem Verschwinden Geistermächte anstelle der Naturgesetze wirksam gewesen. Augenblicklich verspürten wir den kalten Schauder der blaugrünen Marsdämmerung und der Himmel über uns glich einer gewaltigen, glasklaren Kuppel aus nachtschwarzem Eis, übersät mit dem millionenfachen, fahlen Funkeln der Sterne. Wir hüllten uns in die marsianischen Pelzmäntel und Fellmützen, ohne die man im Freien keine Nacht auf dem Planeten übersteht. Kurz darauf schlugen wir westlich der Mauern unser Lager auf. Ihr Windschatten bot uns etwas Schutz vor dem Jaar, jenem erbarmungslosen Wüstenwind, der stets vor Morgengrauen aus dem Osten heranfaucht. Alsdann entzündeten wir die Spirituslampen, die wir zum Kochen mitführten, hockten uns eng aneinander gedrängt um ihr Licht und ihre Wärme und bereiteten unsere Mahlzeit zu.
    Gleich nach dem Abendessen schlüpften wir eher zur Bequemlichkeit denn aus Ermüdung in unsere Schlafsäcke. Die beiden Aihai, unsere Führer, hingegen wickelten sich in ihre leichentuchartigen Überwürfe aus grauem Bassa -Tuch, die ihrer ledrigen Haut selbst bei Minustemperaturen ausreichend Schutz zu bieten scheinen.
    Sogar in meinem dicken, doppelt gefütterten Schlafsack verspürte ich noch die schneidende Kälte der Nachtluft. Ich bin sicher, nur deswegen – und aus keinem anderen Grund – konnte ich lange Zeit keinen Schlaf finden. Und als ich endlich doch eindöste, war mein Schlummer so ruhelos, dass ich immer wieder daraus aufschreckte. Natürlich mochten die Fremdartigkeit unserer Lage sowie die gespenstische Nähe jener viele Äonen alten Mauern und Türme einigermaßen zu meiner Unruhe beigetragen haben. Und doch litt ich keineswegs unter irgendeinem Angstgefühl oder nur der mindesten Vorahnung einer Bedrohung. Allein der Gedanke, etwas Gefährliches könnte in Yoh-Vombis lauern, hätte mich zum Lachen gebracht. Mussten doch in diesem atemberaubenden, unvorstellbaren Ruinenhaufen aus namenloser Vorzeit selbst die Spukgespenster seiner verstorbenen Bewohner schon vor Ewigkeiten zum Nichts verblichen sein.
    Dennoch ist mir nur wenig im Gedächtnis haften geblieben, außer dem gefühlten Verstreichen einer endlos langen Zeitdauer, wie es für einen seichten und häufig unterbrochenen

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